Staatstheater Kleines Haus: Bühne

18:00 - 19:00 Uhr

Bov Bjerg: Der Vorweiner

Moderation: Michael Schmitt 

Bov Bjerg© Gerald von Foris

Resteuropa, Ende des Jahrhunderts. Bürgerkriege und Naturkatastrophen haben die Welt verwüstet. Eine dicke Schicht Beton hebt den Rumpfkontinent über den steigenden Meeresspiegel. In den Auffanglagern Neuschwanstein und Neulübeck versammeln sich dänische, ghanaische oder niederländische Geflüchtete. Einer von ihnen ist Jan. Mit nichts am Leib tritt er in die Dienste von A. wie Anna. Für sie war es höchste Zeit, sich einen Trauergastarbeiter zuzulegen. Tränen bringen Prestige, und nur wer über einen fähigen Vorweiner verfügt, um den wird am Ende überzeugend geweint. Zu echter Trauer ist ohnehin niemand mehr in der Lage. Auch nicht B. wie Berta, Annas Tochter. Berta ist die Erzählerin und das lidlose Auge unserer Geschichte. Und wie sie erzählt: furios, komisch und ohne Mitleid.

Bov Bjerg, geboren 1965, ist Schriftsteller und Vorleser. Sein erster Roman hieß „Deadline“, sein zweiter, „Auerhaus“, wurde verfilmt und von vielen Theatern inszeniert. Eine Geschichtensammlung erschien unter dem Titel „Die Modernisierung meiner Mutter“. Mit „Serpentinen“ war Bov Bjerg auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020.

19:30 - 20:30 Uhr

Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt

Moderation: Wiebke Porombka

Judith Hermann© Andreas Reiberg

Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis – Wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit.

Wie in ihren Romanen und Erzählungen fängt Judith Hermann ein ganzes Lebensgefühl ein: Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit.

Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Ihrem Debüt „Sommerhaus, später“ (1998) wurde eine außerordentliche Resonanz zuteil. 2003 folgte der Erzählungsband „Nichts als Gespenster“. Einzelne dieser Geschichten wurden 2007 für das Kino verfilmt. 2009 erschien „Alice“, fünf Erzählungen, die international gefeiert wurden. 2014 veröffentlichte Judith Hermann ihren ersten Roman, „Aller Liebe Anfang“. 2016 folgten die Erzählungen „Lettipark“, die mit dem dänischen Blixen-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurden. Für ihr Werk wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin- Preis. Im Frühjahr 2021 erschien der Roman „Daheim“, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und mit dem Bremer Literaturpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Für ihr neuestes Buch, „Wir hätten uns alles gesagt“, wird Judith Hermann der Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2023 zugesprochen.

21:00 - 22:00 Uhr

David Schalko: Was der Tag bringt

Moderation: Sabine Waibel

David Schalko© Nicole Albiez

Wer sind wir ohne Arbeit? Was brauchen wir zum Leben? Was macht uns aus? David Schalkos „Was der Tag bringt“ ist ein bestechender Kommentar auf unsere sich radikal verändernde Arbeitswelt – ein Roman, komisch und aufwühlend bis zuletzt. Eine brillante Groteske über unsere postpandemische Gegenwart.

Felix ist Ende 30, Single und Unternehmer. Mit seinem Start-up für nachhaltiges Catering ist er, endlich, auf einem guten Weg. Dann aber kommt die Pandemie, bleiben die Aufträge aus, gewährt ihm die Bank keinen weiteren Kredit. Felix muss die Firma schließen und sich reduzieren, muss Auto, Möbel, Schmuck verkaufen, um wenigstens die von der Mutter geerbte Wohnung behalten zu können. Um über die Runden zu kommen, muss er die Wohnung monatlich für acht Tage vermieten. So zieht Felix also von Gästecouch zu Gästecouch, verstrickt sich vor Scham in bizarren Geschichten, gerät mit guten Freunden aneinander, zweifelt, sucht nach einem Sinn, zieht sich schließlich immer weiter zurück, wird sich selbst fremd, taumelt und fällt. Wo schlägt er auf? Wer kann ihn halten?

Mit unnachahmlichem Witz und Scharfsinn erzählt David Schalko von einem, dem das Leben entgleist und die Gesellschaft abhandenkommt, der um Existenz und Sinn ringt in einer ihm immer fremder werdenden Welt.

David Schalko, geboren 1973 in Wien, lebt als Autor und Regisseur in Wien. Bekannt wurde er mit revolutionären Fernsehformaten wie der „Sendung ohne Namen“. Seine Filme und Serien „Aufschneider“, „Braunschlag“, „Altes Geld“, „Ich und die Anderen“ und das Remake von „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschienen seine Romane „Schwere Knochen“ und „Bad Regina“.

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Bildnachweise

  • Gerald von Foris
  • Andreas Reiberg
  • Nicole Albiez