1 00:00:06,960 --> 00:00:09,920 Im Stadtarchiv gibt es einen ganz besonderen Schatz. 2 00:00:09,920 --> 00:00:14,047 Es handelt sich um die sogenannte Magniurkunde, 3 00:00:14,047 --> 00:00:18,952 die vor fast 1000 Jahren im Jahre 1031 über 4 00:00:18,952 --> 00:00:18,960 Es handelt sich um die sogenannte Magniurkunde, die vor fast 1000 Jahren im Jahre 1031 über 5 00:00:18,960 --> 00:00:22,400 die Weihe der Magnikirche ausgestellt worden ist. 6 00:00:22,400 --> 00:00:28,440 Der Aussteller der Urkunde war Bischof Branthag oder Branthago von Halberstadt. 7 00:00:28,440 --> 00:00:36,440 Ausgefertigt wurde die Urkunde auf Veranlassung eines Grafen Liudolf, der dem Geschlecht der 8 00:00:36,440 --> 00:00:41,640 Brunonen angehörte und hier der örtliche Herrschaftsträger war. 9 00:00:41,640 --> 00:00:47,840 Die eigentlichen Stifter der Kirche, das war ein Ehepaar freier, 10 00:00:47,840 --> 00:00:55,640 hier ansässiger Bewohner dieses Gebietes. mit Namen Hatheguard und Atta. 11 00:00:55,640 --> 00:01:00,200 Besonders ist die Urkunde für uns heute im historischen Kontext. 12 00:01:00,200 --> 00:01:05,200 Nicht nur, weil sie uns über Vorgänge im elften Jahrhundert unterrichtet, wo es eben 13 00:01:05,200 --> 00:01:09,800 noch nicht so viel Schriftlichkeit gibt, sondern besonders ist sie vor allen Dingen deshalb, 14 00:01:09,800 --> 00:01:13,160 weil dort die erste schriftliche Erwähnung 15 00:01:13,160 --> 00:01:18,360 des Ortsnamens Braunschweig in einem Textdokument erfolgt. 16 00:01:18,360 --> 00:01:22,600 Braunschweig wurde damals natürlich noch nicht so geschrieben, wie wir es heute kennen, 17 00:01:22,600 --> 00:01:31,760 sondern der Ortsname lautet Brunesguik mit G und U und die Forschung oder die Forscher, 18 00:01:31,760 --> 00:01:36,400 die sich mit dieser Urkunde beschäftigt haben, die haben gesagt na ja, das ist genauso wie 19 00:01:36,400 --> 00:01:42,880 heute, dass man etwa im Italienischen findet, dieses G und U wird als W ausgesprochen. 20 00:01:42,880 --> 00:01:48,120 Man vermutet, dass der Schreiber dieser Urkunde eben aus Norditalien stammte und dass man 21 00:01:48,120 --> 00:01:51,177 deshalb durchaus auch Brunswick sagen kann, 22 00:01:51,177 --> 00:01:55,027 so wie es dann auch im weiteren Mittelalter behandelt worden ist. 23 00:01:55,040 --> 00:01:56,640 Dieser Ortsname. 24 00:01:56,640 --> 00:01:59,520 Und erst so seit dem sechzehnten Jahrhundert hat man dann 25 00:01:59,520 --> 00:02:03,320 die Entwicklung hin zu dem heute üblichen Braunschweig. 26 00:02:03,320 --> 00:02:06,993 Neben Braunschweig sind auch noch eine ganze Reihe 27 00:02:06,993 --> 00:02:10,029 anderer Orte hier erwähnt, und zwar 28 00:02:10,029 --> 00:02:10,040 Neben Braunschweig sind auch noch eine ganze Reihe anderer Orte hier erwähnt, und zwar 29 00:02:10,040 --> 00:02:13,900 als die Orte, die zur Ausstattung der Magnikirche gehören, 30 00:02:13,900 --> 00:02:18,423 also die materielle Grundlage für diese Kirche bilden und 31 00:02:18,440 --> 00:02:25,200 gleichzeitig den Kirchsprengel darstellen, unter anderem auch etwa Gliesmarode, 32 00:02:25,200 --> 00:02:29,720 was in der Urkunde Gliesmoderoth genannt wird. 33 00:02:29,720 --> 00:02:34,587 Diese Urkunde ist übrigens auf ein Jahr nur datiert, 34 00:02:34,587 --> 00:02:37,157 hat eine reine Jahresdatierung, 35 00:02:37,157 --> 00:02:37,160 Diese Urkunde ist übrigens auf ein Jahr nur datiert, hat also eine reine Jahresdatierung, 36 00:02:37,160 --> 00:02:42,080 weil wir uns in einer Zeit befinden, in der es noch nicht üblich war, ständig Schriftstücke 37 00:02:42,080 --> 00:02:48,280 auszustellen und wo es einfach ausreichte, auf das Jahr genau zu datieren. 