Ernst Böhme

geboren am 23.01.1892 • gestorben 21.07.1968

Ernst Böhme wuchs als Sohn eines Fabrikarbeiters in Magdeburg auf, wo er trotz der finanziell schwierigen Situation der Familie das Abitur ablegen konnte. Bis zum Beginn des Ersten Welt­krieges studierte er Rechts- und Staatswissenschaften. Bereits 1912 trat Böhme in die SPD ein. Das Engagement für eine demokratische Gesellschaft und Politik begleitete ihn sein Leben lang.

Am 23. November 1929 wurde Böhme zum Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig gewählt. In der politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation der Weimarer Republik gelang es ihm, wichtige Projekte wie die Anlage des Hafens am Mittellandkanal, die Errichtung der Wendentorbrücke und den Bau einer Stadtrandsiedlung bei Lehndorf zu realisieren. Die Belange der Stadt vertrat Böhme seit 1930 auch im Braunschweigischen Landtag, wobei er oft gegen den Widerstand der zunehmend nationalsozialistisch dominierten Landesregierung zu kämpfen hatte. Sein öffentliches Eintreten gegen die Einbürgerung Adolf Hitlers 1932 brachte ihn schließlich nicht nur ins Gefängnis, die SS überfiel ihn in seiner Wohnung und misshandelte ihn bis zur Bewusstlosigkeit. Zudem verfügte der NSDAP-Innenminister Dietrich Klagges am 13. März 1933 Böhmes Absetzung als Oberbürgermeister. Auch seinen Beruf als Anwalt konnte Böhme nicht mehr ausüben, so dass er noch ein Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft absolvierte und die NS-Zeit in Berlin und Naumburg an der Saale als Steuerberater und Buchprüfer verbrachte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte der überzeugte Sozialdemokrat dem Wunsch der amerikanischen Militärregierung und stimmte seiner Wiedereinsetzung als Oberbürgermeister in Braunschweig zu. Das Amt übernahm er am 1. Juni 1945. Obwohl er nach Einführung der neuen Gemeindeordnung (Zweigleisigkeit) weiter dieses Amt ausübte, organisierte Böhme die Trümmerräumung in der zerstörten Stadt und den Wiederaufbau, beschaffte Wohnungen und plante Infrastrukturmaßnahmen. Er vertrat Braunschweig auch als Landtagsabgeordneter und wirkte maßgebend an der Entstehung der niedersächsischen Verfassung mit. Bei seinem Eintreten für die Kultur lag Böhme ein anderer Braunschweiger besonders am Herzen: der Schriftsteller Wilhelm Raabe. So unterstützte er die Errichtung eines Denkmals, setzte sich für den Erhalt des Nachlasses ein und positionierte den von der Stadt verliehenen Wilhelm-Raabe-Literaturpreis nach dem Zweiten Weltkrieg neu.

Eine schwere Erkrankung zwang Böhme am 17. Dezember 1948 zur Niederlegung seines Amtes. Für sein politisches Engagement und seine ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielt Ernst Böhme zahlreiche Ehrungen, unter anderem den Großen Verdienstorden mit Stern, die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik, die Goldene Plakette der Stadt Braunschweig und wurde als Ehrenbürger der Stadt und Ehrensenator der TU Braunschweig geehrt.

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