Wassernutzung

Wassernutzung in Mascherode - der Stadtteil an der Quelle

Viele Bürger eines heutigen Stadtteiles, der sich aus einem Dorf entwickelt hat, können sich schlecht vorstellen, wie die frühere Grundversorgung mit Wasser erfolgte. Mascherodes Wassernutzung liefert ein exemplarisches Beispiel.

Die ersten Siedler holten sich das lebensnotwendige Wasser aus einer Quelle, die versiegt unter der Lüttjen Twetje liegt (hinter Glindemann, Dorfwinkel 5). Sie speiste auch den Flussgraben, der mitten durch den Ort zum heutigen Naturdenkmal „Spring" floss. Mit dem Wasser des zweiten Mascheröder Quellteiches vereinigt, strömte es gen Westen zur Oker.

Bei steigender Einwohnerzahl benötigten die Bewohner immer mehr Wasser, sodass neue Grundwasserreservoire angezapft werden mussten. Zuerst entstand ein Dorfbrunnen an der Ecke Dorfwinkel/Im Dorfe. - Im Sommer 1995 legten die historisch interessierten Wasserbrüder diesen seit den 60er-Jahren zugeschütteten Brunnen frei. In 3,70 m Tiefe fanden sie den typischen Eichenholzrahmen, auf dem das Kalksteinmauerwerk steht.

Dorfbrunnen

Im 19. Jahrhundert wurde mit Eimer und Stange geschöpft, später über eine Rolle mit Kurbel und schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer Schwengelpumpe (s. Gemeindepumpe am Traditionsbaum).

Nach und nach legten sich die Besitzer vieler Anwesen eigene Wasserversorgungen an. So waren bis in die 50er-Jahre ca. 55 Hof- und Dorfbrunnen in Betrieb.

Je weiter sie von der ursprünglichen Dorfmitte entfernt lagen, mussten sie wegen des ansteigenden Geländes entsprechend tiefer gegraben werden. Im südlichen und östlichen Bereich des alten Dorfkarrees war bis in Tiefen von über 11 m zu graben.

Feuerlöschteich

Auch das Bereithalten von Löschwasser war eine wassertechnische Vorsorgemaßnahme. Zunächst benutzte man das sich in der „Tongrube" sammelnde Wasser als Löschreserve (heute befinden sich dort der Parkplatz und die Kegelbahn der Gaststätte Zum Eichenwald). 1888 mauerten die Bewohner einen ca. 3 m tiefen Feuerlöschteich aus Kalksteinquadern (unter der Rasenfläche am Traditionsbaum). Der damals sehr hohe Grundwasserspiegel machte es möglich, dass Wasser immer bis ca. 0,60 m unter der Oberkante stand! Der spätere Bau eines Kanalisationsnetzes senkte das Grundwasser dann aber so stark ab, dass nur noch modderiges Wasser auf der Teichsohle blieb. Zur 800-Jahr-Feier wurde erwogen, den Feuerlöschteich zu erneuern, allerdings scheiterte das an zu hohen Kosten und dem zu erwartenden zu geringen Wasserstand. Ein weiteres Feuerlöschbecken existierte jahrelang auf dem Grundstück Glindemann.

Die Entwässerung löste man früher recht einfach: das verbrauchte Wasser und die anfallende Jauche aus den Ställen liefen in die auf jedem Grundstück vorhandene Jauchegrube. Von Zeit zu Zeit wurde sie entleert und aufs Feld zur Düngung gebracht. Diese Art Abwasserentsorgung beeinträchtigte die Wassergewinnung in den Brunnen nicht. Erst als sich die Einwohnerzahl infolge der Flüchtlingsaufnahme nach dem II. Weltkrieg verdoppelte und sich die Fäkalienmenge drastisch steigerte, kam es zu Verunreinigungen des Grundwassers (zu den ca. 570 Einwohnern kamen ca. 500 Flüchtlinge und Vertriebene). Zuerst mussten die Brunnen der Bäckereien, Gastwirtschaften und der Schlachterei geschlossen werden. Auch der ehemals saubere Flussgraben wurde wegen der stinkenden Überläufe der Sickergruben unter der Lüttjen Twetje verrohrt. Die Gemeinderatsmitglieder konnten so wenigstens etwas gegen den Moddergeruch im Ortskern tun, der offene Graben Richtung „Spring" ließ alle Gerüche wieder frei werden.

Südöstlich des Ortes verläuft die Harzwasserleitung von der Eckertalsperre über den Thieder Lindenberg nach Wolfsburg (gebaut 1941 bis 1943). Schon 1939 plante die Gemeinde sich daran anschließen lassen, doch erst seit 1955 konnte das geschehen. Angefangen wurde in der Siedlung Am Kalkwerk, es folgten die Neubaugebiete Landwehrstraße / Am Linnekenmorgen und ab 1958 das übrige Dorf.

Die Bürger wurden aufgefordert, ihre alten Brunnen stillzulegen, damit sich der kostenträchtige Bau durch hohen Verbrauch möglichst bald amortisieren sollte. Jedoch brachte ein besonders heißer Sommer 1959 Kapazitätsprobleme der Harzwasserwerke. Um dieser Wasserknappheit langfristig begegnen zu können, gründete der Landkreis Braunschweig den Wasserverband Weddel/Lehre, unter dessen Planung dann mehrere Tiefbohrbrunnen (u.a. Wasserwerk zwischen Mascherode und Stöckheim, kurz vor der A 395) und Hochbehälter eingerichtet wurden.

Inzwischen gibt es in Mascherodes Rohren nur noch weiches, erstklassiges Harzwasser.

Kläranlage

Da auch eine geregelte Entsorgung immer dringlicher angeraten war, beschloss der Gemeinderat 1959, eine Kanalisation mit einer Kläranlage an der Stöckheimstraße zu errichten. (Dieses in den 60er-Jahren mit sehr vielen Rückschlägen behaftete Unterfangen wird in der Dorfchronik beschrieben.) Inzwischen erfolgt die Entsorgung über eine Abwasserleitung unter Stöckheimstraße und Hornsweg Richtung Heidberg / Melverode, die zur Abwasserbehandlung in Watenbüttel führt.

Das kalte, heimische Quellwasser des „Spring" liefert den Bürgern beste Bedingungen für Kneippsches Wassertreten. Das Naturdenkmal gilt als lohnenswertes Ziel für einen Spaziergang.

Henning Habekost
Stadtteilheimatpfleger Mascherode

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Bildnachweise

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  • Foto: Henning Habekost
  • Foto: Horst Habekost