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Braunschweiger Klimaschutzpreis 2017: Beiträge Sonderkategorie

Gesucht

Abgeschlossene oder in Umsetzung befindliche Projekte mit Bezug zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit, die nicht in die anderen Wettbewerbskategorien (Bauen & Sanieren, Kleine Unternehmen, Kunst) fallen.

Gefunden

AMBERSKIN – EINE UMWELTFREUNDLICHE LEDERALTERNATIVE

Amberskin - eine umweltfreundliche Lederalternative© © Amberskin (li und Mitte) / Wehmut, Foto: GrautonStudio

Die Lederherstellung ist unter Umwelt-, sozialen und ethischen Gesichtspunkten höchst problematisch - wegen der eingesetzten Chemikalien (Chrom zum Gerben, Biozide, Lösungsmittel), der Arbeitsbedingungen, wegen des extrem hohen Wasserverbrauchs, wegen der Tierhaltung im Allgemeinen und der Klimaschädlichkeit der Tierhaltung im Besonderen. Die Braunschweiger Industriedesigner MICHELLE GRÜNE und ARVED BÜNNING haben eine Lederalternative auf Basis des Kombucha-Pilzes, einer Mischung aus Hefen und Bakterien, entwickelt. Das Produkt kommt ohne chemische Zusätze aus, ist theoretisch sogar essbar und benötigt nur einen Bruchteil des Wassers der Lederherstellung (60 l statt 8.000 bis 16.600 l je kg Leder). Amberskin, benannt nach der Bernsteinfarbe des Materials, kann organisch gefärbt und per Laser graviert werden. Die Lederalternative wird bereits in der Modekollektion einer Hamburger Designerin eingesetzt.

FOODSHARING – LEBENSMITTEL TEILEN STATT WEGWERFEN

Foodsharing - Lebensmittel teilen statt wegwerfen© © Foodsharing e.V. (li) / Thore Peyk (re)

Das Wegwerfen von Lebensmitteln – man geht von etwa 1/3 der produzierten Mengen aus – stellt ethisch wie energetisch ein großes Problem dar. In Braunschweig engagieren sich über 400 ehrenamtliche „Foodsaver“, um aussortierte Lebensmittel einer sinnvollen Verwendung zuzuführen. Dazu hat die FOODSHARING INITIATIVE BRAUNSCHWEIG ein Netzwerk aus 38 kooperierenden Betrieben (Restaurants, Supermärkte, Bioläden, Bäckereien) aufgebaut und Absprachen mit lokalen Abnehmern getroffen. Die stolze Bilanz: über 100 Tonnen Lebensmittel wurden in den letzten dreieinhalb Jahren in Braunschweig gerettet. Damit sind die ca. 420 t klimarelevante Emissionen, die für deren Produktion, Transport und Lagerung aufgebracht wurden, nicht verschwendet worden. Vor kurzem baute die Initiative in der Mühlenpfordtstraße 4 einen sog. „FAIRteiler“ auf - ein Ort zu dem Lebensmittel gebracht und kostenlos von dort mitgenommen werden dürfen. Bei der Weitergabe der Lebensmittel über FAIRteilerstellen müssen allerdings einige Regeln beachtet werden: es gibt eine Dokumentationspflicht (in Form eines Buches) und eine Liste von Nahrungsmitteln, die ausgeschlossen sind (u.a. rohes Fleisch, zubereitete Speisen, Produkte mit rohem Ei und Alkohol). Diese Lebensmittel dürfen nur privat verteilt werden. Die Initiative vernetzt sich über die Internetplattform foodsharing.de und freut sich über neue engagierte Mitglieder und interessierte Betriebe.

FREIE LASTENRÄDER FÜR BRAUNSCHWEIG

Heinrich der Lastenlöwe© © Frank Tristram (li) / Andreas Schröder (re)

Bis zu 51% des Transportes in Städten ließen sich laut Studien auf Räder verlegen. Moderne Lastenräder können bis zu 350 kg transportieren. Ein enormes Potenzial also, das bekannt gemacht und genutzt werden sollte. Die Initiative HEINRICH DER LASTENLÖWE hat sich zum Ziel gesetzt, ein Lastenrad-Verleihsystems aufzubauen, das allen Braunschweigerinnen und Braunschweigern zur Verfügung steht. Damit soll zur Etablierung des Lastenrads als nachhaltiges, emissionsfreies Transportmittel beigetragen werden. Bisher konnten (auch mit Unterstützung der Stadt) zwei Lastenräder angeschafft werden. Die Initiative kümmert sich neben der Finanzierung, auch um das Buchungs- und Betreuungssystem sowie die Organisation der Wartung.

