11 Tatsachen, die Fußballfans wissen müssen

Überraschendes, Wissenswertes und Erstaunliches aus den Anfängen des Fußballs

1. Fußballstadt Nummer 1 ist Braunschweig

Konrad Koch und August Hermann© Stadtarchiv Braunschweig, G IX 135 (Nachlass Kurt Hoffmeister)

Braunschweig: hier steht die Wiege des deutschen Fußballs. Der Braunschweiger Lehrer Dr. Konrad Koch erkannte bereits früh die Bedeutung sportlicher Aktivitäten der Schüler im Freien. 1872 führte er daher Schulspiele als Ergänzung des Turnunterrichtes am Gymnasium Martino-Katharineum ein.

Unterstützung erfuhr er dabei von seinem Kollegen August Hermann (1835-1906). Dieser beschaffte aus England einen originalen Fußball und schuf damit die Voraussetzung dafür, dass 1874 in Deutschland erstmalig „Fußball“ gespielt wurde. Ein Jahr später legte Dr. Koch die ersten deutschen Fußballregeln vor, die in wesentlichen Teilen heute noch von Bedeutung sind.

2. Was Fußball mit Schule zu tun hat

Eine Gedenktafel im Eingangsbereich des MK würdigt Konrad Koch© Stadt Braunschweig, G. Rothe

Die Schüler des Braunschweiger Gymnasiums Marino-Katharineum absolvierten die ersten Fußballspiele in Deutschland. Ihr Klassenlehrer Konrad Koch hatte die Idee, ihr Turnlehrer August Hermann beschaffte aus England einen originalen Fußball. An dieser Schule gründete Koch den ersten deutschen Schüler-Fußballverein.

3. Deutsche Fußballregeln seit 1875

Regelheft von 1875© Stadtarchiv Braunschweig, G IX 135 (Nachlass Kurt Hoffmeister)

Die deutschen Fußballregeln gehen zurück auf Konrad Kochs „Fußball. Regeln des Fußball-Vereins der mittleren Klassen des Martino-Katharineums zu Braunschweig„.

Die ersten Regeln sind im Westentaschenformat erschienen und trugen noch die 4 F´s für „frisch-fromm-fröhlich-frei“ der Jahnschen Turnerschaft. In wesentlichen Teilen sind die Regeln heute noch von Bedeutung.

4. Fußball bei Ostwind – hierfür gelten besondere Regeln?

Der Arzt und Wegbegleiter Kochs, Dr. med. Friedrich Reck, förderte die Einführung der Schul- und Winterspiele (Fußball) in Braunschweig und stellte Gesundheitsregeln auf, die zu den Spielregeln gehörten. Eine lautete: „Es wird bei der Einrichtung des Spielplatzes dafür Sorge getragen, dass kein Schüler gegen den Ostwind anzulaufen hat.“ Außerdem durfte keiner der Schüler ohne Erlaubnis den Rock ablegen. „Diese Erlaubnis wird nur denen erteilt, die ein wollenes Hemd tragen.“

5. "Fusslümmelei": wie Fußballer beschimpft wurden

Fusslümmelei: Historisches Plakat© Stadtarchiv Braunschweig, G IX 135 (Nachlass Kurt Hoffmeister)

Als die Schüler des Braunschweiger Gymnasiums Martino-Katharineums im Jahre 1874 die ersten Fußballspiele Deutschlands absolvierten und ihr Lehrer Konrad Koch 1875 erstmals Fußballregeln aufstellte, gab es zahlreiche Gegner des Spiels. Die Turnerschaft verhöhnte Fußball als „Fusslümmelei“ und lehnte die "Engländerei" entschieden ab.

6. Fußballkaiser – wer den Titel vor Beckenbauer trug

Fußballkaiser© Stadtarchiv Braunschweig, G IX 135 (Nachlass Kurt Hoffmeister)

Als Konrad Koch für seine Schüler 1875 erstmals Fußballregeln aufstellte, gab es noch keinen Schiedsrichter. Vielmehr oblagen dem Mannschaftsführer, dem sogenannten Fußballkaiser, alle Entscheidungen. Bei Regelverstößen konnte er seine eigenen Mannschaftskameraden verwarnen, wenn diese sich nicht fügten, sogar des Platzes verweisen. Auch konnte der gegnerische Fußballkaiser verlangen, das Spiel anzuhalten und von der Stelle des unerlaubten Handelns fortzusetzen.

