Johann Heinrich Stobwasser

geb. 16.11.1740 gest. 31.08.1829

Auf dem Grundstück, Echternstraße 16, stand von 1771 bis 1863 die Lackwarenmanufaktur Stobwasser. Johann Heinrich Stobwasser war der Gründer der Fabrik.

Die Familie Stobwasser lebte zunächst im thüringischen Lobenstein. Johann Heinrich begleitete schon als Jugendlicher seinen Vater, einen Glasermeister und Kleinwarenhändler, auf Geschäftsreisen. Nach jahrelangen Versuchen gelang es dem jungen Stobwasser 1757 einen haltbaren Bernsteinlack herzustellen. Noch in Lobenstein gründete er eine Fabrik für Lackgegenstände, doch aufgrund wirtschaftlicher Probleme musste das Unternehmen bald wieder schließen. Nach einem Hausbrand geriet die Familie in große Armut und verließ 1763 den Ort, um nach Braunschweig überzusiedeln.

Der braunschweigische Herzog Carl I. bot hoch qualifizierten Handwerkern und Künstlern zahlreiche Vergünstigungen an, wenn diese sich im Herzogtum ansiedelten, um die dortige Wirtschaft zu beleben. Trotzdem blieb die finanzielle Situation der neuen Manufaktur angespannt, bis ein Auftrag des Braunschweiger Militärs für lackierte Gewehrschäfte, Trinkbecher und Patronentaschen den Durchbruch brachte. Der Herzog überließ der Familie das Haus an der Echternstraße mit mehreren Nebengebäuden als größere Produktionsstätte.

Stobwasser produzierte in seiner Manufaktur Artikel des täglichen Bedarfs, stellte jedoch bald auch kunsthandwerkliche Arbeiten und schließlich Luxusgüter her. Die meisten Gegenstände waren aus Pappmaché, aus Blech oder Holz und wurden nach einem komplizierten Verfahren lackiert. Für die Bemalung beschäftigte Stobwasser so bekannte Künstler wie Pascha Johann Friedrich Weitsch und dessen Sohn Friedrich Georg Weitsch, aber auch Christian Tunica, Hans Heinrich Jürgen Brandes und Julius Carl Hermann Schröder. Sie verzierten die Produkte u. a. mit Landschaften, Porträts berühmter Persönlichkeiten, Genredarstellungen, Szenen aus der Mythologie und religiösen Themen.

Der Ruf der Lackwaren, „Stobwasser-Arbeiten“ genannt, verbreitete sich schnell in ganz Europa, so dass die Familie 1773 eine Filiale in Berlin eröffnete. Angebote der Höfe in Kassel, Dresden und Berlin lehnte Stobwasser aber ab und blieb in Braunschweig.

1776 starb der Vater und Johann Heinrich Stobwasser übernahm die Leitung der Manufaktur, die sie bis dahin gemeinsam geführt hatten. Die Industrialisierung führte im 19. Jahrhundert zu einem Absatzrückgang, sodass das Braunschweiger Stammhaus 1863 aufgelöst werden musste.

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