HZI-Molekül wird Krebsmedikament in den USA

Balling: Riesiger Erfolg für biomedizinische Forschung in Deutschland

Das Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb (BMS) bringt jetzt ein
Krebsmedikament gegen metastasierenden Brustkrebs namens IXEMPRA auf den
US-amerikanischen Markt. Der darin enthaltene Wirkstoff ist von
Epothilon B abgeleitet, einem Naturstoff den Wissenschaftler am
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig entdeckt
und erforscht haben. BMS hat die Epothilon-Technologie 1997 vom HZI
einlizenziert und bis zur Marktreife weiter entwickelt. Mediziner in den
USA können das Medikament ab sofort gegen Brustkrebs einsetzen, der
bereits Metastasen gebildet hat und gegen andere Medikamente resistent
ist. Pharmaexperten trauen Ixempra ein großes Potential als
Brustkrebsmedikament zu – und später auch gegen andere Krebsarten. In
Europa wird es voraussichtlich in der zweiten Hälfte des kommenden
Jahres zugelassen.

Bereits in den 1980er Jahren haben die Wissenschaftlerteams um den
Chemiker Prof. Gerhard Höfle und den Biologen Prof. Hans Reichenbach an
der damaligen Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF), dem
heutigen HZI, die Epothilone entdeckt. Diese neue Klasse biologisch
aktiver Naturstoffe stammt aus den im Boden lebenden Myxobakterien.
Epothilone wirken auf die so genannten Mikrotubuli in Körperzellen.
Diese mikroskopisch kleinen Proteinröhrchen teilen die Chromosomen, die
Träger der Erbinformation, während der Zellteilung auf die Tochterzellen
auf. Kommen Epothilone in die Zelle, blockieren sie die Mikrotubuli –
die Zellen können sich nicht teilen, sterben ab und werden abgebaut. Da
Krebszellen sich besonders häufig teilen, reagieren sie sehr empfindlich
auf das Epothilon. Die Folge: Tumore werden im Wachstum gebremst,
schrumpfen und verschwinden.

Am Anfang des Entwicklungsprozesses stand die Beobachtung des
Mikrobiologen Dr. Klaus Gerth aus Reichenbachs Team, dass ein spezieller
Stamm von Myxobakterien eine interessante Substanz produziert: Sie kann
lebende Zellen abtöten. Dr. Norbert Bedorf aus Höfles Abteilung
Naturstoffchemie stellte die Substanz erstmals in reiner Form her und
klärte ihre chemische Struktur auf – Epothilon hatte die Bühne der
Pharmaforschung betreten.

Dann folgten weitere Jahre intensiver Forschung: Neben der Optimierung
der chemischen Struktur musste die Produktion des Epothilons verbessert
werden. Dafür wurden die Myxobakterien genetisch verändert und ihre
Lebensbedingen in Bioreaktoren so optimiert, dass sie das potenzielle
Krebsmittel in ausreichender Menge herstellten. Dieser
Produktionsprozess diente BMS dann als Basis für die Herstellung des
Medikaments. Danach entwickelte BMS eine halbsynthetische Variante des
Epothilon B und führte die vorklinischen sowie dann die weltweiten
klinischen Studien am Menschen durch, um die Zulassung zu beantragen.

„Epothilon beweist, dass die öffentliche biomedizinische Forschung in
Deutschland Weltklasse hat und Lösungen für die drängenden
Gesundheitsprobleme der Menschen erarbeiten kann“, freut sich Prof. Dr.
Rudi Balling, wissenschaftlicher Direktor des HZI über das Ergebnis:
„Gerade in der Helmholtz-Gemeinschaft ist es uns gelungen, exzellente
Grundlagenforschung mit der Perspektive auf die industrielle Anwendung
zu verbinden.“ Dazu sei aber auch ein langer Atem erforderlich, wie die
Erfolgsgeschichte des Epothilons zeige.

Genau diese Ausdauer gepaart mit wissenschaftlicher Kreativität war
Höfles und Reichenbachs Schlüssel zum Erfolg: „Wir sind sehr stolz
darauf, dass wir und unser Team dazu beigetragen haben, diese neue Art
der Krebstherapie zu entwickeln. Jetzt ernten wir die Früchte von 30
Jahren biologischer und chemischer Forschungsarbeit.“

Weitere Informationen

Susanne Thiele
Koordinationsbüro Stadt der Wissenschaft 2007
Braunschweig Stadtmarketing GmbH
Kleine Burg 14
38100 Braunschweig
Tel.: 0531 / 4 70 37 59
Fax: 0531 / 4 70 44 45
Email: susanne.thielebraunschweigde
Internet: http://www.braunschweig.de/stadt-der-wissenschaft

Diese Pressemitteilung, Fotomaterial und weitere Informationen zur Stadt der Wissenschaft 2007 und zu den Sponsoren finden Sie unter www.braunschweig.de/stadt-der-wissenschaft (Öffnet in einem neuen Tab). Hier können Sie sich auch für unseren kostenlosen Newsletter anmelden.

Hintergrund "Europas heißeste Forschungsregion Braunschweig"

Deutschlands "Stadt der Wissenschaft 2007" in Kürze

Die Ideenküche Braunschweig – Stadt der Wissenschaft 2007 wird gemeinsam von dem Verein ForschungRegion Braunschweig e.V., der Stadt Braunschweig, der Braunschweig Stadtmarketing GmbH und zahlreichen Wirtschaftspartnern veranstaltet. Der Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft" ist eine Initiative des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Er zeichnet jedes Jahr eine Stadt aus, die Wissenschaft als Motor für die Stadtentwicklung nutzt, bei ihren Bürgern Begeisterung für die Wissenschaft weckt und erfolgreiche Netzwerke zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik etabliert hat. Programmpartner des Stifterverbandes für den Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft 2007“ sind PricewaterhouseCoopers und Eurohypo AG.

Die Sponsoren der „Stadt der Wissenschaft 2007“:

Titelsponsoren:
New Yorker S.H.K. Jeans GmbH,
Volkswagen AG,
die Gruppe NORD/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale / Öffentliche Versicherung Braunschweig,
die Gruppe BS | ENERGY Braunschweiger Versorgungs-AG & Co. KG / VEOLIA Environnement

Hauptsponsoren:
Salzgitter AG,
Siemens AG,
Staake Investment und Consulting GmbH & Co. KG,
Ströer Deutschen Städte Medien GmbH,
Voets Autozentrum GmbH,
Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg

Premiumpartner:
ALBA Braunschweig GmbH,
Braunschweigische Maschinenbauanstalt AG,
Beyrich DigitalService GmbH & Co KG,
Buchhandlung Graff GmbH,
Deutsche Bank,
Heimbs Kaffee GmbH & Co. KG,
IAV GmbH,
Intel GmbH,
Kanada Bau GmbH & Co. KG,
LINEAS Systeme AG,
Nordzucker AG,
Streiff & Helmold GmbH,
Verlagsgruppe Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH

Förderer:
Braunschweig Stadtmarketing GmbH,
ForschungRegion Braunschweig e. V,
Projekt Region Braunschweig GmbH,
Stadt Braunschweig,
Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz,
Stiftung STIFTUNG NORD/LB ÖFFENTLICHE,
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit Unterstützung von
PricewaterhouseCoopers, Eurohypo AG und Würth AG

Medienpartner:
Braunschweiger Zeitung

Erläuterungen und Hinweise