60 Jahre jung

Unsere Südstadt – 60 Jahre jung

Die Südstadt – früher Siedlung Mascheroder Holz – ein Stadtteil „im Grünen“, feiert in diesem Jahr ihr 60jähriges Bestehen.

Sie ist eine der Siedlungen, die im Dritten Reich in Braunschweig entstanden sind. Die große Wohnungsnot, die es auch in der Stadt Braunschweig gab, und die Arbeitslosigkeit führten zum Bau der Siedlungen. In Zusammenarbeit mit der Stadt Braunschweig lag die Planung der Siedlung bei der Deutschen Arbeitsfront. Bei der Planung wurden auch die Architekten aus Braun schweig aufgefordert, ihre Pläne einzureichen.

Gedacht als Lehr- und Versuchssiedlung für Architekten und Handwerker wurde die Siedlung Mascheroder Holz von der Deutschen Arbeitsfront zur Mustersiedlung des Deutschen Reiches erklärt. Im Jahr 1936 wurde mit dem Bau der ersten 500 Wohnungen begonnen; heute sind es etwa 1.400 Wohnungen, in denen ca 3.600 Menschen leben.

Zentrum der Südstadt ist der Welfenplatz; er ist der lebendige Mittelpunkt. Hier befindet sich der größte Teil der Geschäfte, und zweimal in der Woche ist hier Markttag. Auf der Heidehöhe – dem „kleinen Markt“ – finden wir weitere Geschäfte sowie eine Massagepraxis, einen Heilpraktiker und die Praxis für Krankengymnastik.

Am Welfenplatz – ursprünglich auch als Aufmarschplatz vorgesehen – steht das Gemeinschaftshaus. Es beherrscht mit seiner Baumasse nicht nur den Platz, sondern auch die ganze Siedlung. Während des Dritten Reiches sollte es die Menschen ständig an die Partei erinnern.

Durch Neubauten am Baumeisterweg, an der Jüdelstraße, Ginsterweg und Nietzschestraße sowie der Kolping-Häuser am Sandgrubenweg hat sich unsere Siedlung nach dem Kriege vergrößert.

Als man die Siedlung plante, waren Kirchen nicht vorgesehen. Erst im Dezember 1953 erhielt die ev.-luth. Gemeinde einen Gemeindesaal – der bis heute als Kirche mit genutzt wird, - einen Konfirmandenraum und eine Wohnung auf dem Kirchenland an der Heidehöhe. Einige Jahre später, im November 1960, feierte die Katholische Kirchengemeinde „St. Heinrich“ die Einweihung ihrer Kirche. Zur Kirche gehören ein Anbau für die Sakristei, ein Pfarr- und ein Jugendheim sowie das Pfarrhaus.

Bereits im Dezember 1936 – wenige Monate nach Baubeginn der ersten Wohnhäuser – wurde nach den Plänen der Deutschen Arbeitsfront mit den Bauarbeiten für die Schule begonnen. Mit dem Bau der Turnhalle einschließlich Geräteraum begannen die Arbeiten im Jahr 1937. Am 7. März 1938 konnte die „Volksschule Südstadtsiedlung Mascheroder Holz“ in Benutzung genommen werden.

Während des Krieges wurde die Schule mehrfach bei Luftangriffen durch Bomben getroffen. In den Jahren danach erfolgte die Beseitigung dieser Schäden, während Um- und Ausbauten die Schule veränderten.

Noch drei Jahre und wir feiern das 50. Volks- und Schützenfest.

Wer kann sich noch an das erste Fest im August 1950 erinnern – dem „Fest der Gemeinschaft, der Freude und des Frohsinns“?

An der Eröffnung auf dem Welfenplatz nahmen ca 4.000 Menschen teil. Beim Lampionumzug zogen etwa 3.000 Kinder mit ihren Laternen durch die Siedlung – eine heute unvorstellbare Zahl.

Der Gemeinschaftssinn vereint auch heute noch, wie in den vergangenen Jahren, die Südstädter beim Volks- und Schützenfest und seit einigen Jahren am zweiten Advent zum „Südstädter Weihnachtsmarkt“.

Zur Erholung für die Einwohner der Südstadt entstand auf eine Fläche von 11 Morgen der „Hermann-Löns-Park“. Neben einem Kinderspielplatz gibt es einen Hartplatz für Ballspiele.

An der Westseite des Parks wurde für die Toten ein Gedenkstein aufgestellt. 1952 begonnen, konnte die Grünanlage am 31. Mai 1953 mit einer Feier eingeweiht werden.

Durch harte Arbeit und Entbehrungen entstanden aus bescheidenen Häusern schmucke Anwesen.

Der Gemeinschaftsgeist und das Zusammengehörigkeitsgefühl – entstanden beim Aufbau der Siedlung und während des Krieges – bestimmen mehr als anderswo das Leben in unserer Südstadt.

Wilhelm Lehmann, Ortsheimatpfleger
aus: Festschrift des Volks- und Schützenfestes 1996

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