In steiler Kurve fliegt der Ball über den Rasen. Mit einem kraftvollen Spannstoß hat ihn der Fußballer hoch über seinen Kopf geschossen, seinen athletischen Körper hält er dabei durch gewandte Bewegungsabläufe in Balance. Was heute als ein Musterbeispiel sportlicher Eleganz herhalten könnte, war Ende des 19. Jahrhunderts für viele ein Skandal. „Fusslümmelei“ lautete der Vorwurf, der von traditionellen Turnern und Pädagogen gegen das in Deutschland noch junge Fußballspiel erhoben wurde. Man empfand das kampfbetonte Spiel aus England als grob, undeutsch und auch gefährlich für die moralische Haltung der Jugend. Die Streitschrift „Fusslümmelei – Über Stauchballspiel und englische Krankheit“ des Stuttgarter Turnlehrers Karl Planck (1857-1899) aus dem Jahre 1894 bringt diese Sicht auf den Fußball schon auf dem Titelblatt zum Ausdruck: Die dort abgedruckte höhnische Karikatur eines groben Balltreters mit dumpfem Gesichtsausdruck und zu Fäusten geballten Händen wurde damals von vielen Fußballern mit „großem Hallo“ aufgenommen. Nun schmückt sie ein Poster und eine Postkarte der Braunschweig Stadtmarketing GmbH zum Konrad-Koch-Jubiläum.

„Die ‚Fusslümmelei‘, das ist nicht nur ein Wortungetüm, welches beim heutigen Leser Aufmerksamkeit erzeugt“, erklärt Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Stadtmarketing GmbH. „Es steht vielmehr dafür, dass die Rolle, die der Fußball heute in unserer Gesellschaft spielt, in den Anfangsjahren keineswegs selbstverständlich war“, so Gerold Leppa weiter. Mit einem Augenzwinkern gegenüber der damals abfälligen Bezeichnung der neuen Sportart hat man sich in Verbindung mit dem Slogan „Braunschweig 1874: Die Wiege des deutschen Fußballs“ für das Bildmotiv entschieden. Neben Poster und Postkarte soll es deshalb in Kürze zusätzlich eine T-Shirt-Serie im Retro-Stil mit dem Schriftzug „Fusslümmelei“ und dem Braunschweig-Slogan geben. „Ein Muss für alle Braunschweig-Fans und Fußball-Liebhaber, die ihre Verbundenheit zu Braunschweig zum Ausdruck bringen wollen“, ist sich der Stadtmarketing-Chef sicher.

Zeitgleich zur Produkteinführung von Poster und Postkarte startet die Braunschweig Stadtmarketing GmbH außerdem eine Werbekampagne mit kostenlosen CityCards. Sechs spannende Motive mit ungewöhnlichen historischen Fußballbegriffen und einer kurzen Erklärung werden ab sofort in den nächsten zwölf Wochen an zahlreichen Orten in der ganzen Stadt ausgelegt. Die Idee dahinter ist so einfach wie überzeugend: „Dass es Braunschweig war, wo 1874 der Fußball zum ersten Mal in Deutschland regelmäßig gespielt wurde, weiß man in der Stadt selbst recht gut“, sagt Marisa Kauert, Projektleiterin bei der Braunschweig Stadtmarketing GmbH. Insbesondere die jahrzehntelangen, wertvollen Forschungen des Braunschweiger Autors Kurt Hoffmeister hätten dazu viel beigetragen. „Doch außerhalb Braunschweigs ist man sich dieser Tatsache noch viel zu wenig bewusst“, findet Marisa Kauert. Man setze daher mit den kostenlosen Postkarten auf die Mithilfe der Braunschweiger: „Jede Gratis-Postkarte, die von hier aus verschickt wird“, so Marisa Kauert weiter, „macht Konrad Koch und mit ihm Braunschweig als die ‚Wiege des deutschen Fußballs‘ ein Stück bekannter“.

Wer mehr zu Konrad Koch erfahren möchte, wird auch im Internet fündig. Unter der Adresse www.braunschweig.de/fussball hat die Braunschweig Stadtmarketing GmbH zahlreiche wissenswerte und unterhaltsame Informationen rund um Konrad Koch und die Fußballstadt Braunschweig zusammengetragen. „Elf Tatsachen, die Fußballfans wissen müssen“ verraten Überraschendes, Wissenswertes und Erstaunliches aus den Anfängen des Fußballs. Eine Übersichtskarte zeigt die damaligen Orte der Fußballgeschichte in Braunschweig. Die Internetseite wird im Jubiläumsjahr fortlaufend aktualisiert. Zahlreiche Links erschließen Veranstaltungen und weitere Internetangebote zum Thema.

Wer darüber hinaus neugierig geworden ist auf die Stadt, in der 1874 der deutsche Fußball begann, kann sich auch vor Ort auf Spurensuche machen: Im Rahmen einer Erlebnisführung kann man Professor Konrad Koch oder seinen Wegbegleitern August Hermann und Dr. Friedrich Reck auf dem Weg zu den Fußballregeln von 1875 folgen und die Orte des frühen Fußballspiels in Braunschweig kennenlernen. Für auswärtige Gäste hält die Braunschweig Stadtmarketing GmbH zudem ein spezielles Pauschalangebot bereit: Die Wochenendreise „Braunschweig – Die Wiege des Fußballs“ bietet (ab 107,- Euro pro Person) eine bzw. zwei Übernachtungen in Braunschweig, die Teilnahme an der Erlebnisführung zu Konrad Koch, ein Braunschweig Souvenir sowie eine Karte für ein Fußballspiel (je nach gewünschtem Reisetermin entweder für ein Heimspiel von Eintracht Braunschweig oder für ein Spiel der Fußballweltmeisterschaft der Frauen im benachbarten Wolfsburg).

Poster und Postkarte sind zum Preis von 4,50 Euro bzw. 1,- Euro erhältlich in der Touristinfo am Burgplatz. Ebenfalls angeboten werden informative und spannende Bücher Braunschweig als die Wiege des deutschen Fußballs, darunter auch die neue Biografie über Konrad Koch von Kurt Hoffmeister mit dem Titel „Der Wegbereiter des Fußballspiels in Deutschland“ (Braunschweig 2011). In der Touristinfo gibt es ab dem 24.2. auch die T-Shirts mit dem Braunschweig-Slogan. Schon jetzt dort erhältlich sind die Tickets für die Erlebnisführungen. Das Reiseangebot kann auch über das Internet gebucht werden; buchbar ist es jeweils für die Wochenenden der Fußballspiele.

Gerne vermitteln wir für Interviews den Kontakt zu dem Braunschweiger Autor Kurt Hoffmeister, dessen jahrzehntelange Forschungen Konrad Koch überhaupt erst ins öffentliche Bewusstsein gerückt haben.