1 00:00:04,480 --> 00:00:09,280 Das Städtische Museum Braunschweig hat eigentlich zwei Besonderheiten: 2 00:00:09,280 --> 00:00:13,360 zum einen es wurde gegründet als Museum von Bürgern für Bürger. 3 00:00:13,360 --> 00:00:17,720 Das andere: das Museum hatte immer internationale Verbindungen, 4 00:00:17,720 --> 00:00:20,160 immer internationale Stücke in seiner Sammlung. 5 00:00:20,160 --> 00:00:25,200 Denn viele Bürger vermachten ihrem Museum Schenkungen und diese Schenkungen waren oftmals 6 00:00:25,200 --> 00:00:29,640 Reiseandenken, Kulturobjekte, die aus allen möglichen Kontinenten stammten, 7 00:00:29,640 --> 00:00:31,320 von Reisen stammten. 8 00:00:31,320 --> 00:00:37,360 Wir sehen im Museum vor allen Dingen auch viele Objekte, die mit Amerika zu tun haben. 9 00:00:37,360 --> 00:00:40,200 Wir erkennen das schon an der Fassade des Hauses. 10 00:00:40,200 --> 00:00:45,880 Da sind typisierte Vertreter der einzelnen Kontinente zu sehen als skulpturaler Schmuck 11 00:00:45,880 --> 00:00:49,600 am Löwenwall, und unter anderem ist dann als Zeichen 12 00:00:49,600 --> 00:00:53,440 für Amerika ein in Anführungszeichen Indianer mit seinem Schmuck zu sehen. 13 00:00:53,440 --> 00:00:57,680 Und das Thema „Amerika“ war für das Haus von Anfang an von großer Bedeutung. 14 00:00:57,680 --> 00:01:04,080 Wir sehen das, dass wir in der Sammlung der Ethnologie zum Beispiel altamerikanische Objekte 15 00:01:04,080 --> 00:01:07,440 entdecken können oder in Anführungszeichen indianische Objekte. 16 00:01:07,440 --> 00:01:14,080 Wir haben einen großen Förderer des Museums, Carlos Götting, der in Südamerika als Möbelhändler 17 00:01:14,080 --> 00:01:18,000 sehr wohlhabend wurde und das Haus finanziell unterstützte. 18 00:01:18,000 --> 00:01:23,200 Er sorgte mit dafür, dass das Haus am Löwenwall gebaut werden konnte und Carlos Götting brachte 19 00:01:23,200 --> 00:01:28,280 gerade von seinen Amerikareisen viele Objekte mit, die wir heute noch in der Sammlung bestaunen 20 00:01:28,280 --> 00:01:31,960 können, unter anderem von den Niagarafällen. 21 00:01:31,960 --> 00:01:35,400 Es gibt noch andere Amerika-Bezüge in unserer Sammlung. 22 00:01:35,400 --> 00:01:40,640 Ich möchte einen besonderen noch nennen: Wir verwalten hier viele Instrumente des Herstellers 23 00:01:40,640 --> 00:01:42,880 Steinweg, Steinway & Sons. 24 00:01:42,880 --> 00:01:48,120 Heinrich Steinweg als Braunschweiger ging in die USA und gründete da die berühmte 25 00:01:48,120 --> 00:01:51,920 Pianomanufaktur Steinway & Sons, die wir heute in 26 00:01:51,920 --> 00:01:54,120 einer großen Bandbreite präsentieren können. 27 00:01:54,120 --> 00:01:57,920 Und wir wollen auch in vielen Sonderausstellungen auf das Thema „Amerika“ eingehen. 28 00:01:57,920 --> 00:02:02,840 Und wir zeigen derzeit eine Ausstellung mit Werken von Andreas Feininger, dem berühmten 29 00:02:02,840 --> 00:02:07,880 Fotografen und Pionier des Bildjournalismus, der sich des Themas „Amerika“ angenommen 30 00:02:07,880 --> 00:02:10,720 hat, unter dem Titel „Alte Neue Welt“. 