Carola Bauckholt (Preisträgerin 2025)
Die deutsche Komponistin Carola Bauckholt (65) erhält in diesem Jahr den Louis Spohr Musikpreis der Stadt Braunschweig.
Die Preisverleihung findet im Rahmen des 2. Sinfoniekonzertes des Staatsorchesters Braunschweig (Öffnet in einem neuen Tab) am Sonntag, 19. Oktober 2025, 11:00 Uhr im Großen Haus des Staatstheaters Braunschweig statt.
Die offizielle Begründung für das Votum der Jury zur Preisträgerin 2025 lautet: „Das vorliegende Gesamtwerk der deutschen Komponistin Carola Bauckholt zeichnet sich durch eine umfassende stilistische Kohärenz und einen außergewöhnlichen Werdegang aus. Seit ihren ersten kompositorischen Arbeiten in den 1980er Jahren forscht und experimentiert Carola Bauckholt mit Klängen und Geräuschen, verbunden mit der Fähigkeit, die Produktion und den Gestus jedes Klangs zu einem dramaturgischen Projekt zu verbinden, das immer originell, logisch und überraschend ist. Ihre Kompositionen sind gekennzeichnet durch ein Experimentieren mit dem Klangtheater, das nie von der Reaktion des Publikums und der Auftraggeber beeinflusst wurde, sondern immer ein grundlegendes Bedürfnis der Komponistin darstellte und sie zu großen musikalischen Errungenschaften geführt hat, die Ausdruck ihrer sorgfältigen Recherche und Reflexion über die Beziehung des musikalischen Werks mit dem Zuhörer, dem Publikum und der Gesellschaft sind. Ihr Schaffen in den verschiedenen Genres und Produktionsbereichen ist von kompositorischer Kohärenz, Ironie, Amüsement und Sozialkritik geprägt, zeigt aber auch, dass Musik eine absolute Sprache ist, die nicht verbalisiert werden kann, und dass nur wenige Komponist*innen mit einer solchen Meisterschaft und Präzision sprechen können. So erhielt sie bereits mehrfach Auszeichnungen, die verdient waren, aber nie angestrebt wurden. Auch die neue Generation der Komponist*innen schätzt das Werk von Carola Bauckholt, weil sie alle Prämissen und Raffinessen der historischen Avantgarden in ihrer Musik leben lässt; synthetisiert und ausgearbeitet zu einer neuen, wegweisenden Sprache. Hierfür und für ihr breit gefächertes Oeuvre verdient sie ohne Zweifel die Würdigung einer Auszeichnung mit dem Louis Spohr Musikpreis.“
Carola Bauckholt wurde 1959 in Krefeld geboren.
Nach mehrjähriger Mitarbeit im Krefelder Theater am Marienplatz (TAM) studierte sie von 1978 bis 1984 an der Musikhochschule Köln bei Mauricio Kagel. 1985 gründete sie mit Caspar Johannes Walter den Thürmchen Verlag, 1991 das Thürmchen Ensemble.
Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, z.B. 1986 das Bernd Alois Zimmermann Stipendium der Stadt Köln oder 1997 den Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom. 1998 wurde sie mit dem Künstlerinnenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet und 2010 wurde ihr in der Kategorie
Experimentelle Musik der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA verliehen. 2019 erhielt sie den "Best Sound Design Award" des London International Animation Festival für "Die Flunder" in Zusammenarbeit mit Elizabeth Hobbs und dem Klangforum Wien. Für 2021 wurde sie zu einer Residenz in der Villa I Tatti in Florenz eingeladen und 2022 in die Villa Aurora in Los Angeles. 2023 war sie Portraitkomponistin bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik und 2024 wurde sie vom International Contemporary Ensemble in einem Porträtkonzert in New York vorgestellt.
Als Gastdozentin wirkte sie in Santiago di Chile (2010 und 2014), Ostrava (2011 und 2013), Amsterdam (2012 und 2014), Krakau (2012), Zürich (2012), Apeldoorn (2013), Kiew (2013) Oslo (2014, 2015, 2024), Mexiko City (2014), Monterrey (2015), London (2015), Moskau und Tschaikowsky City (2016), Valencia (2018), Barcelona (2018, 2021, 2025) Bludenz (2018, 2019), Haifa (2019) Chicago (2019, 2022), Luxembourg (2020), Graz (2021, 2025), Cambridge (2021), Huddersfield (2021), Los Angeles (2022), New York (2022), Stockholm (2022), Dresden (2023), Oulu (2023), Glasgow (2024), Boswil (2024), Basel (2024, 2025), Tel Aviv (2024) und im Inland.
2013 wurde sie zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin gewählt, ab November 2021 ist sie Direktorin der Sektion Musik. 2015 wurde sie zur Professorin für Komposition / Schwerpunkt zeitgenössisches Musiktheater an die Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Österreich berufen.
2020 wurde sie zum Mitglied der Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt.
Ein zentrales Moment der Werke von Carola Bauckholt ist das Nachdenken über das Phänomen der Wahrnehmung und des Verstehens. Ihre Kompositionen vermischen oft Elemente aus visueller Kunst, Musiktheater und konzertanter Musik. Dafür bedient sie sich gerne geräuschhafter Klänge, die oft mit ungewohnten Mitteln erzeugt werden und nicht in ein vorgegebenes Kompositionsraster eingearbeitet, sondern in ihrer freien Entfaltung beobachtet und fortgeführt werden.