Die Geschichte des Braunschweiger Schlosses

Grauer Hof© Foto: Stadtarchiv, Bildersammlung

Die ersten Planungen zum Bau einer herzoglichen Residenz gehen in die Zeit um 1715 zurück. Bei ihren Besuchen in der Stadt bezogen die Herzöge meist Quartier im städtischen Hof der Zisterzienser von Riddagshausen am Bohlweg, der im Laufe der Zeit nach den Kutten der Mönche die Bezeichnung "Grauer Hof" erhielt. Auf diesem Areal begann im Jahr 1718 der Landbaumeister Hermann Korb den Bau eines neuen Schlosses. Während der Regierungszeit des Herzogs August Wilhelm wurden 1724 die inneren Flügel mit Kapelle errichtet, in den dreißiger Jahren der Mittelbau begonnen sowie der äußere Südflügel fertig gestellt. Die Pläne des 1735 verstorbenen Hermann Korb bildeten in den Jahren 1752/54 die Grundlage für die durch den Baumeister Martin Peltier de Belfort errichteten äußeren Nordflügel. Der Mittelbau wurde unter der Regierung des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand durch den Architekten und Hofbaumeister Christian Gottlob Langwagen 1788/91 vollendet. Während der französischen Besatzungszeit wurde die Residenz von Peter Joseph Krahe für den damaligen Regenten Jérôme Bonaparte im Empirestil umgebaut. Unter Herzog Karl II. erlebte der Graue Hof seine Blütezeit, allerdings führten Konflikte des Herzogs mit den braunschweigischen Landständen zu einem Volksaufstand, in dessen Verlauf Karl II. am 7. September 1830 von einer wütenden Volksmenge aus Braunschweig vertrieben und das Schloss in Brand gesetzt wurde.

Bereits am 26. März 1833, drei Jahre nach Beginn der Regierungszeit von Herzog Wilhelm, erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Residenzschloss, das als dreiflügeliger Bau auf U-förmigen Grundriß nach Plänen von Carl Theodor Ottmer errichtet wurde. Der Nordflügel mit den herzoglichen Privatgemächern wurde im Dezember 1837 fertig gestellt, der Ausbau der Repräsentationsräume im Haupt- und Südflügel erfolgte zwischen 1838 und 1840. Mit einem Lustspiel im Schlosstheater feierte die Hofgesellschaft am 21. März 1841 die endgültige Fertigstellung des Baues.

Schlossbrand 1865© Foto: Stadtarchiv, Bildersammlung

Einem erneuten Brand, diesmal allerdings ausgelöst durch ein defektes Heizungs- bzw. Ofenrohr, fielen am 23. Februar 1865 der gesamte Nordtrakt und der Nordabschnitt des Hauptflügels zum Opfer. Dabei wurde auch die 1864 vom Bildhauer Ernst Rietschel entworfene und auf dem Mitteltrakt stehende, aus Kupferplatten gefertigte Quadriga, die die Stadtgöttin Brunonia auf einem Wagen mit Vierergespann darstellte, schwer beschädigt. Nach der Trümmerräumung setzte eine Baukommission den Wiederaufbau ins Werk. 1868 waren sämtliche Arbeiten abgeschlossen und die inzwischen in leicht verkleinerter Form wiederhergestellte Quadriga fand erneut ihren Platz auf dem Mitteltrakt.

Schloss Anfang 20. Jh.© Foto: Stadtarchiv, Bildersammlung

Nach dem Tod des Herzogs Wilhelm im Jahr 1884 residierten mit den Regenten Albrecht von Preußen und Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin bis 1913 zwei nichtwelfische Herzöge im Schloss. Im Vorfeld der Heirat des Welfenherzogs Ernst August mit Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, der einzigen Tochter von Kaiser Wilhelm II., kam es zur Aussöhnung zwischen Hohenzollern und Welfen, so dass am 1. November 1913 wieder ein Welfe als Regent in das Schloss einzog.

