Starkregenanalyse
Die Starkregengefahrenkarte dient der Identifikation von Bereichen, die bei Starkregen gefährdet sein können. Auf Basis der Karte kann somit eine erste Einschätzung über mögliche Überflutungsrisiken vorgenommen werden.
Was ist Starkregen?
Starkregen bezeichnet sehr große Regenmengen, die innerhalb kurzer Zeit fallen. Solche Starkregenereignisse können zu Überflutungen, nicht nur in der Nähe von Gewässern, sondern im gesamten Gebiet führen. Je nach Stärke des Ereignisses besteht die Gefahr von erheblichen Personen- und Sachschäden.
In den vergangenen Jahren gab es in Braunschweig mehrfach intensivere Starkregenereignisse. Durch den Klimawandel ist in Zukunft häufiger und mit stärkeren Starkregenereignissen zu rechnen.
Was zeigen die Karten?
Die Starkregengefahrenkarten basieren auf drei angenommenen Intensitätsstufen von Starkregenereignissen von jeweils einer Stunde Dauer und stellen die daraus abgeleiteten maximalen Überflutungshöhen im Stadtgebiet während des Ereignisses dar.
Die Karten zeigen dabei für das jeweilige Szenario eine Worst-Case-Situation mit der Annahme, dass die Kanäle und Böden bereits „voll“ sind und kein Wasser mehr in diesem kurzen Zeitraum aufnehmen können.
Die Karten legen durch unterschiedliche Blautöne dar, welche Bereiche besonders durch das abfließende Wasser aus Starkregen gefährdet sind. Es wurden drei verschiedene Starkregenereignisse betrachtet, die sich in ihrer Intensität unterscheiden. Der Starkregenindex kann Werte von 1 bis 12 annehmen. Je größer der Index, desto größer ist die Überflutungsgefahr.
- Intensiver Starkregen
Dieses Szenario entspricht einem Starkregenindex (SRI) von 4 bis 5. Es wird eine Niederschlagssumme von 41 mm pro Stunde angenommen. Statistisch trat ein solches Ereignis bisher etwa alle 30 Jahren auf. Durch den Klimawandel verkürzen sich allerdings in der Tendenz diese Wiederkehrzeiten.
Bei einem intensiven Starkregen können die Kanalisation und die Regenrohre das Wasser nicht mehr aufnehmen und abführen. Es kommt i. d. R. zur Sammlung von Regenwasser auf Straßen und Grundstücken. Das Wasser kann in Gebäude eindringen und bei fehlendem Rückstauschutz kann Abwasser zurückstauen. - Außergewöhnlicher Starkregen
Dieses Szenario entspricht dem Starkregenindex 7. Es wird eine Niederschlagssumme von 51 mm pro Stunde angenommen. Statistisch trat ein solches Ereignis etwa alle 100 Jahren auf. Durch den Klimawandel verkürzen sich allerdings in der Tendenz diese Wiederkehrzeiten.
Bei einem außergewöhnlichen Starkregen können die Kanalisation und die Regenrohre das Wasser nicht mehr aufnehmen und abführen. Auch viele Straßen und Grundstücke können keine weiteren Regenmengen mehr aufnehmen. Auf tiefergelegenen Grundstücken und Bereichen besteht akute Überflutungsgefahr. Es ist mit erheblichen Schäden durch einfließendes Wasser an nicht ausreichend gesicherten Gebäuden und Tiefgaragen zu rechnen. - Extremer Starkregen
Dieses Szenario entspricht dem Starkregenindex 10. Es wird eine Niederschlagssumme von 75 mm pro Stunde angenommen. Statistisch trat ein solches Ereignis etwa alle 1000 Jahren auf. Durch den Klimawandel verkürzen sich allerdings in der Tendenz diese Wiederkehrzeiten.
Bei einem extremen Starkregen können die Kanalisation und die Regenrohre das Wasser nicht mehr aufnehmen und abführen. Auch viele Straßen und Grundstücke können keine weiteren Regenmengen mehr aufnehmen. Auf tiefergelegenen Grundstücken und Bereichen besteht akute und großflächige Überflutungsgefahr. Es ist mit erheblichen und gehäuften Schäden durch einfließendes Wasser an nicht ausreichend gesicherten Gebäuden und Tiefgaragen zu rechnen.