31 00:02:10,720 --> 00:02:15,280 Insofern kann man sagen die „Neue Welt“ beginnt in Braunschweig am Löwenwall. 32 00:02:16,960 --> 00:02:19,080 Einen schönen guten Tag. 33 00:02:19,080 --> 00:02:24,240 Ich möchte Ihnen zwei Highlights der ethnologischen Sammlung des städtischen Museums vorstellen, 34 00:02:24,240 --> 00:02:27,480 die für zwei unterschiedliche Aspekte der Begegnung 35 00:02:27,480 --> 00:02:31,120 von Braunschweig und Nordamerika stehen. 36 00:02:31,120 --> 00:02:36,320 Das erste Highlight sind diese beiden Trommelfelle, die ursprünglich 37 00:02:36,320 --> 00:02:37,800 zu einer Trommel gehört haben. 38 00:02:37,800 --> 00:02:43,880 Diese sind nicht nur die allerältesten Trommeln überhaupt weltweit, die mit dem östlichen 39 00:02:43,880 --> 00:02:46,440 Nordamerika in Verbindung gebracht werden können. 40 00:02:46,440 --> 00:02:53,440 Sie stehen auch für eine ganz besondere Geschichte der Beziehung zwischen Braunschweig und Nordamerika, 41 00:02:53,440 --> 00:03:00,040 nämlich die Geschichte der Braunschweiger Soldaten, die auf Seiten der Briten im amerikanischen 42 00:03:00,040 --> 00:03:05,440 Unabhängigkeitskrieg 1775 bis 1783 gekämpft haben. 43 00:03:05,440 --> 00:03:13,640 Der spezifische Soldat, der diese Trommel gesammelt hat, hieß Johann Ludwig von Unger, 44 00:03:13,640 --> 00:03:18,680 und dieser geriet 1777 bei Saratoga in Kriegsgefangenschaft. 45 00:03:18,680 --> 00:03:25,920 Das Besondere hier als netter Zusatzaspekt ist, dass er während dieser Kriegsgefangenschaft 46 00:03:25,920 --> 00:03:31,720 auch den späteren dritten Präsidenten der USA, Thomas Jefferson, kennengelernt hatte, 47 00:03:31,720 --> 00:03:35,600 mit dem er auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland noch 48 00:03:35,600 --> 00:03:40,040 über Jahre hinweg in Briefaustausch stand. 49 00:03:40,040 --> 00:03:44,760 Das zweite Stück, das ist ein paar Mokassins, die auf die Zeit 50 00:03:44,760 --> 00:03:48,960 der Buffalo-Bill-Show in Braunschweig zurückgehen. 51 00:03:48,960 --> 00:03:53,800 Das heißt, diesmal gingen nicht Braunschweiger nach Amerika, sondern Amerika kam nach Braunschweig. 52 00:03:53,800 --> 00:04:00,760 Das Besondere an diesen Mokassins ist, dass sie von einem Lakota-Indianer namens 53 00:04:00,760 --> 00:04:05,440 „Wounds One Another“ getragen wurden, der hier bei seiner Anreise aus dem Zug gefallen ist, 54 00:04:05,440 --> 00:04:08,320 bei Vechelde aus dem Zug gefallen ist und in Braunschweig verstarb. 55 00:04:08,320 --> 00:04:17,960 Die Mokassins kamen dann über den behandelnden Arzt Doktor Otto Völker ans Museum und sind 56 00:04:17,960 --> 00:04:22,640 lange Zeit hier als Repräsentanten für diese Geschichte gewesen. 57 00:04:22,640 --> 00:04:28,880 Im Zuge der heutigen Aufarbeitung der Sammlung aber habe ich versucht, die Nachfahren von 58 00:04:28,880 --> 00:04:32,640 „Wounds One Another“ zu finden, auf der Pine Ridge Reservation. 