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Projekthaus der TU Braunschweig: Ein Zuhause für neue Ideen

Universitäten sind eine der wichtigsten Quellen für Fortschritt und Innovation. Und so spielt auch die TU Braunschweig innerhalb der Forschungsregion eine zentrale Rolle. Doch nach innen fällt es einer traditionsreichen Institution selbst nicht immer leicht, die Notwendigkeit zu strukturellem Wandel frühzeitig zu erkennen und sich zu verändern. Mit dem Projekthaus hat sie daher einen Ort geschaffen, an dem neue Ideen generiert und bei Bedarf auch umgesetzt werden können – von der Digitalisierung bis zur internationalen Vernetzung.

„In den vergangenen zehn Jahren wurde es immer etablierter und einfacher, direkt durch das Hochschulpräsidium Drittmittel für hochschulweite Projekte zu beantragen, um Innovations- und Change-Prozesse voranzubringen“, erklärt mir Julius Othmer. Darunter fielen beispielsweise auch die Maßnahmen des Qualitätspakts Lehre. „Für Projekte, die direkt vom Präsidium ausgehen, bestand an der TU eine organisatorische Leerstelle. Um diese zu schließen wurden verschiedene Projektgruppen gegründet.“ Angesichts des wachsenden Bedarfs ging daraus 2019 schließlich das Projekthaus (Öffnet in einem neuen Tab) hervor, um für genau solche Projekte – damals beispielsweise eine neue Didaktik-Qualifizierung für Lehrende – einen zentralen Ort zu besitzen.

Medienwissenschaftler Julius Othmer ist Mitgründer des Projekthauses und ein erfahrener Spezialist für Digitalisierung in Lehre und Bildung.© GIDEON ROTHMANN / TU Braunschweig

„Wir haben hier engagierte Menschen aus nahezu allen Bereichen“, erläutert Othmer, der die Einrichtung seit ihrer Gründung leitet. Von den Medien- und Bildungswissenschaften über die Elektrotechnik bis hin zur Philosophie – das Projekthaus ist eine interdisziplinäre Truppe und beschäftigt in unterschiedlichen Projekten 32 Mitarbeitende quer durch alle Fachrichtungen. Dabei versteht es sich als einen „Third Space“, einen Raum zwischen Universitätsverwaltung und Instituten. „Unser wesentlicher Auftrag ist nach innen, also in die TU Braunschweig hinein“, so der Medienwissenschaftler. Dazu gehören Projekte zu flexiblen Arbeitszeiten genauso wie Matchmaking-Workshops zu interdisziplinärem Forschen, aber auch strategische Überlegungen für die TU als Ganzes: „Wir besitzen eine Reichweite für die gesamte Uni und sind so breit aufgestellt, dass wir Projekte für alle Mitglieder des Präsidiums realisieren können. Wir arbeiten dabei natürlich in enger Kooperation mit den anderen thematisch aufgestellten Organisationseinheiten der TU zusammen."

Das Projekthaus versteht sich zwischen Verwaltung und Wissenschaft selbst als bewegliches Reallabor.© Projekthaus TU Braunschweig

Universelle Herausforderungen

Zu diesem Zweck arbeitet das Projekthaus in drei Teams. Dem ersten und wahrscheinlich auch klassischsten Themenbereich widmet sich das Team „Lehre und Medienbildung“. In dessen Mittelpunkt steht die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Studiums: „Wir informieren Studierende und Lehrende über Themen und Trends in Lehre und Bildung, schaffen neue Angebote und stellen Lehr- und Lernmaterialen bereit“, erklärt mir Othmer. Die Vermittlung von Grundlagen der Medienkompetenz für Studierende gehören genauso dazu, wie die Entwicklung kreativer Lehrszenarien für verschiedene Studiengänge, vom Lehramt bis zu den Ingenieurswissenschaften. Aber auch die sinnvolle Weiterführung der anfangs eher nur Pandemie-bedingten Digitalisierung von Prüfungen und Lehre fallen in ihr Aufgabengebiet.

