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Urkundenbuch der Stadt Braunschweig Bd. 7

Der Zeitraum von 1375 bis 1387

Die für das Jahr 1861 projektierte Tausendjahrfeier Braunschweigs bot 1860 die Veranlassung, die Herausgabe der reichhaltigen städtischen Urkunden anzuregen. 1873 lag der erste Band gedruckt vor, enthielt aber nicht nur die Urkunden, sondern auch die wichtigsten Rechts- und Verfassungsquellen bis 1671, dem Zeitpunkt der Unterwerfung der Stadt unter die herzogliche Verwaltung. Der zweite, die Urkunden bis 1320 umfassende Band erschien im Jahre 1900, während der dritte, 1905 erschienene Band bis zum Stichjahr 1340 reichte. Waren diese drei Bände noch das Werk des ersten hauptamtlichen Stadtarchivars, Ludwig Hänselmann, so wurde der vierte, 1912 erschiene Band mit den Urkunden bis 1350 bereits von seinem Nachfolger Dr. Heinrich Mack bearbeitet. Das danach einstweilen eingestellte Unternehmen konnte vom Stadtarchiv erst in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wiederbelebt werden, so dass im Jahre 1994 der fünfte Band mit den Urkunden des Zeitraums 1351 bis 1360 in der Bearbeitung von Dr. Josef Dolle erschien. Außer den Urkunden druckte man auch die Briefe, Auszüge aus den zahlreichen Stadtbüchern wie auch die städtischen Inschriften mit ab. Band sechs mit dem Zeitraum 1361 bis 1374, ebenfalls wieder von Dr. Josef Dolle bearbeitet, wurde 1998 veröffentlicht.

Anfang April des Jahres 2003 ist nun der siebte, wiederum von Dr. Josef Dolle erarbeitete Band dieser bedeutenden Reihe erschienen. Es ist eine besonders spannende Periode der Stadtgeschichte, die anhand der abgedruckten Dokumente erstmals auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. In den Jahren 1374 bis 1380 erschütterte eine ernste Krise die Stadt, als in der „Grossen Schicht“ die verfassungspolitischen Gegensätze mit bisher nicht gesehener Heftigkeit aufeinander prallten. Nach Ansicht des zeitgenössischen Lübecker Chronisten Detmar war seit 1374 de duvel los gheworden in der stad to Brunswik. Nicht weniger als acht Ratsmitglieder fielen dieser blutigen Revolution zum Opfer, darunter auch der Braunschweiger Bürgermeister Tile von Damm. Die Unruhen waren durch finanzielle Missstände ausgelöst worden und es dauerte eine Reihe von Jahren, ehe sich die Verhältnisse in Braunschweig wieder festigten. 1375 verfiel die Stadt strenger Verhansung (bis 1380) durch ihre Schwesterstädte und war damit von wirtschaftlichem Niedergang bedroht. Viele im Handel tätige Braunschweiger Bürger gaben damals ihr Bürgerrecht auf, um dem wirtschaftlichen Ruin zu entgehen. Der Prozess der Aussöhnung zwischen der Stadt Braunschweig und den Vertriebenen zog sich über mehrere Jahre hin. Die Verhandlungen fanden erst im August 1380 einen vorläufigen Abschluss, als die Vertreter Braunschweigs auf den Stufen des Lübecker Domes demütig um Verzeihung baten. Neben der Wiederaufnahme und der Entschädigung der Vertriebenen mussten sich die Braunschweiger verpflichten, eine neue Kapelle zu errichten und zu dotieren. Es handelt sich dabei um die im 17. Jahrhundert abgebrochene Auctorkapelle an der Nordostecke des Altstadtrathauses. Zum Frieden trug nicht zuletzt die Verabschiedung einer neuen Verfassung im Jahre 1386 bei, die durch die überragende Persönlichkeit des Bürgermeisters Hermann von Vechelde geschaffen wurde. Die Große Schicht und ihre Folgen ist nur einer von vielen Aspekten der Braunschweiger Stadtgeschichte, die im Urkundenbuch dargestellt werden. Die Veröffentlichung bietet daneben Informationen zu mannigfaltigen Themen, etwa zum Haushalt der Stadt und ihrer Weichbilder, zu den Rechtsverhältnissen innerhalb und außerhalb von Braunschweig, zur Beziehung zwischen Kirche und Stadt, zu Umweltproblemen, zur Geschlechterbeziehung, zum Verhältnis zwischen den Generationen und zur Mentalitätsgeschichte. Der siebte Band des Braunschweiger Urkundenbuches ist zum Preis von 15,00 € im Stadtarchiv Braunschweig, Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig und im Buchhandel erhältlich.

Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, Band 7, bearbeitet von Josef Dolle, 1264 Seiten, 8,00 Euro, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2003. ISBN 3-7752-6015-3.

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