59 00:04:32,640 --> 00:04:38,680 Das habe ich nach langen Recherchen auch getan, und heute versuchen wir nach Wegen zu suchen, 60 00:04:38,680 --> 00:04:44,040 wie wir gemeinsam vielleicht eine neue Darstellung dieser Geschichte dem Publikum in Braunschweig 61 00:04:44,040 --> 00:04:48,880 bringen und so auch die Geschichte neu aufleben lassen können. 62 00:04:52,560 --> 00:04:56,360 Das Thema „Amerika“ ist für die Sammlung historischer 63 00:04:56,360 --> 00:04:59,400 Musikinstrumente von besonderer Relevanz. 64 00:04:59,400 --> 00:05:06,680 Nicht zuletzt gründet sich der Bestand dieser Sammlung ganz wesentlich auf das Wirken einer 65 00:05:06,680 --> 00:05:13,440 Familie, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts in New York niederließ und hier ein weltberühmtes 66 00:05:13,440 --> 00:05:18,720 Klavierbau-Unternehmen gründete, nämlich die Firma Steinway & Sons. 67 00:05:18,720 --> 00:05:25,160 Firmengründer war Heinrich Steinweg, Heinrich Steinweg, stammt gebürtig aus dem Harz, ließ 68 00:05:25,160 --> 00:05:29,360 sich dann aber in Seesen nieder und hat hier auch seine erste 69 00:05:29,360 --> 00:05:32,080 Werkstatt zum Bauen von Musikinstrumenten gegründet. 70 00:05:32,080 --> 00:05:38,520 Das erste aus der Werkstatt von Heinrich Steinweg überlieferte Instrument ist das Tafelklavier 71 00:05:38,520 --> 00:05:43,440 aus dem Jahre 1835, sein sogenanntes Opus eins. 72 00:05:43,440 --> 00:05:47,440 Und dieses Tafelklavier ist bei uns in der Sammlung eben überliefert. 73 00:05:47,440 --> 00:05:55,160 Es handelt sich hierbei um eine reine Holzkonstruktion mit Hammermechanik und zwei Kniehebeln, 74 00:05:55,160 --> 00:05:58,880 die sieht man an der Unterseite des Instrumentes. 75 00:05:58,880 --> 00:06:06,760 Diese Kniehebel dienen dem Spielen im piano oder in forte, das heißt, wenn man den linken 76 00:06:06,760 --> 00:06:11,400 Kniehebel bedient, dann schiebt sich zwischen den Hammer und die Saite, 77 00:06:11,400 --> 00:06:14,000 gegen die der Hammer schlägt, ein Filz. 78 00:06:14,000 --> 00:06:18,240 Und dadurch klingt der Ton dann wesentlich gedämpfter als normal. 79 00:06:18,240 --> 00:06:24,120 Wenn man den rechten Kniehebel bedient, der hier im Moment außer Gebrauch ist und nicht 80 00:06:24,120 --> 00:06:30,160 funktioniert, dann werden die Dämpfer, die über den Saiten liegen, angehoben, sodass 81 00:06:30,160 --> 00:06:36,560 also die Saite beziehungsweise der Ton dann frei und unbegrenzt schwingen kann. 82 00:06:38,760 --> 00:06:44,320 Aufgrund der historisch politischen Entwicklungen war es für Heinrich Steinweg zunehmend schwierig, 83 00:06:44,320 --> 00:06:50,920 Instrumente in Seesen in der Region und anderswo abzusetzen oder auch zu bauen, weshalb er 84 00:06:50,920 --> 00:06:55,080 sich dazu entschloss, 1850 in die Neue Welt aufzubrechen 85 00:06:55,080 --> 00:06:58,320 und sich dort eine neue Existenz aufzubauen. 