Theaterpark

Der Theaterpark entstand wie der benachbarte Museumpark aus der Umgestaltung der 1692 angelegten barocken Stadtbefestigung und der späteren Teilung des „Herzoglichen" oder „Fürstlichen Parks“ durch den Bau des Theaters in die Teilparks Theater- und Museumpark. Heute erstreckt sich der Park um den Hügel des ehemaligen Antonbollwerks und wird besonders durch seine großzügigen Rasenhänge und die gute Aussicht von der Hügelkuppe geprägt.
Beide Parkteile wurden als Gesamtpark 1802 von dem damals bekannten herzoglich-dessauischen Garteninspektor Johann Georg Gottlieb Schoch der Jüngere (1758-1826) konzipiert und von Krahe nach dem Ableben der Herzogin Augusta 1813 vollendet. Mehr noch als im Museumpark wurde auch hier die Oker zum bestimmenden gestalterischen Element, wurden doch östlich des Flusses gelegene Flächen des Herzoglichen Küchengartens ebenfalls landschaftlich gestaltet und konnten durch eine Fähre wie in den Wörlitzer Anlagen erreicht werden.

Theaterpark© Foto: Gisela Rothe, Städtischer Bilddienst

Das damalige Bild dieser Parkpartien ist durch die kunsthistorische Phase der Empfindsamkeit und Romantik geprägt, in der zahlreiche Wirtschaftsgebäude als Staffagebauten dienten, welches auf etlichen historischen Stichen dieser Zeit nachempfunden werden kann. Im Zusammenhang mit dem Museumpark und dem Herzoglichen Küchengarten wurde so der erste großzügige Landschaftspark des frühen Klassizismus in Braunschweig angelegt, der den landschaftlichen Reiz des Flusses mit den umgebenden Hügeln durch weite Wiesenflächen geschickt verband und über lange, fächerartige Raumachsen die Blicke in die umgebende Landschaft als zusätzliches Erlebnismerkmal in den Park einbezog. So wurde schon damals die besonders „schöne Aussicht von der nördlichen Erhöhung“ beschrieben, von „der ab erblickt man auf der einen Seite die Stadt mit ihrem hohen Thürmen, auf der anderen ... den Nussberg ...., das Dorf Riddagshausen...., weiterhin über grüne Felder und freundliche Dörfer hinaus, den Elm und in blauer Ferne den Harz mit dem Brocken“(Schröder Assmann 1841). Über sich verjüngende Raumkanten wurden die Blickachsen auf die wesentlichen Bezugspunkte innerhalb des Parks wie die Hügelkuppe perspektivisch verlängert, so dass dadurch optische Täuschungen entstanden, die die wahren Größenverhältnisse verschleierten und den Park größer erscheinen ließen als er tatsächlich war.

Theaterpark Fähranleger um 1825

In seiner Entstehungszeit erstreckte sich der Park auch über die jetzigen Flächen der Kulissenhäuser zwischen dem heutigen Theaterwall und der Oker. Insbesondere für diesen Teil des historischen Landschaftsparks entwarf Krahe neben einem Sommerschloss das sog. Haeckelsche Gartenhaus unterhalb der ehemaligen Bastion, das den gestalterischen Bezugspunkt der nördlich anschließenden Parkachse bildete und mit seiner klassizistischen Formensprache ein gutes Beispiel Krahescher Baukunst widerspiegelt. Von der ästhetischen Qualität und dem hohen Erlebniswert zeugt das Original noch heute.
Mit dem Bau des Theaters 1858 wurde der ehemals großzügige „Herzogliche Park“ geteilt. Die verbleibende Grünanlage erlitt durch die weitere Bebauung insbesondere im Vorfeld des Haeckelschen Gartenhauses durch die Kulissenhäuser (1879) weitere schwerwiegende Eingriffe. Eine Erlebbarkeit dieser wichtigen, historisch überkommenen Gartenarchitektur ist heute nicht mehr gegeben. Zusätzliche Veränderungen erfolgten mit weiteren Bauten wie der früheren Kaiser-Wilhelm-Brücke (1885), der Errichtung des Franz-Abt- Denkmals (1891) und dem Bau eines hölzernen Interimstheaters (1900-1902). Etliche Bombentreffer während des Krieges fügten dem Park weiteren Schaden zu. Erst 1980 konnten Teile der nördlichen Parkpartien wieder in die Grünanlage eingegliedert werden.

Theaterpark© Foto: Gisela Rothe, Städtischer Bilddienst

Wie im Museumpark zeigt sich auch heute noch das damalige botanische Interesse an der Artenvielfalt der verbliebenen Gehölze. Besonderer Glanzpunkt war bis vor einigen Jahren eine riesenhafte amerikanische Eiche. Besonders wertvoll sind auch eine Persimone aus Nordamerika, eine mächtige Blutbuche und ein Zürgelbaum, ebenfalls auch Nordamerika. Weiterhin finden sich Schnurbäume, Gingkos, Traubeneichen, Zerreichen, Ungarische Eiche, Scharlacheichen, Hickorynuss, Beerenapfel, Christusdorn, Blumenesche, Virginische Hopfenbuche sowie Maulbeerbäume im Park.
Ab 1996 wurde anhand eines gartendenkmalpflegerischen Gutachtens versucht, dem Park seine historische Gestaltungsform und Erlebnisqualität zurückzugeben. Besonders wichtig ist dabei die Wiederherstellung der historischen Raumkomposition mit der Öffnung des Parks zur Oker. Hierzu wurde an der Stelle des hist. Fähranlegers ein Steg errichtet, um dem Parkbesucher den Kontakt zum Wasser wieder zu ermöglichen. Die dort befindliche historische Grotte wurde wieder hergerichtet. Darüber hinaus entstand auf der Hügelkuppe an Stelle eines Aussichtspavillons ein gepflasterter Platz mit Granitbänken, von dem die historische Sichtachse auf die Oker wieder erlebbar ist. Außerdem wurden die Parkeingänge neu betont und Teile der historischen Zaunanlage wieder hergestellt. Ebenfalls ist das Umfeld des Franz-Abt-Denkmals neu gestaltet worden. Bei der Sanierung des Wegenetzes legte man die ehemaligen Wegeverläufe frei und richtete den Wegeneubau danach aus, so dass der Besucher heute wieder auf den ehemals gewünschten Wegetrassen von Aussicht zu Aussicht geführt wird. In den kommenden Jahren ist die Rekonstruktion eines aufgegebenen Weges, der auf die Bastion führte, geplant, um dem Park einen Teil seines ehemaligen Rundwegesystems zurückzugeben.

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Theaterpark

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Größe; 3,25 ha

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  • Foto: Gisela Rothe, Städtischer Bilddienst