Roter Saal

18:00 - 19:00 Uhr

Angelika Klüssendorf: Risse

Moderation: Thomas Geiger

Angelika Klüssendorf© Sarah Wolff

Das Mädchen und wie es die Welt sah  

Das Mädchen ist zurück: In zehn Geschichten entfaltet Angelika Klüssendorf ein Kinderleben in der DDR in den 60ern und 70ern, geprägt von Ungeborgenheit und Sehnsucht. Nach dem Tod der geliebten Großmutter muss das Mädchen Übergriffen und Teilnahmslosigkeit begegnen. Es ringt darum, seine Eltern auszuhalten und zu verstehen und die Schwester zu beschützen. Lichtblicke liefern Bücher, das Lesen bietet selbst im Kinderheim noch einen Ausweg. Die Kaschnitz-Preisträgerin erzählt die Vorgeschichten zum Erfolgsroman „Das Mädchen“ neu, die vor zwanzig Jahren erschienen und nicht mehr lieferbar sind. Und sie überprüft schonungslos, was nicht erzählt wurde und warum. Ist Wahrhaftigkeit im Erzählen von sich möglich? Autofiktion, radikal und bewegend!

Angelika Klüssendorf, geboren 1958 in Ahrensburg, lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig; heute wohnt sie auf dem Land in Mecklenburg. Sie veröffentlichte mehrere Erzählbände und Romane und die von Kritik und Lesepublikum begeistert aufgenommene Romantrilogie „Das Mädchen“, „April“ und „Jahre später“, deren Einzeltitel alle für den Deutschen Buchpreis nominiert waren und zweimal auch auf der Shortlist standen. Zuletzt wurde sie mit dem Marie Luise Kaschnitz-Preis (2019) ausgezeichnet. Die französische Übersetzung ihres Romans „Vierunddreißigster September“ stand auf der Longlist des Prix Femina 2022.

19:30 - 20:30 Uhr

Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens

Moderation: David Hugendick

Terézia Mora© Antje Berghäuser

Muna liebt Magnus. Ob und wen Magnus liebt, ist schwer zu sagen. Was geschieht mit einem Leben, das man in Abhängigkeit von einem anderen führt? Muna steht vor dem Abitur, als sie Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Mit ihm verbringt sie eine Nacht. Mit dem Mauerfall verschwindet er. Erst sieben Jahre später begegnen sich die beiden wieder und werden ein Paar. Muna glaubt, in der Beziehung zu Magnus ihr Zuhause gefunden zu haben. Doch schon auf der ersten gemeinsamen Reise treten Risse in der Beziehung auf. Im Laufe der Jahre nehmen Kälte, Unberechenbarkeit und Gewalt immer nur zu. Doch Muna ist nicht gewillt aufzugeben. „Wenn die (vermeintliche) Liebe das Leben zur Hölle macht: Terézia Moras großer Roman als Auftakt einer neuen Trilogie. Ein ebenso erschütterndes wie notwendiges Buch.“

Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Für ihren Roman „Das Ungeheuer“ erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Ihr literarisches Debüt, der Erzählungsband „Seltsame Materie“ wurde mit dem Ingeborg- Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für ihr Gesamtwerk wurde ihr 2018 der Georg-Büchner-Preis zugesprochen. Terézia Mora zählt außerdem zu den renommiertesten Übersetzer:innen aus dem Ungarischen. Terézia Mora ist mit „Muna oder Die Hälfte des Lebens“ nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023.

„Ich weiß, was du willst“, sagte er. „Du bekommst es nicht.“

21:00 - 22:00 Uhr

Sherko Fatah: Der große Wunsch

Moderation: Thomas Geiger

Sherko Fatah© Peter von Felbert

Feinfühlig und scharfsinnig erzählt Sherko Fatah eine erschütternde Vater-Tochter-Geschichte vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten, die auch das heutige Westeuropa längst erreicht haben.

Eine Tochter verschwindet. Sie ist aufgebrochen, um sich in Syrien mit einem Glaubenskrieger zu verheiraten, den sie im Internet kennengelernt hat. Zurück bleibt ein Vater, der sich Vorwürfe macht. Hätte Murad seiner Tochter Naima nur mehr von seinem Herkunftsland erzählt, von dem er sich hier in Deutschland endlich gelöst hat. Hätte er ihren Fremdheitsgefühlen nur mehr Beachtung geschenkt. Vielleicht wäre sie dann nicht im Namen der Religion in eine Welt heimgekehrt, die ihr vollkommen unvertraut ist. Murad sieht nur eine Lösung: Er muss Naima finden. Und so nimmt er Kontakt zu Schleusern auf, reist in das Kurdengebiet an der türkisch-syrischen Grenze und stellt sich dabei auch seiner eigenen Vergangenheit. Als ihm die Schleuser ein Audiotagebuch präsentieren, das von einer Frau in Rakka aufgenommen wurde, mit großer Wahrscheinlichkeit Naima, entscheidet Murad, die gefährliche Reise in das Herrschaftsgebiet des Islamischen Staates auf sich zu nehmen.

Sherko Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen geboren. Er wuchs in der DDR auf und siedelte 1975 mit seiner Familie über Wien nach West-Berlin über. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Für sein erzählerisches Werk hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Großen Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste und den Adelbert-von-Chamisso-Preis 2015, außerdem den aspekte-Literaturpreis für den Roman „Im Grenzland“. 2008 wurde er mit „Das dunkle Schiff“ und 2012 mit „Ein weißes Land“ für den Preis der Leipziger Buchmesse vorgeschlagen. Mit „Der große Wunsch“ ist Sherko Fatah für den Deutschen Buchpreis 2023 nominiert.  

22:30 - 24:00 Uhr

LITERATURVERFILMUNG: Nichts - Was im Leben wichtig ist

Dänemark 2022 | Regie: Trine Piil Christensen und Seamus McNally | 87 Min. | FSK: ab 16

Nichts - Was im Leben wichtig ist© © 2023 EuroVideo Medien GmbH

In der preisgekrönten dänischen Romanverfilmung „Nichts – Was im Leben wichtig ist“ von Trine Piil Christensen und Seamus McNally stellt sich eine Gruppe Jugendlicher in der achten Klasse die vielleicht größte Frage überhaupt: Was ist der Sinn des Lebens? Auf der Suche nach der Antwort auf diese Frage lassen sie vor allem ihre kindliche Unschuld hinter sich.

Entstanden ist ein verstörender Coming-of-Age-Film über ein Spiel unter Jugendlichen, das aus dem Ruder läuft.

In Kooperation mit dem Braunschweig International Film Festival

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Sarah Wolff
  • Antje Berghäuser
  • Peter von Felbert
  • © 2023 EuroVideo Medien GmbH