Der Wegbereiter des deutschen Fußballs kommt aus Braunschweig

Wie Braunschweig 1874 zur Wiege des deutschen Fußballs wurde

 

Braunschweig, 3. Februar 2011

Im Jahre 1874 spielten auf Anregung ihres Lehrers Konrad Koch (1846-1911) einige Braunschweiger Schüler zum ersten Mal in Deutschland Fußball. 1875 veröffentlichte der reformfreudige Pädagoge die ersten deutschen Fußballregeln und gründete den ersten deutschen Fußballverein. Pünktlich zum 100. Todesjahr des Fußball-Pioniers aus Braunschweig kommt ein Spielfilm mit dem deutschen Schauspielstar Daniel Brühl in der Rolle des Konrad Koch in die Kinos. Zahlreiche Persönlichkeiten haben Konrad Koch bereits gewürdigt, darunter u.a. der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger. Weitere Ehrungen sind im Laufe des Jahres noch geplant. Doch wer war der historische Konrad Koch und was waren die Motive und Umstände seines Wirkens? Die Antwort auf diese Fragen ist nirgends besser zu finden als in Konrad Kochs Heimatstadt Braunschweig, der Wiege des deutschen Fußballs.

Tatsächlich fing hier mit einigen begeisterten Schülern des Braunschweiger Gymnasiums Martino-Katharineum alles an: Am 29. September 1874 warf Turnlehrer August Hermann (1835-1906), einen echten Fußball unter die Schüler auf einem Braunschweiger Spielplatz. Den neuartigen Ball hatte er sich eigens aus England schicken lassen. Gemeinsam verfolgten Konrad Koch, der am Martino-Katharineum als Oberlehrer Deutsch und alte Sprachen unterrichtete, und August Hermann, wie die Jungen nach mündlicher Ansage der wichtigsten Regeln um den Ball kämpften und die ersten Tore (damals noch „Male“ genannt) erzielten.

Das neue Spiel aus England glich zunächst noch weitgehend dem Rugby. Um das anfangs noch sehr rabiate Spiel an die Erfordernisse seiner pädagogischen Zielsetzung anzupassen, veröffentlichte Konrad Koch im folgenden Jahr die ersten Fußballregeln in deutscher Sprache. Gleich im praktischen Westentaschenformat, fand Kochs Regelheft weit über den Schulbereich hinaus Beachtung. Es stand damit am Anfang der Bemühungen um ein einheitliches Regelwerk, durch den konsequenten Gebrauch deutscher Begriffe prägen sie bis heute die Fußballsprache in Deutschland.

Auch wenn sich Konrad Koch in den folgenden drei Jahrzehnten als unermüdlicher Vorkämpfer für den Fußball in Deutschland hervortat, seine eigentliche Intention war eine andere. Kaum jemand vermag das besser zu beurteilen als der Braunschweiger Autor Kurt Hoffmeister. Seit über dreißig Jahren forscht der heute 86-Jährige zu Konrad Koch und seinen Mitstreitern. Aus seiner Feder stammt u.a. die erste Biografie Konrad Kochs aus dem Jahre 1986, sein neustes Buch ist soeben erschienen und gibt den aktuellen Forschungsstand wieder. Kurt Hoffmeisters Arbeiten zeichnen ein detailreiches Bild der Sportgeschichte Braunschweigs am Ende des 19. Jahrhunderts. Sie machen deutlich, dass es nicht zuletzt die Erfahrungen als Lehrer in Braunschweig waren, die Konrad Koch dazu veranlassten, nach neuen Ansätzen für den schulischen Turnunterricht zu suchen.

