Heimatpfleger

Meine heimatpflegerischen Aspekte und Intentionen:

Überlieferte Sprache, handwerkliches und landwirtschaftliches Brauchtum, vorhandene Tier- und Pflanzenarten u. v. m. erscheinen uns heute als schützenswerte Güter. Das konnte nicht immer so sein, denn vielfach war unseren Vorfahren die aktuelle Daseinsvorsorge wichtiger, als sich um Überliefernswertes oder den Artenreichtum zu kümmern.

Aufgrund eines gewandelten "öffentlichen Bewusstseins" kam im Laufe der 60er- und 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts eine Neubesinnung in Gang. In Braunschweig erhielt diese Entwicklung dadurch einen besonderen Schub, dass 1974 viele umliegende Dörfer eingemeindet wurden. Das im ehemaligen Landkreis Braunschweig übliche dörfliche Ehrenamt Heimatpfleger übertrug man auch auf die Stadt. Seit 1976 ist die Heimat- und Denkmalpflege dem Referat Baurecht der Stadt Braunschweig zugeordnet und damit voll etabliert.

Diese institutionalisierte Heimatpflege bemüht sich zusammen mit der Verwaltung und den politischen Gremien um die Erhaltung des typisch Ländlichen in Bau- und Arbeitsweise auf den Bauernhöfen und in den Handwerksbetrieben sowie um die Pflege der naturräumlichen Gegebenheiten.

Erhaltenswerte Gebäude wurden mit Hilfe öffentlicher und privater Gelder im Rahmen von Dorferneuerungsprogrammen restauriert. Vielerorts wurde eine Ortschronik erstellt. Es bildeten sich Heimatvereine, die den alten Ortskern mit verschönern halfen. Verzeichnisse über Kulturdenkmale sowie Flurnamen- und Sprachdokumentationen wurden zusammen mit den Landes- und Stadtämtern angelegt.

Diese Maßnahmen der Traditionspflege ergänzten teilweise durch den Generationenwechsel neue Ideen. Weitere Handlungsfelder für Heimatpflege entstanden: Das vorhandene Material musste didaktisch aufbereitet und den Bürgern zugänglich gemacht werden. Insbesondere sollten junge Menschen für Heimatkundliches wieder mehr motiviert werden. Unter dem Aspekt, Identifikationsanlässe für sie zu schaffen, sollte ein Ortsbezug in historischer, naturräumlicher und sozialer Hinsicht entstehen. Eine wünschenswerte mitgestaltende Lebensweise von Jugendlichen in ihrer jeweiligen Stadtteilkultur erscheint allgemein seit den 90er-Jahren als lohnenswertes Ziel.

Heimatpfleger sehen junge Leute nicht so sehr als Empfänger von Verbalinformation, als mehr oder weniger gelangweilte Betrachter von Diareihen, Urkunden und Zeitzeugnissen, sondern sie sollen Mitgestalter im Nahbereich sein. Lehrer werden ermuntert, mit uns Interesse für das Ortstypische bei ihren Schülern zu wecken. Schüler sollen sich beteiligen am "Wachsen" von Strukturen und Beziehungen, sie sollen sich handelnd in das Stadtteilleben einbinden lernen.

Dazu bieten Heimatpfleger ihre Hilfe beim Analysieren der historischen Gegebenheiten an. Sie möchten, dass sich Schüler ortsbezogen durch Schrift, Foto, Malerei, Musik und vieles mehr äußern und mit Bewohnern in einen Dialog eintreten. Im Gespräch könnte sich ein Gespür für die Veränderbarkeit bzw. Gestaltbarkeit ihres Wohnbereichs entwickeln. In Form von Projekttagen oder -wochen lassen sich aus allen Fachbereichen Problemkreise thematisieren. Beispielsweise gab es aus Anlass des 800-jährigen Ortsjubiläums des Braunschweiger Stadtteiles Mascherode folgende Vorhaben:

  • Entwerfen und Herstellen von Gesellschaftsspielen auf der Spielflache des historischen Dorfkarrees,
  • Spielszenen aus der Entstehungsgeschichte des Ortes,
  • Bändertanz am "Traditionsbaum",
  • Plakatmalerei im Rahmen eines Imagekonzeptes,
  • Reproduktion alter Aufnahmen,
  • Fotoerkundungen,
  • Biotopbeobachtung,
  • ökologische Ansätze beim Kleingärtnerwesen,
  • Hof-, Feld- und Waldbegehungen mit den Bauern des Ortes,
  • Ausarbeitung einer Dorfrallye,
  • die Dorfgeschichte in zehn großformatigen gemalten Bilden,
  • Aquarelle von dorftypischen Ecken und Winkeln sowie von Naturschönheit um den Ort,
  • Übersetzungen von plattdeutschen Geschichten ins Hochdeutsche und
  • die kolossale Wandmalerei an einer Scheunenwand.

Diese Aufzählung hat Sie vielleicht aufmerksam gemacht, sie deckt aber keinesfalls das gesamte mögliche Angebotsspektrum ab.

Heimatpfleger sind bereit, mit Lehrern und interessierten Mitbürgern Unterrichtsgänge zu entwickeln. Es soll handlungsorientiert gearbeitet, erlebt und unterrichtliche Vertiefung angeregt werden. Der seit 1994 bestehende „Arbeitskreis der Heimatpfleger in Braunschweig“ strebt im Rahmen derartiger Projekte bewusst eine Vernetzung der Institutionen an. So gibt es laufend kulturelle Angebote zusammen mit dem Referat Baurecht, dem Kulturinstitut, der AOK, dem Forstamt, dem Hauptschulgarten usw.

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Heimatpfleger

Henning Habekost

Anschrift

Schlosserweg 6
38126 Braunschweig

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