Gesundheitsbefragung bei 15-Jährigen zeigt Rückgang exzessiver Trinkgelage, gibt aber keine Entwarnung:

Jeder achte Junge ist einmal pro Woche betrunken

Der exzessive regelmäßige Alkoholkonsum von 15-jährigen Mädchen und Jungen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, monatliches sogenanntes „Binge-Drinking“ (englisch für „Trinkgelage“) mit fünf oder mehr alkoholischen Getränken an einem Abend hat sich gegenüber 2006 fast halbiert. Zugleich trinken aber jeder achte Junge und noch jedes 29. Mädchen sogar viermal im Monat Alkohol in der genannten medizinisch riskanten Menge und legen sich damit nach gängiger Definition einmal pro Woche einen Vollrausch zu.

Das sind Ergebnisse der Gesundheitsbefragung 2010, die die städtische Gesundheitsplanung und das Gesundheitsamt gemeinsam mit dem Arbeitskreis Suchprävention im vergangenen Herbst durchgeführt hat. Befragt wurde per Zufallsauswahl 444 (entsprechend einem Fünftel) Schülerinnen und Schüler von Haupt- und Realschulen, Integrierten Gesamtschulen und Gymnasien.

Gaben 2006 noch 54 Prozent aller Mädchen an, einmal im Monat fünf oder mehr alkoholische Getränke am Stück zu konsumieren, waren es 2010 nur noch ein Viertel. Bei den Jungen ging der Anteil solcher monatlicher „Binge-Trinker“ immerhin von 49,1 auf 30,3 Prozent zurück. „Das zeigt: Unsere Präventionsarbeit und die restriktiven Kontrollen zur Einhaltung des Jugendschutzes beim Alkoholverkauf wirken“, kommentiert Stadtrat Ulrich Markurth, Dezernent für Jugend, Gesundheit, Soziales und Schulen. Mit dieser Entwicklung liege Braunschweig im Bundestrend, ein Grund zur Entwarnung sei dies aber nicht. So sei das Einstiegsalter für den ersten Alkoholkonsum mit durchschnittlich 13,4 Jahren gleich geblieben.

„Und der Anteil wöchentlicher exzessiver Binge-Trinker ist zwar ebenfalls gesunken, aber in viel geringerem Ausmaß als bei den monatlichen, nämlich nur um vier Prozent“, erläutert Rainer Schubert, Gesundheitsplaner der Stadt. „Das zeigt, dass es einen ‚harten Kern‘ von Jugendlichen mit hochriskantem Alkoholkonsum gibt, die wir noch stärker in den Fokus unserer Sekundärprävention rücken wollen, um auch ihnen die Chance zu geben, ihrem Leben eine gesündere Richtung zu geben“, fügt Doris Freudenstein, Gesundheitspädagogin des Gesundheitsamtes, hinzu.

Wichtige Resultate der Studie in Stichpunkten:

Alkoholkonsum und Rauchen

  • Mehr als 2/3 der Jungen und Mädchen in der 9. Klasse haben noch nie geraucht und sich noch nie betrunken.
  • Aber: zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler haben bereits Alkohol probiert.
  • Mädchen experimentieren etwas früher mit Nikotin und Alkohol; die Jungen ziehen ein Jahr später mit 15 nach, konsumieren dann aber umso stärker

Binge Drinking

  • Sowohl Schüler mit Risikotrinkmustern als auch deren Eltern sind überproportional häufiger unzufrieden mit den eigenen Schulleistungen bzw. denen ihrer Kinder.
  • Jeder achte Junge (11,8%) und jedes 29. Mädchen (3,4%) betreiben unabhängig von der Schulform und Alter Binge Drinking
  • Aber: jeder dritte Junge auf dem Gymnasium (33%) und knapp jedes dritte Mädchen auf der Hauptschule (29%) mit 15 Jahren oder älter betreiben Binge Drinking.

Stressmanagement

  • Für beide Geschlechter steht Musikhören an erster Stelle
  • Mädchen versuchen Stressauslöser überwiegend eher kommunikativ durch Reden, Chatten oder Telefonieren zu bewältigen.
  • Jungen entspannen primär durch Ablenkung wie Playstation, Internetsurfen, Freunden Treffen und etwas Unternehmen, Fernsehen oder Sport.
  • Jeder vierte Junge, aber nur jedes zwölfte Mädchen hat niemanden zum Reden, wenn Ängste oder Sorgen quälen.

Schmerzmittel

Knapp die Hälfte der befragten Mädchen und ein Viertel der Jungen hatte in den letzten vier Wochen Schmerzmittel eingenommen. Lässt sich die hohe Quote der Mädchen noch mit der Menstruation erklären, bleiben die Deutungsversuche bei Jungen eher nebulös. Ob möglicherweise eher sportaktive Jungen verstärkt auf Schmerzmittel zurückgreifen, kann bestenfalls in der Tendenz bestätigt werden 26,8% (im Sportverein) zu 22,1%.

Die Studie

444 Teilnehmer (46% Mädchen, 54% Jungen), zufällig ausgewählt aus 2236 Schülerinnen und Schülern aus IGS, Gymnasium, Haupt- und Realschule, insgesamt 37% mit Migrationshintergrund.

Die Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Alkoholkonsum:

Unter 16 Jahren: Am besten gar kein Alkohol, da der Körper im Wachstum besonders anfällig für das Zellgift Alkohol ist.


Zwischen 16 und 18 Jahren: An mindestens 6 Tagen pro Woche alkoholfrei bleiben!


Gefahren des frühen Alkoholkonsums: Hoher Alkohol-konsum führt zu dauerhaften Leber-und Gehirnschäden. 160 000 Kinder und junge Menschen bis 25 Jahre sind in der Bundesrepublik laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen (DSH) alkoholgefährdet oder abhängig. Je früher der Einstieg, umso größer die Gefahr abhängig zu werden.

Hier gibt es Hilfe (Jugendberatungsstellen):

  • bib, Eulenstr. 2; Tel. 5 20 85
  • mondo x, Paul-Jonas-Meier-Str. 42, 38104 Braunschweig, Tel. 377374
  • Lukas Werk, Peter-Joseph-Krahe Str. 11, Tel. 88920-60
  • Drobs, Kurt-Schumacher-Str. 26, Tel. 220900
  • Erziehungsberatungsstelle Domplatz 4, Tel. 12 68 44
  • Erziehungsberatungsstelle Jasperallee, Tel. 34 08 14

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