Die Kreuzkirche in Alt-Lehndorf

Die Lehndorfer Dorfkirche wurde als romanische Saalkirche wie die innerstädtischen Kirchen im 12./13. Jh. erbaut. Sie besaß einen Wehrturm, der keinen erdgeschossigen Eingang hatte und als Zuflucht für die bedrängten Dorfbewohner nur durch eine Leiter ins Obergeschoss zu erreichen war. Noch immer ist diese erste Kirche, die bereits 1249 als "ecclesia" erwähnt ist, in ihren Mauern deutlich zu erkennen.

Im 15. Jh. erhielt die Kirche einen westlichen Turmeingang in gotischer Form und eine beachteswerte Kreuzigungsgruppe darüber. Schon zu dieser Zeit wurde die Kirche restauriert, wie ein Erinnerungsstein in der Südwand ausweist.

Entwurf für das Deckengemälde 1904© Quelle: Landeskirchenbauamt WF

Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche ihren charakteristischen Dachreiter. Nach massiven Bauschäden im 19. Jh.  wurde die Kirche 1904-1906 - nach dem Entwurf des Baurates Hans Pfeiffer - grundlegend verändert. Sie erhielt eine Apsis mit Altar im Norden und eine große Erweiterung mit einem neuen Eingang im Süden.

Der braunschweigische Hofmaler Adolf Quensen, der wichtige Renovierungsmalereien im Chor des Braunschweiger Domes ausführte, schuf die Innenausstattung im Stil des Historismus. Das zentrale Deckengmälde mit der Darstellung des Himmlischen Jerusalems aus der Offenbarung des Johannes in der Bibel ist von besonderer Aussage. Die dort erwähnten himmlischen Ströme, die die Menschheit versorgen, leitete Quensen in der ursprünglichen  Malerei von der Raumdecke herab - die Gemeinde umschließend - über die Umfassungswände.

Das Deckengemälde der Kreuzkirche© Foto: G. Ruben

Einmalig in Braunschweig  erhielten bei dieser umfassenden Neugestaltung Altar, Kanzel und Lesepult und besonders die Eingangstür die neuen, dekorativen Merkmale der modernen Kunstrichtung des Jugendstiles.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Innenraum der Kirche in der sparsamen Sanierung der ersten Notzeit weitgehend entkernt und versachlicht.

In den  letzten 30 Jahre konnte die Initiative des Pfarrers und der Gemeinde verschiedene Restaurierungsarbeiten aus dem ausdruckslosen Innenraum der Nachkriegszeit wieder ein harmonisches Ganzes schaffen. Dazu gehört als Wichtigstes die Freilegung des Deckengemäldes, die Wiederherstellung der Apsismalerei und die Nachbildung eines romanischen Radleuchters als Raumschmuck.

Eine Wiederherstellung auch der Wandmalerei als Fortführung der Deckenmalerei wäre besonders wünschenswert.

Heute stellt die Lehndorfer Dorfkirche in der Verbindung dreier Kunstrichtungen in ihrem romanischen Baukörper, der Innenausstattung und der Malerei des Quensenschen Historismus und den ergänzenden Zutaten des Jugendstiles ein reizvolles Beispiel dörflicher und dennoch qualitätsvoller Kirchenbaukunst dar.  Die Verknüpfung des Historismus und des Jugendstils nimmt unter den braunschweigischen Kirchen eine Sonderstellung ein.

Innenansicht der Kreuzkirche Alt-Lehndorf© Foto: G. Ruben

Erst 1961 erhielt die Lehndorfer Dorfkirche in Anlehnung an die alte Grundherrschaft und das Patronat des Kreuzklosters und ihre neue Grundrissform  den Namen "Kreuzkirche".
Das klassizistische Pfarrhaus  aus dem frühen 19. Jh. und die vorbildlich restaurierte und umgenutzte Pfarrscheune sind heute mit der Kirche das Gemeindezentrum.

Wolfs Gasthaus© Foto: G. Ruben

Neben der Kirche -  das ehemalige  Küsterhaus = "Oppermannshaus",  das im Braunschweigischen seit dem 18. Jahrhundert häufig die erste Schule jedes Dorfes war -  ist nun das Gasthaus im Dorfe und Zentrum für Geselligkeiten.

G. Ruben

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Bildnachweise

  • Quelle: Landeskirchenbauamt WF
  • Foto: G. Ruben