Braunschweiger Werkstück 114: Heinrich Grönewald. Student und Doktorand der Technischen Hochschule Braunschweig

Michael Wettern, 1909 bis 1957 ; Student und Doktorand der Technischen Hochschule Braunschweig. Ein Leben für die Pädagogik in Braunschweig, Paris und Buenos Aires. Braunschweiger Werkstücke 114, Hannover 2011

Die vorliegende Veröffentlichung soll den Lebensweg von Heinrich Grönewald, einem engagierten und sozialdemokratischen Lehrer, nachzeichnen. Ihm war es aufgrund seiner politischen Einstellung nicht möglich, seine Berufsperspektive im Deutschland der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu realisieren. 1909 geboren, wird er als Kind die Wirren des Ersten Weltkriegs kaum verstanden haben. Jedoch als Student in der kulturwissenschaftlichen Abteilung der damaligen Technischen Hochschule Braunschweig hat er die erheblichen, stets wachsenden politischen Gegensätze seiner Zeit persönlich erlitten. Während er als Student von seinerzeit weit über Braunschweig hinaus bekannten, sozialdemokratischen Schulreformern, den Professoren Adolf Jensen und Helmut von Bracken auf den Beruf vorbereitet wurde, vergrößerte sich der Einfluss der Nationalsozialisten nicht nur im Freistaat Braunschweig, sondern auch an der Braunschweiger Hochschule. Geprägt durch sein Elternhaus vertrat Grönewald in Zeitungsartikeln bereits in diesen Jahren, in denen in Braunschweig der nationalsozialistische Zeitgeist ständig an Einfluss gewann, prononciert anti-nationalsozialistische Positionen. Sie machten ihn weit über den Kreis der Hochschule hinaus bekannt. Seine deutliche Ablehnung nationalsozialistischer Politik war der Grund, weder den Beruf eines Lehrers ausüben noch seine begonnene Doktorarbeit verwirklichen zu können. Nachdem der Druck durch Nazi-Schergen für ihn lebensbedrohend wurde, flüchtete er; eine Wahl hatte er nicht. Die Emigration wurde für ihn die einzig verbliebene Lebensperspektive mit der Folge der Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit durch die Nationalsozialisten. Das Exil erlaubte ihm, sich mit Nachdruck weiterhin für eine Gesellschaft einzusetzen, bei der Unterdrückung keinen Einfluss haben sollte, vor allem aber, um sein Ideal einer repressionsarmen, auf humanistischen Grundlagen sich gründenden Gesellschaftsordnung schon Schülern vermitteln zu können. Sie sollten für ein solidarisches Miteinander als Erwachsene vorbereitet sein. Sein früher Tod im Jahr 1957, nur wenige Wochen vor Vollendung seines achtundvierzigsten Lebensjahres, haben die Möglichkeiten der Rückkehr in das deutsche Schulwesen verhindert. Der Lebensweg von Heinrich Grönewald, einem hervorragenden Organisator, Journalisten, vor allem jedoch Pädagogen, ist ein Beispiel eines Demokraten, der mit einem in sich gefestigten, fundierten sozialen und pazifistischen Weltbild stets den Anfeindungen der Nationalsozialisten Widerstand entgegen gesetzt hat. So beschwerlich und entbehrungsreich im Rückblick sein Lebensweg auch gewesen ist, er ist seinen Weg unbeirrt gegangen.

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