86 00:06:58,320 --> 00:07:04,520 Die Werkstätten, die er in New York City unterhielt, befanden sich an ganz verschiedenen 87 00:07:04,520 --> 00:07:11,160 Stellen der Stadt, bis man auf Long Island 1870 ein großes Areal erwarb, das später 88 00:07:11,160 --> 00:07:16,160 als Steinway Village bezeichnet wurde und auf dem sich ein 89 00:07:16,160 --> 00:07:19,760 großes Fabrikgelände mit Wohnstätten für die Arbeiter befand. 90 00:07:19,760 --> 00:07:25,760 Das Hauptbüro der Firma blieb lange Zeit noch in New York City beheimatet, 91 00:07:25,760 --> 00:07:30,440 in der East 14th Street, in der sogenannten Steinway Hall, 92 00:07:30,440 --> 00:07:32,760 die man hier auf dem Foto sieht. 93 00:07:32,760 --> 00:07:38,000 Dieses Gebäude ist mit einer marmornen weißen Fassade versehen worden, 94 00:07:38,000 --> 00:07:41,360 also sehr aufwendig und luxuriös gestaltet. 95 00:07:41,360 --> 00:07:49,320 Außer dem Hauptbüro der Firma befanden sich dort auch Verkaufsräume, Instrumente, die 96 00:07:49,320 --> 00:07:55,360 man also erwerben konnte, und vor allem ein großer Konzertsaal, der Platz bot für 2500 97 00:07:55,360 --> 00:08:00,520 Gäste und in dem Steinway seine Instrumente mit namhaften Pianisten 98 00:08:00,520 --> 00:08:04,640 der Zeit also dem Publikum zu Gehör bringen konnte. 99 00:08:04,640 --> 00:08:08,440 Die Rückbindung der Firma Steinway & Sons 100 00:08:08,440 --> 00:08:11,800 an das Städtische Museum Braunschweig, beziehungsweise konkret auch 101 00:08:11,800 --> 00:08:15,680 an die Sammlung historischer Musikinstrumente, 102 00:08:15,680 --> 00:08:18,360 erfolgt vor allem über Theodor Steinweg. 103 00:08:18,360 --> 00:08:23,160 Theodor Steinweg war der älteste Sohn von Heinrich Steinweg, der wesentlich länger 104 00:08:23,160 --> 00:08:29,320 noch als der Rest der Familie in Europa, insbesondere in Braunschweig, blieb, und hier die alte 105 00:08:29,320 --> 00:08:34,520 Klavierbauwerkstatt seines Vaters sozusagen als ein Sicherheitsnetz für die Familie weiterbetrieb 106 00:08:34,520 --> 00:08:39,320 für den Fall, dass sich in Amerika die Dinge nicht so entwickelten wie erhofft. 107 00:08:39,320 --> 00:08:45,720 Theodor kehrte nach Jahren in New York dann am Ende seines Lebens wieder nach Braunschweig 108 00:08:45,720 --> 00:08:52,360 zurück und vermachte 1889 bei seinem Tode dem Museum eben unter anderem eine Sammlung 109 00:08:52,360 --> 00:08:58,240 kostbarer alter Musikinstrumente aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. 110 00:08:58,240 --> 00:09:04,000 Darunter zahlreiche Exponate berühmter Instrumentenbauer wie beispielweise diese Laute hier. 111 00:09:04,000 --> 00:09:12,800 Diese Laute wurde von Vendelio Tieffenbrucker gefertigt, im Jahre 1579 und hat eine Muschel, 112 00:09:12,800 --> 00:09:17,560 die komplett aus Elfenbeinspänen gefertigt worden ist. 113 00:09:17,560 --> 00:09:21,800 Außerdem finden wir auf der Decke ein Wappen. 114 00:09:21,800 --> 00:09:27,280 Dieses Wappen konnte kürzlich identifiziert werden und ist der Familie Lachmüller von 115 00:09:27,280 --> 00:09:34,080 und zu Hofstatt und Gravötsch zugedacht, woraus man schließen könnte, dass sich diese 116 00:09:34,080 --> 00:09:38,480 Laute ursprünglich im Besitz dieser Familie in Brixen befand. 