7. Ungehöriges Beinstellen des Markmannes oder doch Blutgrätsche des Innenverteidigers?

Dr. Konrad Koch führte nicht nur die ersten einheitlichen Fußballregeln in Deutschland ein, sondern übersetzte auch die englischen Fachbegriffe in die deutsche Sprache. So konnte es damals vorkommen, dass „der Markmann den Stürmer mit einem ungehörigen Beinstellen nicht am Schuss unter die Querstange des Mals hindern konnte.“ (Heute würden wir sagen: „dass der Innenverteidiger den Stürmer mit seiner Blutgrätsche nicht am Schuss unter die Torlatte hindern konnte.“)

8. Offensivfußball mit der 5er-Kette

Taktik-Schema aus der Deutschen Turn-Zeitung (1892)© Quelle: M. Oberschelp: 'Der Fußballlehrer'

Als Ende des 19. Jahrhunderts die Wettspiele im Fußball Einzug hielten, dachte noch keiner an eine 4er-Abwehrkette. Im Gegenteil: Mit einer heute kaum vorstellbaren 5er-Kette im Sturm wurde Offensivfußball zelebriert - ein offensives 2-3-5-Spielsystem… Es käme auf einen Versuch an, oder, liebe Fußballtrainer?

9. Der kleine Exer – als Fußballfan muss man ihn kennen

Historische Aufnahme des Kleinen Exerzierplatzes© Stadtarchiv Braunschweig, G IX 135 (Nachlass Kurt Hoffmeister)

Der „kleine Exerzierplatz“ in Braunschweig, damals kurz „kleiner Exer“ genannt, gilt als Geburtsstätte des heutigen Fußballs in Deutschland, denn diesen Platz nutzten Schüler und Rekruten damals gemeinsam. Auf diesem Platz, auf dem heute das Naturhistorische Museum und das Haus der Wissenschaft stehen, wurde 1874 das erste Fußballspiel auf deutschem Boden und 1875 das erste Fußballspiel nach den Regeln von Konrad Koch gespielt. Noch heute wird ein Teil davon als Sportplatz genutzt.

10. Abseits - Erfunden in Braunschweig

Die damalige Abseitsregel von Konrad Koch war eine der wichtigsten Regeln in dem ersten Regelwerk. Sie sollte verhindern, dass faule Spieler sich einen Vorteil verschafften, indem sie sich ständig am gegnerischen Tor aufhielten. "Die Wichtigkeit dieser Regel muß hervorgehoben werden, da von ihrer Beachtung der erfolgreiche Verlauf abhängt," erkannte Koch.

11. Fußball, aber Handspiel erlaubt

Fussball ohne Aufnehmen© Stadtarchiv Braunschweig, G IX 135 (Nachlass Kurt Hoffmeister)

Die Regeln zum Handspiel waren damals freier als heute. Obwohl Koch 1882 seine Fußballregeln im Hinblick auf „Fußball ohne Aufnehmen“ (Einfacher Fußball) revidierte, war das Handspiel noch nicht ganz verboten.
Die wesentlichen Bestimmungen lauteten u. a.:

  1. Der Ball darf nicht aufgenommen werden. Fängt ihn ein Spieler aus der Luft, so muss er ihn sofort aus den Händen lassen, wenn er nicht nach § 38 das Recht eines freien Platzstoßes gewinnt.
  2. Der Ball darf überhaupt nur beim Fangen mit der Hand berührt werden, vom Fänger wie von dessen Gegner.
  3. Durchaus verboten ist es, einen Spieler der anderen Partei mit den Händen zu berühren.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadtarchiv Braunschweig, G IX 135 (Nachlass Kurt Hoffmeister)
  • Stadt Braunschweig, G. Rothe
  • Quelle: M. Oberschelp: 'Der Fußballlehrer'