UMWELTBILDUNG IN THEORIE UND PRAXIS IM JUP

Umweltbildung in Theorie und Praxis im JUP© © JugendUmweltPark (JUP)

Auf dem Gebiet des JugendUmweltParks (JUP) im westlichen Ringgebiet können junge Menschen (Hauptzielgruppe 12-27 Jahre) den ökologischen und nachhaltigen Umgang mit Natur und Umwelt nach den Grundsätzen der Permakultur erleben und in Workshops, Veranstaltungen und Seminaren Wissen und Erfahrungen sammeln. Die „JUPies“ betreiben ökologischen Gemüseanbau, lernen dabei u. a. natürliche Methoden der Schädlingsbekämpfung, das Anlegen von Recycling-Hochbeeten und Kräuterspiralen sowie Techniken des Vertical Farming. Diversität und Artenschutz gehören selbstverständlich zum Konzept. Das Gebäude, ein Lehm-Fachwerkhaus, wurde aus recycelten Baumaterialien selbst errichtet. Es verfügt über ein Gründach und eine Photovoltaikanlage. Die selbst organisierten Workshops sind immer eine Kombination aus Wissensvermittlung und kreativer Anwendung. So umfasst z. B. der Workshop „Papierschöpfen und Upcycling“ nicht nur Grundsätzliches zu Mülltrennung, - Recycling und dem Konzept „Cradle to Cradle“, sondern auch das praktische Upcycling der eigenen Abfall-Materialien. Damit leistet das JUP, ein Teilprojekt des ökoscouts e.V, einen Beitrag zum schonenden Umgang mit Ressourcen und einem veränderten Konsumverhalten - elementaren Bausteinen des Klimaschutzes.

KLIMASCHUTZ IM VEREINSLEBEN DER NATURFREUNDE BRAUNSCHWEIG

Naturfreunde Braunschweig e.V.© © NaturFreunde Deutschlands (li) / Barbara Drücke-Höbel (re)

Im Vereinsleben der NATURFREUNDE BRAUNSCHWEIG e.V. wird Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Um das Vereinsverhalten diesbezüglich zu durchleuchten, wurde eine Nachhaltigkeitsgruppe eingerichtet. Zu den Konsequenzen zählen die Umstellung auf Glasgetränkeflachen, Verzicht auf Einwegverpackungen und Plastik, FairTrade Kaffee, der Ausbau des vegetarischen Angebots bei Treffen und Festen (auf die Hälfte), Mülltrennung, die Beteiligung bei der Aktion Stadtradeln sowie die Information der Mitglieder und der Öffentlichkeit zu virtuellem Wasserverbrauch. Darüber hinaus hat der Verein eine Solarthermie-Anlage für die Warmwassererzeugung installiert.

ORGANIC BEATS FESTIVAL – DAS NACHHALTIGE MUSIKEVENT

Organic-Beats-Festival (OBF)© © Kevin Kurmann

Das Organic-Beats-Festival (OBF) ist der Braunschweiger Beweis, dass Feiern und Klimaschutz ein tolles Team bilden können. Das ehrenamtlichen ORGANIC-BEATS-ORGA-TEAM hat ein rundum klimafreundliches Konzept auf die Beine gestellt. Der Strom für Beleuchtung und Musik wird über Photovoltaikmodule und einen stationären Batteriespeicher zur Verfügung gestellt. Speis und Trank entstammen lokalen Zulieferern, sodass lange Transportwege vermieden werden. Und wo andere Veranstaltungen vermüllte Wiesen zurücklassen, ist der Platz des OBF hinterher oft sauberer als vorher. Durch den Verzicht auf Einwegbesteck und ein eigenes Pfandsystem, wird der anfallende Müll drastisch reduziert – und Verbleibendes aufgeräumt und getrennt entsorgt. Auch die Dekoration verdient das Etikett „nachhaltig“. Sie wird nach dem Upcycling-Prinzip aus Abfall, z. B. alten Paletten gebastelt. Durch attraktive Künstler/-innen und begleitenden Workshops gelingt es den Organisator/-innen, dass das OBF stets ausverkauft ist.