117 00:09:38,480 --> 00:09:42,480 Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir zeigen hier im Städtischen Museum in 118 00:09:42,480 --> 00:09:48,160 Braunschweig die Ausstellung „Alte Neue Welt - Fotografien von Andreas Feininger”, 119 00:09:48,160 --> 00:09:53,480 in der rund 260 Aufnahmen von Andreas Feininger aus dem Zeppelin-Museum 120 00:09:53,480 --> 00:09:56,480 in Friedrichshafen zu sehen sind. 121 00:09:56,480 --> 00:10:00,080 Feininger zählt zu den bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts 122 00:10:00,080 --> 00:10:03,680 und hat sich besonders auf Architektur spezialisiert. 123 00:10:03,680 --> 00:10:08,360 Wir sehen hier Lower Manhattan von Brooklyn ausgesehen, 124 00:10:08,360 --> 00:10:11,800 eine Fotografie, die er 1940 gemacht hat. 125 00:10:11,800 --> 00:10:17,800 Und ganz charakteristisch für Feininger ist die Skyline von Manhattan im Hintergrund, 126 00:10:17,800 --> 00:10:21,000 die er hier ganz zeichnerisch eingefangen hat. 127 00:10:21,000 --> 00:10:26,280 Und das ist auch so charakteristisch für seine Aufnahmen, dass man oft die Skyline 128 00:10:26,280 --> 00:10:29,440 im Hintergrund sieht, immer wieder in abgewandelter Form. 129 00:10:29,440 --> 00:10:32,800 Und hier hat er das besonders schön gemacht. 130 00:10:32,800 --> 00:10:39,320 Perspektivisch lenkt er den Blick des Betrachters durch diese Pfähle hier am Ufer ins Bild 131 00:10:39,320 --> 00:10:43,880 hinein, sodass man dann auf diese schöne Skyline schauen kann. 132 00:10:43,880 --> 00:10:49,440 Bei Feininger ist es so, dass es eben nicht nur die Landschaft gibt, die Skyline, sondern 133 00:10:49,440 --> 00:10:51,480 das Detail fasziniert ihn. 134 00:10:51,480 --> 00:10:54,840 Das kann man hier in dieser Fotografie sehr schön sehen. 135 00:10:54,840 --> 00:11:00,520 Eine Arbeit aus dem gleichen Jahr, 1940, die das Rockefeller Center in New York zeigt. 136 00:11:00,520 --> 00:11:07,320 Und hier sehen wir etwas ganz anderes, nämlich die detaillierte Oberfläche des Mauerwerks, 137 00:11:07,320 --> 00:11:10,880 die den Künstler interessiert, mit den einzelnen Fenstern, 138 00:11:10,880 --> 00:11:14,160 den Backsteinen und Personen im Vordergrund. 139 00:11:14,160 --> 00:11:18,080 Also Detailreichtum, Landschaft ist bei ihm sehr wichtig. 140 00:11:18,080 --> 00:11:21,080 Feininger interessierte sich aber auch für Natur. 141 00:11:21,080 --> 00:11:25,160 Das kann man hier in der Ausstellung auch sehen, im Galeriegebäude. 142 00:11:25,160 --> 00:11:29,280 Pflanzenaufnahmen, Formen von Muscheln, Knochen. 143 00:11:29,280 --> 00:11:34,120 Aber auch Aktfotografie spielt eine Rolle, und man kann auch 144 00:11:34,120 --> 00:11:37,840 einen Exkurs machen in die Porträtfotografie. 145 00:11:37,840 --> 00:11:40,440 Das ist ein kleiner Aspekt in seinem Werk. 146 00:11:40,440 --> 00:11:43,040 Es gibt rund 50 Fotografien. 