„Konrad Koch hat 1872 an seiner Schule in Braunschweig die Schulspiele eingeführt“, erzählt Kurt Hoffmeister. Damit war das Martino-Katharineum in ganz Deutschland führend. „Konrad Kochs Meinung nach sollte Erziehung nicht auf das Klassenzimmer beschränkt bleiben“, so Hoffmeister weiter. „Im Spiel sah er eine besondere Möglichkeit, die Entwicklung der körperlichen und intellektuellen Fähigkeiten sowie der sozialen Kompetenzen seiner Schüler zu fördern“. Konrad Koch habe die Schulspiele deshalb als eine sinnvolle Ergänzung des traditionellen schulischen Hallenturnens verstanden, welches vielfach von Kommandoton und starren Übungen gekennzeichnet gewesen sei. „Er war damit einer der Begründer und maßgeblichen Theoretiker der Spielbewegung in Deutschland“, ist sich Kurt Hoffmeister sicher. „In diesen Zusammenhang gehört für Konrad Koch auch das Fußballspiel, welches das Turnen nicht ersetzen sondern ergänzen sollte.“

Diese pädagogische Auffassung Konrad Kochs lässt sich zurückführen auf eine Beobachtung, die der junge Lehrer bei Klassenausflügen in die Braunschweiger Umgebung machte: Seine Schüler kannten die traditionellen Ball- und Bewegungsspiele nicht mehr, die er selbst in seiner Jugend noch gespielt hatte. Auch die Stadt hatte ihr Gesicht verändert: Wo es früher in Braunschweig noch Höfe und viele Freiflächen gegeben hatte, war es im Zuge der Industrialisierung enger geworden. Zahlreiche Verbote schränkten das freie Spielen zwischen den Häusern ein. Sport- und Spielplätze im heutigen Sinne, gab es in Braunschweig damals noch nicht. Die organisierten Schulspiele sollten hier einen Ausgleich bieten, zu dem – zunächst nur als Winterspiel – auch der Fußball gehörte.

„Beim Fußballspiel findet unsere deutsche, des frischen Spiels im Freien entwöhnte Jugend am schnellsten und leichtesten ihre verlorene Spiellust wieder“, war sich Konrad Koch sicher. Der Erfolg gab ihm recht. Das Spiel aus England wurde schnell so beliebt, dass Konrad Koch an seiner Schule den ersten Schüler-Fußballverein Deutschlands gründete. Gespielt wurde auf einem militärischen Exerzierplatz: dem sogenannten „Kleinen Exer“, außerhalb der Stadt Braunschweig. „Die Schüler mussten sich den Platz mit den Rekruten teilen“, weiß Kurt Hoffmeister. Heute stehen hier das Naturhistorische Museum und das Haus der Wissenschaft. Seit 2006 erinnert dort, am heutigen Rebenring, eine Gedenktafel an das erste Fußballspiel und an Konrad Koch.

In Braunschweig, wo 1874 alles anfing, bewegt der Fußball auch heute noch die Emotionen. Während der Fußballweltmeisterschaft der Herren 2006 verfolgten tausende Braunschweiger gemeinsam voller Begeisterung die Spiele der deutschen Nationalmannschaft auf Großbildschirmen auf dem Platz an der Martinikirche und vor dem Braunschweiger Schloss. Eintracht Braunschweig wird von seinen Fans hingebungsvoll unterstützt und hat sportlich große Ambitionen. Die Braunschweig Stadtmarketing GmbH legt deshalb eine kleine Serie von Fan-T-Shirts im Retro-Look auf, die an Braunschweig als die Wiege des deutschen Fußballs erinnern. Flankierend werden an zahlreichen Orten in der Stadt kostenlose Werbepostkarten mit historischen Fußballbegriffen und einer kurzen Erklärung ausgelegt. In der Touristinfo am Burgplatz gibt es zudem schon jetzt eine Postkarte und ein Poster, die die Karikatur eines Fußballers und die Aufschrift „Füsslümmelei“ zeigen. Ein Bildmotiv, für das man sich mit einem Augenzwinkern gegenüber der damals abfälligen Bezeichnung und Darstellung der neuen Sportart entschieden hat. Darüber hinaus werden verschiedene Buchtitel rund um das Thema Konrad Koch angeboten.

Wer mehr zu Konrad Koch erfahren möchte, wird auch im Internet fündig. Unter der Adresse www.braunschweig.de/fussball hat die Braunschweig Stadtmarketing GmbH zahlreiche wissenswerte und unterhaltsame Informationen rund um Konrad Koch und die Fußballstadt Braunschweig zusammengetragen. „Elf Tatsachen, die Fußballfans wissen müssen“ verraten Überraschendes, Wissenswertes und Erstaunliches aus den Anfängen des Fußballs. Eine Übersichtskarte zeigt die damaligen Orte der Fußballgeschichte in Braunschweig. Die Internetseite wird im Jubiläumsjahr fortlaufend aktualisiert. Zahlreiche Links erschließen Veranstaltungen und weitere Internetangebote zum Thema.