SMART DIGITAL GARDEN – URBAN FARMING IM DACHGEWÄCHSHAUS

„Smart Digital Garden“ (SDG)© © Protohaus gGmbH

Die PROTOHAUS gGmbH entwickelte ein computergestütztes, sich selbst kontrollierendes Gewächshaus, das besondere Möglichkeiten des Lebensmittelanbaus in Ballungsräumen bietet. Es handelt sich um ein hydroponisches System, bei dem die Pflanzen in Wasser gezogen werden. Durch den gewichtsreduzierenden Verzicht auf Boden kann der „Smart Digital Garden“ (SDG) auch als Dachgewächshaus eingesetzt werden. Das platzsparende Aufstapeln der Anbauflächen, die Nutzung von Umgebungswärme und die Verlängerung der Vegetationsperiode erhöhen die Effektivität gegenüber konventioneller Landwirtschaft. Das geschlossene System spart Wasser und Düngemittel und kommt ohne Biozide aus. Die Bepflanzung, das Gießen und die Überwachung von Bodenfeuchte und Lichtbedarf erfolgt durch einen Roboter (FarmBot). Das Ziel von PROTOHAUS ist es, die Technologie samt Bauplänen der Bürgerschaft zum Nachbau zur Verfügung zu stellen (Open Source). Das Dachgewächshaus mit innovativer und effizienter Technologie soll so die Lebensmittelproduktion wieder in die unmittelbare Nähe der Konsumenten bringen, wodurch Transportwege und Kühlketten vermieden werden. Das Projekt wird durch Veranstaltungen ergänzt.

DER UMSONSTFLOHMARKT

Der Umsonstflohmarkt© © Transition Town Initiative Braunschweig

Noch gebrauchsfähige Produkte werden in unserer Gesellschaft schnell durch neue ersetzt oder stellen sich insgesamt als entbehrlich dar. Der damit verbundene Ressourcen-, Energie- und Entsorgungsbedarf ist unter Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten höchst problematisch. Vor diesem Hintergrund organisiert das Netzwerk TRANSITION TOWN BRAUNSCHWEIG regelmäßig den Umsonstflohmarkt, bei dem andernfalls entsorgte Gegenstände ein neues zu Hause finden, in dem sie wieder gebraucht werden. Der Umsonstflohmarkt ist nicht nur eine Tauschplattform, sondern auch Informationsveranstaltung und Treffpunkt. Er sensibilisiert ohne erhobenen Zeigerfinger und ist eine Demonstration für nachhaltigere Konsummuster.

GEMEINSCHAFTLICHES UND NACHHALTIGES STADTGÄRTNERN

urbane Botnik© © Katrin Rudnicki (li) / Mona Hofmann (re)

Auf dem Gelände des Vereins "URBANE BOTNIK“; in der Nähe des TU Campus Nord; wird gemeinschaftlich, nach Grundsätzen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes gegärtnert. D. h. Anbau ohne Einsatz von Bioziden und synthetischem Dünger, Kreislaufwirtschaft, Transport zu Fuß oder per Rad. Begleitet wird das Projekt von zahlreichen Aktionen wie Workshops zu Wildkräutern, Pilzen, Pflanzenzucht, Bäume pflanzen, Terra Preta etc. Der Verein unterstützt eine Braunschweiger Schule in ihrem Schulgarten.

DIE PREISTRÄGER IN DER SONDERKATEGORIE

  1. Preis: Organic-Beats-Festival
  2. Preis: Foodsharing UND Amberskin

Anerkennungspreise:

  • Heinrich der Lastenlöwe
  • JugendUmweltPark
  • Urbane Botnik

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • © Amberskin (li und Mitte) / Wehmut, Foto: GrautonStudio
  • © Foodsharing e.V. (li) / Thore Peyk (re)
  • © Frank Tristram (li) / Andreas Schröder (re)
  • © JugendUmweltPark (JUP)
  • © NaturFreunde Deutschlands (li) / Barbara Drücke-Höbel (re)
  • © Kevin Kurmann
  • © Protohaus gGmbH
  • © Transition Town Initiative Braunschweig
  • © Katrin Rudnicki (li) / Mona Hofmann (re)