Mascherode – das Dorf an der Quelle

Wappen von Mascherode

Mascherode ist als Mascheroth 1192 im Urkundenbuch des Hochstiftes Halberstadt erstmals erwähnt, obwohl die Kirche wahrscheinlich erst im 13. Jahrhundert erbaut wurde. 1351 heißt es urkundlich Maschenrode und durch Einfluss der Pastoren latinisiert im 17. und 18. Jahrhundert Masqueroda und Masquerode. Die beiden Teile des Ortsnamens deuten auf seine Entstehung hin:

Da in unserem Sprachraum niedrig gelegene Gebiete an Bächen und Flüssen als „Masch“ oder „Marsch“ bezeichnet werden, lässt sich der vordere Teil des Wortes auf eine früher hinter dem Glindemannschen Hof sprudelnde Quelle zurückführen, an deren Ufer sich die ersten Einwohner niederließen. Das Grundwort –rode erklärt sich aus der notwendigen Rodung in der Zeit von 800 bis 1100. Es wurden immer nur kleine Waldstücke in den Folgejahren umgewidmet. Dabei halfen Mönche aus dem Kloster Riddagshausen, die bald die gesamte Fortentwicklung prägten („Klosterhof“, „Schreiberhof“). Bis auf den Südwesten ist Mascherode bis heute von Wald umgeben.

Geographisch liegt der Ort im östlichen Urstromtal der Oker, ca. 84 m über NN (abzulesen an der Hausecke des Hauses Salzdahlumer Straße 311). Der östlich angrenzende Wald gibt sein Oberflächenwasser an die Wabe ab, während es aus dem Ort sowie dem Naturdenkmal „Spring“ westwärts über den „Flussgraben“ (heute bezirksübergreifend „Springbach“ genannt) in die Oker abfließt. Unterschiedliche geologische Besonderheiten prägen den Untergrund: Während im Nord- und Mitteldorf schwerer Mutterboden über Tonschichten anzutreffen ist, nimmt nach Süden der Kalkanteil stark zu. Ein Naturzustand, der zur Ansiedlung von zwei Kalkbrennereien führte, von denen eine vielfach den Mauerkalk für den Wiederaufbau Braunschweigs nach dem II. Weltkrieg lieferte. Den Bauern bürdeten die bis 109 m NN ansteigenden „mergeligen“ Anbauflächen Ertragsprobleme auf, den Siedlern verlangte der Kalkmergel beim Ausschachten der Keller einigen Schweiß ab. Links und rechts der Salzdahlumer Straße befanden sich in Richtung Zentrum sowie teilweise unter der Südstadt (ehemals Mascheröder Flur) große Sandlager. Sie wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts fast völlig ausgebeutet und anschließend mit Schutt und Hausmüll der städtischen Müllabfuhr wieder verfüllt. Heute sind es teils aufgeforstete, teils unbebaute Flächen wie der Messeplatz an der Griegstraße und die Bezirkssportanlage Heidberg. Die südlich gelegenen Sandkuhlen sind als Naherholungsgebiet „Heidbergsee“ bekannt.

Die Anordnung des „Dorfkarrees“ aus dem 17. Jahrhundert ist erhalten geblieben. Alle Straßen und Wege sind nahezu rechtwinklig zueinander angeordnet, wobei die mittig angelegte Straße „Im Dorfe“ mit der an ihr befindlichen Kirche den „Flussgraben“ auch nahezu im 90°-Winkel kreuzt, ein typisches Merkmal eines „Ein-Weg-Dorfes“. Der Südrand grenzte direkt an die Braunschweiger Landwehr (Bau: Ende des 14. Jahrhunderts), dem äußersten Verteidigungsring der ehemals Freien Stadt Braunschweig. Der Straßenname „Am Steintore“ weist auf den Durchlass Richtung Wolfenbüttel hin. Ab 1850 gab es Erweiterungen, indem sich an den Außenseiten des „Dorfkarrees“ Anbauern (Handwerker, Händler und Gewerbetreibende) ansiedelten. Erst 1937/38 begann mit der Straße „Am Kalkwerk“ eine Ausweitung als Wohnsiedlung. Zur gleichen Zeit wurde die seit 1654 im Ort befindliche Dorfschule geschlossen. Ab Ostern 1938 besuchten alle Kinder die Schule Mascheroder Holz. Viele Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien fanden nach 1945 hier ihre neue Heimat und bauten sich Häuser an der Landwehrstraße und am Siedlerkamp. Weitere Bauvorhaben führten dann zur derzeitigen Ausdehnung des Ortes. Die Landverkäufe für das Bauland mussten zwangsläufig Auswirkungen auf die ökonomische Überlebensfähigkeit der Bauernhöfe haben, so dass die Anzahl 12 im Jahr 1950 auf 3 im Jahr 2004 zurückging. Früher versorgten sich die Bürger aus ca. 50 Brunnen, die als Hof- und öffentliche Gemeindebrunnen im gesamten Dorf verteilt waren. Erst 1955 gelang der Anschluss an die Harzwasserleitung, die von der Eckertalsperre bis nach Wolfsburg reicht. Ein glücklicher Zufall war, dass das Großfeuer am 5. Dezember 1955 auf einem der eng aneinander gebauten Höfe damit relativ schnell gelöscht werden konnte. Der damals noch vorhandene Feuerlöschteich war nach ca. 20 Minuten schon leergepumpt.

Heute wohnen ca. 3700 Mitbürgerinnen und Mitbürger in Mascherode, denen 11 Vereine sowie evangelisch-lutherische und katholische Kirchengemeinden die Möglichkeit bieten, an der Stadtteilkultur mitzuwirken. Gemeinsame innerörtliche Veranstaltungen sind das Osterfeuer, der Auf- und Abbau des Traditionsbaumes im Frühjahr und Herbst sowie der Adventsauftakt.

  

Literatur:

  • Fritz Habekost, Chronik von Mascherode, Braunschweig, 1982
  • Jubiläumsschrift zur 800-Jahr-Feier, 1991, hrsg. von W.-Dieter Schuegraf, mit weiteren Literaturangaben
  • Henning Habekost, Jürgen Kuck, Das Wandbild von Mascherode, 1997, hrsg. von Braunschweigische Landschaft e. V.
  • Braunschweigische Heimat, hrsg. vom Braunschweigischen Landesverein für Heimatschutz, verschiedene Beiträge von Fritz Habekost: 1953, 1954, 1955 und 1956; von Henning Habekost: 2013, 2015, 2017, 2019, 2020
  • Werner Flechsig, Ostfälische Sprichwörter, Braunschweig, 1974
 

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