38 00:02:48,280 --> 00:02:54,880 Ansonsten ist es ein ganz besonderes Stück auch deshalb, weil wir aus der frühen Zeit 39 00:02:54,880 --> 00:02:57,810 kaum Halberstädter Bischofsurkunden haben 40 00:02:57,810 --> 00:03:01,314 und von dem Bischof Branthago ist es die einzige 41 00:03:01,314 --> 00:03:01,320 kaum Halberstädter Bischofsurkunden haben und von dem Bischof Branthago ist es die einzige 42 00:03:01,320 --> 00:03:07,120 original erhaltene Urkunde, die von ihm ausgestellt worden ist. 43 00:03:07,120 --> 00:03:10,800 Unsere Urkunde weist eine ganze Reihe von Besonderheiten auf 44 00:03:10,800 --> 00:03:13,280 neben der Frage, dass sie so alt ist. 45 00:03:13,280 --> 00:03:17,040 Und zwar ist die Urkunde nicht besiegelt. 46 00:03:17,040 --> 00:03:20,160 Man würde würde für das spätere Mittelalter erwarten, 47 00:03:20,160 --> 00:03:24,370 dass eine Urkunde ein Siegel hat, was vorne ordentlich angehängt ist, 48 00:03:24,370 --> 00:03:27,647 um eben auch als Zeichen der 49 00:03:27,640 --> 00:03:30,240 Beglaubigung des jeweiligen Ausstellers zu dienen. 50 00:03:30,240 --> 00:03:33,746 Genauso wie wir heute gewohnt sind, dass man etwa 51 00:03:33,746 --> 00:03:36,749 ein offizielles Schreiben auch stempelt. 52 00:03:36,749 --> 00:03:36,760 Genauso wie wir heute gewohnt sind, dass man etwa ein offizielles Schreiben auch stempelt. 53 00:03:36,760 --> 00:03:39,000 Diese Funktion erfüllte das Siegel. 54 00:03:39,000 --> 00:03:46,120 Im 11. Jahrhundert noch dazu, bei einem solchen Akt, der hier niedergelegt worden ist, 55 00:03:46,120 --> 00:03:50,280 dass eben eine Kirche geweiht worden ist, kein spezielles Recht vergeben, 56 00:03:50,280 --> 00:03:55,240 war es aber nicht üblich, solche Siegel an dieser Urkunde zu befestigen. 57 00:03:55,240 --> 00:04:03,280 200 Jahre später, im zwölften Jahrhundert, hat man das als Mangel empfunden und hat deshalb 58 00:04:03,280 --> 00:04:08,120 auf der Rückseite ein Siegel einfach dazu gefälscht, 59 00:04:08,120 --> 00:04:12,200 also ein falsches Siegel auf der Rückseite aufgebracht. 60 00:04:12,200 --> 00:04:19,360 Das ist heute erhalten und dass macht die Urkunde in doppelter Art und Weise besonders. 61 00:04:19,360 --> 00:04:24,280 Manche Forscher haben allerdings gesagt die Urkunde hatte von vornherein 62 00:04:24,280 --> 00:04:28,080 auf der Rückseite ein Siegel, was aber abgefallen ist. 63 00:04:28,080 --> 00:04:32,440 Da gibt es eben zwei unterschiedliche Interpretationen. 64 00:04:32,440 --> 00:04:39,040 In jedem Fall ist die Magniurkunde, das älteste Stück des Stadtarchivs Braunschweig 65 00:04:39,040 --> 00:04:43,616 und Anlass dafür, dass wir im Jahr 2031 66 00:04:43,616 --> 00:04:47,654 das tausendjährige Stadtjubiläum feiern können. 67 00:04:47,654 --> 00:04:47,680 und Anlass dafür, dass wir im Jahr 2031 das tausendjährige Stadtjubiläum feiern können. 68 00:04:47,680 --> 00:04:54,920 Für uns ist das Anlass, uns in den nächsten Jahren verstärkt mit Stadtgeschichte zu beschäftigen. 69 00:04:54,920 --> 00:05:00,240 Wir wollen erstmals eine große, umfangreiche Stadtgeschichte erarbeiten, 70 00:05:00,240 --> 00:05:05,171 zusammen mit vielen anderen Experten für Stadtgeschichte 71 00:05:05,171 --> 00:05:07,013 und Braunschweiger Geschichte. 72 00:05:07,000 --> 00:05:11,720 Und wir hoffen sehr, dass wir in den nächsten Jahren eben in der Bevölkerung 73 00:05:11,720 --> 00:05:15,520 ein großes Interesse für Stadtgeschichte wecken können. 74 00:05:15,520 --> 00:05:21,320 Denn wie wir alle wissen, die Braunschweiger Geschichte hat viel zu bieten.