Wer darüber hinaus neugierig geworden ist auf die Stadt, in der 1874 der deutsche Fußball begann, kann sich auch vor Ort auf Spurensuche machen: Im Rahmen einer Erlebnisführung kann man Professor Konrad Koch oder seinen Wegbegleitern August Hermann und Dr. Friedrich Reck auf dem Weg zu den Fußballregeln von 1875 folgen und die Orte des frühen Fußballspiels in Braunschweig kennenlernen. Für auswärtige Gäste hält die Braunschweig Stadtmarketing GmbH zudem ein spezielles Pauschalangebot bereit: Die Wochenendreise „Braunschweig – Die Wiege des Fußballs“ bietet (ab 107,- Euro pro Person) eine bzw. zwei Übernachtungen in Braunschweig, die Teilnahme an der Erlebnisführung zu Konrad Koch, ein Braunschweig Souvenir sowie eine Karte für ein Fußballspiel (je nach gewünschtem Reisetermin entweder für ein Heimspiel von Eintracht Braunschweig oder für ein Spiel der Fußballweltmeisterschaft der Frauen im benachbarten Wolfsburg).

Gerne vermitteln wir für Interviews den Kontakt zu dem Braunschweiger Autor Kurt Hoffmeister, dessen jahrzehntelange Forschungen Konrad Koch überhaupt erst ins öffentliche Bewusstsein gerückt haben.

Angebote rund um Konrad Koch

 

Fan-Artikel

Postkarte und Poster
mit dem Motiv "Fusslümmelei"
Preis: Postkarte 1,00 €, Poster 4,50 €

T-Shirts im Retro-Stil (ab 24.2.)
mit dem Schriftzug „Fusslümmelei“ und dem Slogan „Braunschweig 1874: Die Wiege des deutschen Fußballs“.
In den Farben dunkelblau und grau-meliert in den Größen von S bis XL
Preis: 19,50 €

Bücher
Sachbücher, Biografien, Krimis und Unterhaltungsliteratur zum Thema „Braunschweig 1874: Die Wiege des deutschen Fußballs“. Die Wiege des deutschen Fußballs“. Neu erschienen: Kurt Hoffmeister, Der Wegbereiter des Fußballs in Deutschland. Prof. Dr. Konrad Koch, 1846-1911. Eine Biografie. Braunschweig 2011, 131 S., 12,80 €

Touristische Angebote

Erlebnisführung
„Konrad Koch - Fußball in Braunschweig seit 1874“
Termine: sonntags um 11:00 Uhr (außer 02.01. und 25.12.2011)
Treffpunkt: Altstadtmarkt, Marienbrunnen
Dauer: ca. 1,5 Std; Preis (p.P.): 9,00 €

Reiseangebot
„Braunschweig - Die Wiege des Fußballs“
1 oder 2 Übernachtungen/Frühstück
1 Begrüßungstrunk
1 Braunschweig-Souvenir
1 Karte für ein Heimspiel der "Eintracht
   Braunschweig" oder die Frauenfußball WM
   2011 in Wolfsburg
Teilnahme an der Erlebnisführung „Konrad
   Koch“ (sonntags, 11.00 Uhr).
Buchungstermine: an den Wochenenden der Fußballspiele;
Preis: ab 107,00 € (p.P. im DZ)

Erhältlich in der Touristinfo am Burgplatz (Vor der Burg 1), Mo - Fr 10:00 - 19:00 Uhr, Sa 10:00 - 16:00 Uhr oder in Internet unter www.braunschweig.de/fussball
Tel.: (05 31) 4 70 20 40 | Fax: (05 31) 4 70 20 44 | E-Mail: touristinfobraunschweigde

Mobilitätspartner der Braunschweig Stadtmarketing GmbH:

Autohaus Holzberg

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