Schlossrotunde© Foto: Stadtarchiv, Bildersammlung

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Abdankung des Herzogs im Jahr 1918 diente das Schloss nicht mehr als Residenz. Es wurde unter anderem sowohl vom Kleinen Haus des Staatstheaters als auch vom Naturhistorischen Museum, der Öffentlichen Bücherei und der Landessteuerstelle genutzt. Während der NS-Herrschaft wurden die Schlossräume 1935 zur Ausbildungsstätte für die so genannte SS-Junkerschule umfunktioniert.

Schlossruine© Foto: Stadtarchiv, Bildersammlung

In Folge der zahlreichen Luftangriffe in den Jahren 1944/45 wurde das Gebäude so schwer beschädigt, dass alle Pläne für einen Wiederaufbau in den 50-er Jahren scheiterten. Trotz zahlreicher Proteste auch von öffentlicher Seite beschloss der Rat der Stadt daraufhin am 21. Dezember 1959 mit zwei Stimmen Mehrheit den Abbruch des Schlosses und die Anlage eines Parks. Ein Großteil der beim Abbruch anfallenden Trümmer diente in der Folge zur Aufschüttung eines Rodelbergs in der Kralenriede. Die noch verwertbaren Stücke, wie beispielsweise Säulen, Kapitelle und Teile des Portikus, gelangten unter anderem in eine Tonkuhle am Madamenweg bzw. wurden zentral auf dem städtischen Bauhof an der Ludwigstraße gelagert. Die zwei im Jahr 1874 angefertigten und vor der Westseite des Schlosses aufgestellten Reiterstandbilder der Herzöge Karl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm wurden nach erheblicher Beschädigung durch Buntmetalldiebe 1964/65 restauriert und 1973 an der Kurt-Schumacher-Straße wieder aufgestellt. Vier ebenfalls erhalten gebliebene Kapitelle des Portikus wurden in eine Springbrunnenanlage an zentraler Stelle im 1963 der Öffentlichkeit übergebenen Schlosspark integriert. Dieser wurde 1973/74 nach Entwürfen des Architekten H. Bofinger umgestaltet und bis zur Friesenstraße erweitert.

Modell Schlossarkaden© Foto: ECE

Aufgrund der Planungen eines Großinvestors beschloss der Rat am 5. Juli 2004 mit einer Stimme Mehrheit die Errichtung eines Einkaufszentrums auf dem Gelände des Schlossparks, die Schloss-Arkaden, die die Rekonstruktion der Fassaden des ehemaligen Schlosses mit seinen authentischen Ausmaßen beinhalten. Gleichzeitig wird der Bohlweg unter anderem durch eine Reduzierung der vorhandenen Fahrspuren und die Bepflanzungen mit Alleebäumen städtebaulich und gestalterisch aufgewertet. Wie bereits 1959 kam es auch im Jahr 2004 zu zahlreichen Protesten, insbesondere von zwei Bürgerinitiativen, die zum einen eine Beeinträchtigung des Einzelhandelstandortes Innenstadt befürchteten und zum anderen den Schlosspark erhalten wollten.

Portikus des Schlosses mit Eingang zu den Schlossarkaden© Foto: Stadtarchiv

Am 13. Juli 2005 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau der Schloss-Arkaden, die Eröffnung der Shopping-Mall fand am 29. März 2007 statt. Während im Gesamtkomplex ca. 150 Geschäfte, gastronomische Betriebe und Dienstleistungsfirmen Einzug gehalten haben, fanden im Schloss selbst das Stadtarchiv, die Stadtbibliothek, das Kulturinstitut und auch ein Schlossmuseum neue Räumlichkeiten. Nach der von Zehntausenden Braunschweigern und Gästen begleiteten Einweihungsfeier des Schlosses am 6. Mai 2007 und erfolgtem Umzug der Kultureinrichtungen sind diese seit dem 23. Juni 2007 in zentraler Lage unter der neuen Adresse 'Schlossplatz' für alle Bürgerinnen und Bürger geöffnet.

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