...erst durch Eingemeindungen in die Kategorie der Viertel-Millionen-Städte

Durch die am 01.03.1974 in Kraft getretene Gebietsreform und der damit verbundenen Eingemeindung von 22 Dörfern des ehemaligen Landkreises Braunschweig mit exakt 52.000 Einwoh-nern stieg die Zahl der Braunschweiger an diesem Stichtag auf 269.976. Zum 31.12.1974 konnte dann mit Schluss des Eingemeindungsjahres, welches für die Gebiets- und Entwicklungsgeschichte für Braunschweig so bedeutend war, mit 270.037 Einwohnern das bisher registrierte Maximum der Bevölkerungszahl erreicht werden. Trotz der Eingemeindungen vom 01.03.1974 und des damit verbundenen Bevölkerungszuwachses aus der dortigen Stammbevölkerung und des teilweisen "Zurückholens" der Stadt Umland Wanderer setzte sich durch Wanderungen in die benachbarten Landkreise der Region, aber auch durch Sterbeüberschüsse der überalterten großstädtischen Bevölkerung der Einwohnerrückgang fort. Im Jahr 1980 wurde zum vorletzten Mal mit 260.654 eine mittlere Jahresbevölkerung oberhalb von 260.000 Einwohnern registriert.

Zusätzlich ausgelöst durch wirtschaftliche Verwerfungen infolge der beiden großen Ölkrisen Mitte und Ende der 70er Jahre, die auch in Braunschweig zu Arbeitsplatzverlusten bis ins Jahr 1985 hinein führten, gab es Abwanderungstendenzen von Arbeitskräften mit ihren Familien, die sich erfahrungsgemäß erst mit gewisser Verzögerung in Form von Fernwanderungen auf der Suche nach neuen Arbeitsplätzen bemerkbar machen. Im Jahr 1986 war mit einer mittleren Jahresbevölkerung von 251.751 Menschen der vorläufige Schlusspunkt dieser Bevölkerungsabnahme erreicht. Der seit 1985 einsetzende und durch die Vereinigung der beiden deutschen Staaten bis etwa 1992/93 anhaltende wirtschaftliche Aufschwung hat auch in Braunschweig wieder zu einem Wachstum der Arbeitsplätze und damit zu einem Wachstum der Bevölkerung geführt, welches hauptsächlich durch die beträchtlichen Zuwanderungsüberschüsse aus den neuen Bundesländern bedingt war. Dokumentiert wird dies durch die erneute Überschreitung der Schwelle von 260.000 Einwohnern um 430 Personen bei der mittleren Jahresbevölkerung von 1991.

In jüngster Zeit machten sich wieder vermehrt Abwanderungstendenzen von Bürgern bemerkbar, die über das Defizit der natürlichen Bevölkerungsbewegung hinaus zur Abnahme der Braunschweiger Bevölkerung beitrugen. Der Wunsch nach preiswertem und vor allem kurzfristig verfügbarem Bauland bewog viele Braunschweiger Haushalte im typischen "Bauwilligenalter", sich nach Grundstücken in den umgebenden Landkreisen umzusehen, die dadurch Bevölkerungszunahmen erfuhren. Bis zum Jahresende 2003 sank die Braunschweiger Bevölkerung auf 238.939 Personen. Erst im letzten Berichtsjahr 2004, welches dem Jubiläumsjahr vorausging, waren nicht zuletzt aufgrund des inzwischen innerhalb des Stadtgebietes geschaffenen umfangreichen, nachfragegerechten Wohnbaulandangebotes erstmals wieder Wanderungsgewinne aus dem Umland zu verzeichnen, so dass die Einwohnerzahl erstmals wieder nah an die 240.000er Schwelle herankam.

Es ist sicher noch zu früh, hier von einer Trendwende zu sprechen; es bleibt jedoch zu hoffen, dass ein ausreichendes Arbeitsplatzangebot in Verbindung mit einem attraktiven Wohnungs- und Wohnbaulandangebot maßgeblich zu einer Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung Braunschweigs beitragen werden. Aktuellen Prognosen zufolge wird die Bevölkerungszahl der Region Braunschweig bis 2030 kontinuierlich zurückgehen. Bei zunehmender Sensibilität der Bürger für die geldwerten Vorteile des Wohnens in der Stadt und dem stetig zunehmenden Zeit- und Kostenaufwand des Wohnens "weit draußen im Grünen", gewinnt der Trend zurück in Richtung der mit öffentlicher und privater Infrastruktur sowie sozialen und Gesundheitsdienstleistungen voll ausgestatteten Städte vermutlich an Bedeutung.

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