Grünverbindung Jödebrunnen

Als weitere wichtige Freiraumgestaltung am Westbahnhof realisierte der Fachbereich Stadtplanung und Umweltschutz, die Grünverbindung Jödebrunnen.

Seit kurzem ermöglicht eine neue Grünverbindung den Zugang zum historischen Bau- und Naturdenkmal des Jödebrunnen. Hier befindet sich eine – noch tätige – Quelle, deren Wasser von einem dreiseitig ummauerten Becken aufgefangen und gespeichert wird.

Der Jödebrunnen - Quelle und Becken - wird urkundlich seit 1345 erwähnt. Über fünf Jahrhunderte führten hölzerne Röhren, sogenannte ‚Pipen‘, auf einer Strecke von rund 2 km bis zur Stadtgrenze, durch die Stadtbefestigung hindurch und zu den Brunnen auf dem Altstadt- und Kohlmarkt. Die ‚Pipen‘ und der Jödebrunnen sind anschaulicher Beleg der Wasserversorgung vom späten Mittelalter bis in die Neuzeit, da sie bis 1864 zur Trinkwasserversorgung der Stadt dienten.

Der Jödebrunnen war über Jahrzehnte der Öffentlichkeit nicht frei zugänglich. Die neue Wegetrasse ist Teil des Konzepts zur Neuordnung des ehemaligen Westbahnhofs. Das Areal ist mit Unterstützung von Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) einer umfassenden städtebaulichen Neuordnung unterzogen worden.

Über einen Stichweg ist die Beckenanlage nunmehr direkt erreichbar. Die Zuwegung endet in einem gepflasterten Sitzbereich, mit Ausblickmöglichkeit auf die Brunnenanlage. Diese erfährt seit Sommer 2014 eine umfassende Sanierung, die im Juli 2015 abgeschlossen werden soll. Im Herbst diesen Jahres werden ergänzend noch weitere Bäume zur Wiederherstellung der örtlichen Grünkulisse gepflanzt. Die Ersatzpflanzungen sind erforderlich, da im Vorfeld der Mauersanierung Bäume im Nahbereich des Beckens gefällt werden mussten.

Der zentrale Erschließungsweg stellt zugleich die Verbindung zwischen der Straße ‚Am Jödebrunnen‘, der ‚Büchnerstraße‘ sowie dem Ringgleis her.

Die Grünverbindung führt am historischen ‚KontorHaus‘ vorbei. Das auch ‚Comptoirgebäude‘ genannte kleine Gebäude wurde 1899 für die Fa. Fr. Brachvogel errichtet, die am Westbahnhof ein Areal von rd. 40.000 qm bewirtschaftete. Die Firma war spezialisiert auf Holzimport und Lageristik. Das aufwändig gestaltete ‚KontorHaus‘ stand in einem abgelegenen Teil des Firmengeländes. Bemerkenswert sind das steile Walmdach mit geschnitzten Sparrenköpfen sowie die historischen Tür und Fensterkonstruktionen mit z.T. farbiger Verglasung. Der Innenraum weist reich verzierte Holzarbeiten auf. Aktuell ist für das ‚KontorHaus‘ eine Nachnutzung noch offen. Vorsorglich war daher eine Sicherung gegen Vandalismus erforderlich. Das ‚KontorHaus‘ ist aktuell nicht zugänglich.

Als weiteres historisches Bauwerk befindet sich ein unterirdischer Kühlkeller auf dem Areal. Er wurde im Jahr 1899 errichtet und in der Firmenschrift der herstellenden Baufirma als „Bananenkeller“ bezeichnet. Der Keller ist zweischiffig und hat Abmessungen von ca. 10 m Breite und 20 m Länge. Die tragende Mittelachse ist überhöht, wodurch eine satteldachförmige Deckenfläche entsteht. Darüber befindet sich eine Erdüberdeckung von ca. 30 - 50 cm.

Die Decke mit den ‚bananenförmig‘ gebogenen Eisenbändern ist konstruiert nach einem Patent des Statikers Prof. Möller von der Technischen Hochschule Braunschweig aus dem Jahr 1894. Die Konstruktion war zu Lebzeiten von Prof. Möller weit verbreitet, inzwischen sind jedoch die meisten dieser Trägerkonstruktionen abgebrochen worden. Der 'Bananenkeller' am Jödebrunnen ist eines der wenigen noch vorhandenen Beispiele dieser eleganten, aus Braunschweig stammenden Ingenieurkonstruktion des vergangenen Jahrhunderts.

Der Keller wurde als Winterquartier für Fledermäuse hergerichtet. Dazu erfolgten der Einbau einer Tür mit Einflugschlitz sowie die Installation von diversen Niststeinen im Deckenbereich. Um die Tiere vor Störungen zu schützen, wurde der Bereich gesondert eingezäunt und begrünt.

Die Baukosten für die ca. 1 ha große Fläche betrugen rd. 75.000 €.

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