Emilie Esther, genannt Galka Scheyer

geb. 15.04.1889 • gest. 13.12.1945

Enthüllung der Persönlichkeitstafel für Galka Scheyer. Vlnr.: Axel Walter Schmidt (Hauseigentümer), Dr. Anja Hesse (Kulturdezernentin), Dr. Jörg Munzel (Bürgerstiftung Braunschweig e. V.)© Jörg Scheibe

Das Haus in der Okerstraße 10 war der Wohnsitz der Familie Scheyer.

Emilie, die von ihrer Familie und Freunden „Emmy“ gerufen wurde, war das dritte Kind und die einzige Tochter des jüdischen Unternehmers Leopold Scheyer und dessen Frau Henriette. Scheyer war Inhaber der Konservenfabrik Maseberg, seine Frau arbeitete dort als Prokuristin.

Die Tochter erhielt früh Mal- und Zeichenunterricht und malte in der freien Natur. Mit 16 Jahren zog sie nach England, später nach Frankreich, Belgien und in die Schweiz, um dort Malerei, Bildhauerei und Musik zu studieren. 1916 lernte Scheyer in der Schweiz den Maler Alexej Jawlensky kennen. Jawlensky erinnerte ihr Haar an das blauschwarz-glänzende Gefieder einer Dohle, daher nannte er sie „Galka“ mit dem russischen Wort für „Dohle“. Als sie 1931 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, nahm sie Galka als offiziellen Vornamen an.

Nach der Begegnung mit Jawlensky beschloss Scheyer, nicht mehr selbst zu malen, sondern als Galeristin und Kunsthändlerin zu arbeiten, anfangs nur für Jawlensky, später auch für Paul Klee, Wassily Kandinsky und Lyonel Feininger, die sie 1922 am Bauhaus in Weimar kennengelernt hatte. 1924 gründeten sie mit Jawlensky die Künstlergruppe „Die Blaue Vier“. Scheyer erhielt den Auftrag, die Gruppe in Amerika zu vertreten. Im August 1925 ließ sich Scheyer ganz in San Francisco nieder, unternahm aber immer wieder Reisen durch Europa, die USA und Asien, um verschiedene Künstler zu treffen und um schließlich auch selbst wieder zu malen.

Den Jahreswechsel 1932/1933 verbrachte Scheyer bei ihrer Familie in Braunschweig und erlebte die nationalsozialistische Propaganda nach der Machtübernahme von Adolf Hitler am 30. Januar 1933. Die moderne Kunst wurde als „entartet“ diffamiert und viele der von Scheyer vertretenen Künstler verfolgt und mit Berufsverboten belegt. Mit einer neuen Kollektion Bilder der „Die Blaue Vier“ reiste sie im Mai 1933 wieder in die USA und veranstaltete im Oktober in Los Angeles die letzte große Ausstellung der Künstlergruppe.

Ab Mitte der 1930er Jahre verschlechterte sich Scheyers wirtschaftliche Situation, da ihre beiden Brüder, die seit dem Tod des Vaters 1909 die Konservenfabrik geführt hatten, nicht mehr in der Lage waren, sie finanziell zu unterstützen. Zum 30. Juni 1938 mussten sie ihre Braunschweiger Firma verkaufen, die Familie wurde verhaftet und zwangsenteignet.

Scheyer starb mit 56 Jahren 1945 an einer Krebserkrankung in ihrem Haus am Blue Heights Drive in Hollywood. Ihr Nachlass ging als „The Blue Four Galka Scheyer Collection“ an das Norton Simon Museum in Pasadena. Im Braunschweiger Stadtteil Stöckheim wurde die Emmy-Scheyer-Straße nach ihr benannt.

Mehr Informationen im Galka Emmy Scheyer Zentrum https://www.galka-scheyer.de/ (Öffnet in einem neuen Tab)

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Bildnachweise

  • Jörg Scheibe