Zum Vergleich: Zwischen 1985 und 2020 gab es in Braunschweig mindestens zehn Starkregenereignisse. Nur eines dieser Ereignisse lag bei einem Starkregenereignis von 6 und einer Wiederkehrzeit von 65 Jahren.
Bei den angegebenen Jährlichkeiten (Wiederkehrzeiten) handelt es sich um eine Wahrscheinlichkeit, die nur einen Anhaltspunkt dafür bietet, wie häufig ein solches Regenereignis statistisch auftritt.
Wichtig: Von Starkregen kann prinzipiell jede Fläche in Braunschweig betroffen sein. Einige Bereiche der Stadt sind bei eintretenden Starkregen jedoch besonders gefährdet.
Wie wurden die Karten erstellt und welche Vereinfachungen gibt es?
Die Stadt Braunschweig hat eine Starkregenanalyse beauftragt. Die Analyse wurde mit Hilfe einer hydraulischen Computermodellierung mit dem Programm Surface-Water Modeling System (SMS) und HYDRO_AS-2D durchgeführt. Wesentliche Eingangsdaten hierfür sind neben dem Niederschlag, das Geländemodell (1m-Raster), die Landnutzungsdaten sowie die Bodentypen.
Die drei Starkregenereignisse wurden anhand der KOSTRA- DWD-2010R und PEN-LAWA 2010-Daten für Braunschweig ermittelt.
Wie bei jedem Modell mussten im Vorfeld der Analyse einige vereinfachende Annahmen getroffen werden. Die Wesentlichen sind:
- Ein möglicher Wasserabfluss durch Kanäle ist nicht berücksichtigt, da bei Starkregenereignissen über einem Starkregenindex von 5 die Kanäle die riesigen Wassermengen nicht mehr schadlos abführen können.
- Der mögliche Rück- oder Überstau aus Kanälen ist aufgrund fehlender Eingangsdaten ebenfalls nicht berücksichtigt. In einer Testsimulation für das Innenstadtgebiet wurde festgestellt, dass die Berücksichtigung des Überstaus (kombinierte Methode) nicht zu höheren Überflutungen führt.
- Der Boden ist nahezu gesättigt und nimmt keinen Niederschlag auf.
- Die Gebäude wirken im Modell als Fließhindernis. Die Gebäudeeinfahrten und Innenhöfe können hierbei durchströmt werden. Tiefgaragen sind im Modell nicht berücksichtigt.
- Es wurden keine Vor-Ort-Begehungen durchgeführt, so dass es im Einzelfall sein kann, dass es aufgrund nicht erfasster Durchlässe zu örtlichen Fehlern kommt.
- Die Gefahr durch Rückstau besteht im gesamten Gebiet und ist nicht in der Karte berücksichtigt visualisiert.
Grundsätzlich ist festzustellen, dass viele Bereiche, die in der Karte mit einer erhöhten Starkregengefährdung dargestellt sind, in der Vergangenheit nicht negativ betroffen waren. Das liegt daran, dass Starkregenereignisse meist nicht flächendeckend das gesamte Stadtgebiet betreffen, sondern nur über einzelne Stadtteile niedergehen. Glücklicherweise sind die modellierten extremen und außergewöhnlichen Starkregenereignisse in der jüngsten Vergangenheit in Braunschweig so nicht aufgetreten, was aber nicht bedeutet, dass dies in Zukunft auch so bleiben wird.
Trotz sorgfältiger und wissenschaftlich fundierter Durchführung kann es sein, dass – z. B. durch nachträgliche Geländeveränderungen – Gebäude von Starkregen betroffen sind, die auf der Karte nicht gekennzeichnet sind.
Wofür kann die Starkregenkarte verwendet werden?
Die Starkregengefahrenkarte soll dazu dienen, dass besonders gefährdete Bereiche identifiziert werden und so notwendige Handlungsschritte seitens der Grundstückseigentümer*innen eingeleitet werden können. Grundstückseigentümer*innen können viel tun, um das Schadenspotenzial deutlich zu minimieren und sind nach § 5 Abs. 2 WHG zur Eigenvorsorge verpflichtet.