Das Projekthaus am Fallersleber Tor beschäftigt inzwischen fast drei Dutzend Spezialist:innen aller Fachrichtungen und nochmal so viele frei Mitarbeitende und Hilfskräfte.© Projekthaus TU Braunschweig

Das zweite Team arbeitet unter dem futuristischen Namen [hive]. Das steht für „hub for innovation and ventures in education“ und ist der digitalen Transformation gewidmet, sowohl aus technologischer als auch kultureller Perspektive. „[hive] ist ein Team mit gleichermaßen didaktischem wie technischem Verständnis und kümmert sich um Impulse für die digitale Lehr-Lern-Infrastruktur“, erklärt mir Othmer. „Also was es an digitaler Lerninfrastruktur benötigt und wie man sie einführt.“ Zu diesem Zweck arbeitet das Projekthaus intensiv mit dem Rechenzentrum und ebenso mit den Lehrenden zusammen. Und dabei geht es auch über Braunschweig hinaus: Gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Hannover wollen die Braunschweiger herausfinden, welche Tools es für kooperatives Lernen bereits gibt und wie man sie auch hier auf den Weg bringen kann. „Eine große Herausforderung ist der digitale Austausch zwischen vielen sehr unterschiedlichen, teils internationalen Einrichtungen – insbesondere hinsichtlich des Datenschutzes“, so Othmer.

Dank weitgehender thematischer Freiheit können zukünftige Potentiale in Lehre und Bildung frühzeitig erprobt werden, einschließlich virtueller Realität und künstlicher Intelligenz.© Projekthaus TU Braunschweig

Impulse geben und Ideen ermöglichen

Wohin es mit der Universität der Zukunft grundsätzlich geht, fragt sich die dritte Abteilung des Projekthauses: Das Team „Innovation in der Hochschulentwicklung“ widmet sich gezielt im Auftrag des Präsidiums zentralen Change- und Innovationprozessen und ist dabei thematisch komplett frei. So reichen seine Aufgaben von der Generierung zukunftsorientierter Ideen und der projektbezogenen Produktentwicklung bis hin zur Mittelakquise und Evaluation. „Wir veranstalten interdisziplinäre Workshops und organisieren partizipative Strategieprozesse in jede nur denkbare Richtung, widmen uns in einzelnen Projekten aber auch gezielt der Eröffnung und dem Diskurs von neuen Themen wie New Work“, beschreibt Othmer das Portfolio des hausinternen Inkubators. 

Eine kreative Startup-Atmosphäre zeichnet die Räumlichkeiten des nach außen hin eher unscheinbaren Hauses aus.© Projekthaus TU Braunschweig

Themen für Projekte entstehen dabei nicht ausschließlich Top-Down, sondern auch durch Button-Up Initiativen, die zu Projekten und gemeinsamen Kooperationen führen können. Ein Beispiel dafür ist das „Green Office“ als Nachhaltigkeitsbüro für den Bereich Studium und Lehre, welches aus studentischen Initiativen entstanden ist.  

Allen drei Teams sei dabei eines gemeinsam: „Wir verstehen uns als Impulsgeber:innen und versuchen Projekte mit Mehrwert für die TU anzuschieben. Idealerweise beginnt ein Projekt bei uns im Haus und breitet sich dann in der Universität aus.“, fasst Othmer zusammen und ergänzt: „Wir haben ein offenes Innovations-Ökosystem etabliert, in dem Ideen ausprobiert werden können aber auch mal scheitern dürfen.“ Dabei realisiere das Projekthaus nicht nur Projekte, sondern sei auch selbst eines: „Wir sind eine der Einrichtungen der TU, die sich stetig wandelt und Neuerungen in der eigenen Organisation ausprobiert, immer unter der übergeordneten Fragestellung: Wie kann man am besten zusammen lernen und arbeiten?“ In diesem Jahr werde das Projekthaus Forschende zudem wieder bei der Bewerbung auf Exzellenzcluster unterstützen. Auf den Austausch mit den Forschenden freuen sich Othmer und sein Team dabei schon ganz besonders: „Es ist einfach immer wieder unglaublich spannend, am Anfang von neuen Entwicklungen beteiligt zu sein.“

Text: Stephen Dietl, 13.02.2023


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