Urzeitkrebse (Crustacea)
Alles Leben entstammt letztlich dem Wasser. Darin machen auch die Urzeitkrebse keine Ausnahme; sie sind vermutlich vor langer Zeit im Meer entstanden. Heute sind Vertreter dieser Gruppe sowohl im Süß- als auch im Salzwasser zu finden. Mit einer Ausnahme leben alle in Deutschland vorkommenden Urzeitkrebse in periodischen Gewässern, die regelmäßig austrocknen. Da diese Tiere über keine guten Schutzmechanismen verfügen, kommen sie in Gewässern mit Fischen und anderen natürlichen Feinden nicht oder nur in geringer Zahl vor.
Die ältesten gefundenen Fossilien ihrer Vorfahren schätzen Forscher auf über 500 Millionen Jahre. Während die Dinosaurier vor rund 70 Millionen Jahren ausstarben, haben die Urzeitkrebse bis heute fast unverändert überlebt. Dies erklärt sich aus der Fähigkeit dieser Tiere, widerstandsfähige Eier zu legen, die Jahrzehnte ruhen und in großer Hitze ohne Wasser überleben können. Nach einem kräftigen Regen, der Frühjahrsschmelze oder durch Hochwasser füllen sich Tümpel und Gräben mit Wasser. Die Larven erwachen zum Leben und schlüpfen nach 2 bis 3 Tagen aus.
Obwohl die Urzeitkrebse schon so viele Jahrtausende überlebt haben, sind sie heute stark bedroht. Ihr Lebensraum wird durch die zunehmende Bewirtschaftung und Trockenlegung von Flächen immer enger. Was Millionen Jahre nicht geschafft haben, könnte der Mensch jetzt erreichen: das Aussterben der Urzeitkrebse in der freien Natur. Manche Arten sind schon sehr selten geworden.
Im Stadtgebiet von Braunschweig wurde das Vorkommen von Urzeitkrebsen untersucht. Aufgrund des unregelmäßigen Auftretens ist deren Nachweis nicht einfach. Dazu überprüfte ein Experte im Frühjahr und Sommer 1999 insbesondere Waldtümpel im Stadtgebiet. Neben Direktbeobachtungen und Kescherfängen hat er auch auf Larven geachtet. Zusätzlich wurden ältere Daten herangezogen und Naturinteressierte befragt. Die Ergebnisse der Untersuchung werden hier dargestellt.
Allgemein werden drei Gruppen von Urzeitkrebsen unterschieden: Feenkrebse (Anostraca), Rückenschaler (Notostraca) und als dritte Gruppe die Muschelschaler (Conchostraca). In Braunschweig konnten nur Vertreter der ersten beiden Gruppen gefunden werden.