147 00:11:43,040 --> 00:11:47,240 Feininger hat mal über sich selbst gesagt Menschen interessieren ihn eigentlich nicht. 148 00:11:47,240 --> 00:11:50,760 Deshalb hat er sich immer auf die Architektur konzentriert, und er hat lediglich 149 00:11:50,760 --> 00:11:55,040 im Freundes- und Bekanntenkreis Porträts angefertigt. 150 00:11:55,040 --> 00:11:59,160 Außerdem kann man hier in der Ausstellung noch Aufnahmen 151 00:11:59,160 --> 00:12:03,440 der Stadt Hamburg von 1930 und 1931 sehen. 152 00:12:05,000 --> 00:12:09,280 Hier sehen wir das Motiv der Brooklyn Bridge im Nebel von 1948. 153 00:12:09,280 --> 00:12:15,520 Wir sehen, wie das ganze Konstrukt der Brücke von starkem Nebel umhüllt ist. 154 00:12:15,520 --> 00:12:18,200 Ein kleines Boot fährt unter der Brücke hindurch. 155 00:12:18,200 --> 00:12:22,600 Man könnte jetzt meinen, Feininger hat spontan in diesem Moment 156 00:12:22,600 --> 00:12:25,480 abgedrückt und das Foto aufgenommen. 157 00:12:25,480 --> 00:12:32,920 Aber er war ein absoluter Perfektionist, und es ist überliefert, dass er bis zu acht Stunden 158 00:12:32,920 --> 00:12:38,480 wartete, bis eine Brücke perfekt vom Nebel umhüllt war. 159 00:12:38,480 --> 00:12:44,280 Wir verwahren hier im Städtischen Museum Braunschweig eine Techniksammlung mit einer 160 00:12:44,280 --> 00:12:49,360 sehr guten Abteilung für Fotoapparate aus dem Hause Voigtländer, 161 00:12:49,360 --> 00:12:52,880 aber auch Rollei und anderer Hersteller. 162 00:12:52,880 --> 00:12:59,280 Und Andreas Feininger hat mit einer solchen Voigtländer Bergheil angefangen. 163 00:12:59,280 --> 00:13:06,080 Das ist ein Modell, das seine Mutter benutzt hat, und sie hat ihm eine solche Kamera, wie 164 00:13:06,080 --> 00:13:10,280 wir sie auch hier im Städtischen Museum in Braunschweig verwahren, 165 00:13:10,280 --> 00:13:12,480 gegeben für seine ersten Fotografien. 166 00:13:12,480 --> 00:13:20,560 Das ist eine so genannte Laufbodenkamera, die man zusammenfalten konnte, sodass sie 167 00:13:20,560 --> 00:13:23,360 dann nachher ganz kompakt so zusammengelegt werden konnte, 168 00:13:23,360 --> 00:13:26,600 dass sie nur noch diese Dicke hatte. 169 00:13:26,600 --> 00:13:31,560 Hier hinten hat man dann die Platten eingelegt für den Film, 170 00:13:31,560 --> 00:13:35,240 die für jedes Foto gewechselt werden mussten. 171 00:13:35,240 --> 00:13:39,880 Und man kann auch hier in der Ausstellung einige Kameras von Feininger 172 00:13:39,880 --> 00:13:43,240 aus dem Zeppelin-Museum in Friedrichshafen sehen. 173 00:13:43,240 --> 00:13:48,880 Und das war für uns die perfekte Anbindung an dieses Ausstellungsprojekt, nämlich dass 174 00:13:48,880 --> 00:13:54,560 wir eine eigene Techniksammlung mit Voigtländer Fotoapparaten haben, mit denen Feininger ja 175 00:13:54,560 --> 00:13:59,960 auch gearbeitet hat und die wir hier eben auch im Hause zeigen, sodass man also sich 176 00:13:59,960 --> 00:14:03,560 nicht nur Fotos und Fotografiekunst anschauen kann, 177 00:14:03,560 --> 00:14:07,760 sondern auch noch Einblicke in technische Fotoapparate bekommt.