Smarte Mobilität

Bei Smarter Mobilität geht es darum, Mobilitätsarten und -services nutzerfreundlich und digital zur Verfügung zu stellen. Im Fokus steht hier die Beförderung von Bürgerinnen und Bürgern. Nachfolgend werden ausgewählte Smart Mobility-Projekte der Stadt Braunschweig vorgestellt.

Elektromobilität in Braunschweig

© 2016 Stadt Braunschweig/ Foto: Daniela Nielsen

Das Ziel der Stadt Braunschweig ist es, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Für den Straßenverkehr bedeutet das den Umstieg von fossilen auf elektrische Antriebe. Erste Meilensteine beim Ausbau der Elektromobilität in der Löwenstadt wurden bereits erreicht. Im Zeitraum von 2012 bis 2015 war die Stadt Braunschweig Teil des vom Bund geförderten Projekts "Schaufenster Elektromobilität" in der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg. Als zweitgrößte Stadt der Metropolregion sind hier noch heute viele große und kleine Projekte zum Thema Elektromobilität angesiedelt. Die Elektrifizierung des Straßenverkehrs nimmt seit 2023 weiter Fahrt auf. Konkrete Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität in Braunschweig liefern das vom Rat beschlossene Integrierte Klimaschutzkonzept 2.0 sowie der Mobilitätsentwicklungsplan.

Seit Juli 2022 hat die Stadt Braunschweig mit der KOM|DIA (BS|ENERGY) einen Konzessionär, der geeignete Ladestandorte in Braunschweig nach verkehrs- und stadtplanerischen Kriterien sowie hinsichtlich der technischen Umsetzbarkeit identifiziert, mit Ladesäulen ausstattet und betreibt. Hierbei werden sowohl AC-Ladesäulen (22 kW Normallladen) als auch DC-Ladesäulen (min. 50 kW Schnellladen) im öffentlichen Raum errichtet. Der Ausbau des Ladenetzes erfolgt in drei Stufen. Bis Ende 2024 entstehen 100 neue Ladestandorte (200 LP), bis Ende 2026 folgen weitere 100 Standorte (200 LP). Je nach Bedarf werden bis Ende 2028 weitere 50 Standorte (100 LP) realisiert.

Mit dem Pilotprojekt Laternenladen in Braunschweig werden gemeinsam mit ubitricity öffentlich zugängliche Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge an Laternenmasten der öffentlichen Beleuchtung in Braunschweig geschaffen. Während der Projektlaufzeit soll die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit sowie die Praktikabilität des Laternenladens untersucht werden. Das flächendeckende Ladenetz aus Normal- und Schnellladesäulen, welches die KOM|DIA (BS|ENERGY) errichtet und betreibt, wird auf diese Weise um vergleichsweise raumeffiziente Ladeeinrichtungen ergänzt.

Echtzeit-Anzeiger

© Regionalverband Großraum Braunschweig

Bis zum Jahr 2025 wird im Großraum Braunschweig ein Echtzeitfahrgastinformationssystem eingeführt. An rund 460 Haupteinstiegshaltestellen im Verbandsgebiet können die Fahrgäste künftig die nächsten Abfahrten auf einem dynamischen Fahrgastinformationsanzeiger (DFI-Anzeiger) verfolgen. Auch über kurzfristige Störungen im Betriebsablauf oder Baustellen wird von den Verkehrsunternehmen in der Region über die DFI-Anzeiger informiert. So verbessert sich die Fahrgastinformation erheblich und der ÖPNV gewinnt an Attraktivität.

Auf den Bordrechnern aller Fahrzeuge der BSVG sind die Fahrpläne und damit die Soll-Zeiten jeder Fahrt hinterlegt. Startet das Fahrzeug seine Tour, meldet der Rechner die aktuelle Position beziehungsweise die Abweichung vom Fahrplan an die Leitstelle. Über eine entsprechende Schnittstelle überträgt diese dann die Daten an die sogenannte Datendrehscheibe des Verkehrsverbunds Bremen/Niedersachsen (VBN) in Bremen. Von dort laufen sie an den DFI-Server des VBN und anschließend weiter an die 242 DFI-Anzeiger in Braunschweig. Alle DFI-Anzeiger werden außerdem über ein Modul zur Sprachausgabe (Text-to-Speech-Modul) verfügen, sodass das Angebot auch von sehbehinderten Fahrgästen genutzt werden kann.

Flexibles Beförderungsangebot Flexo

© Regionalverband Großraum Braunschweig

Um die Lücken im ÖPNV vor allem in den eher ländlich und suburbanen geprägten Regionen zu schließen und ein attraktives Bedienungsangebot vorhalten zu können, sollen neben den klassischen Linienangeboten zukünftig verstärkt digitalgestützte, flexible Bedienformen zum Einsatz kommen.

Diese „On-Demand-Verkehre“ erfordern eine vorherige Buchung mittels Telefon, Internet oder App und werden auf der Basis eingegangener Bestellungen disponiert. Der Regionalverband Großraum Braunschweig ist Aufgabenträger für den ÖPNV in der Region und bündelt die neue Angebotsform unter der Projektbezeichnung „flexo“.
In einer Einführungsphase von Herbst 2021 bis 2022 werden insgesamt 32 Kleinbusse im gesamten Verbandsgebiet eingesetzt. In 2022 werden auch die Braunschweiger Ortsteile Waggum, Bevenrode und Hondelage eine Anbindung an einen On-Demand-Verkehr im Raum Lehre erhalten.

Auch innerhalb des Stadtgebiets Braunschweig wird die Einführung von „On-Demand-Verkehren“ unter der Marke „flexo“ geprüft. Dazu wird in 2022 ein Konzept entwickelt, das Ziele und geeignete Einsatzgebiete in Braunschweig aufzeigen wird. Das Konzept soll Anfang 2023 erstmalig vorgestellt werden.

Handyparken

© Stadt Braunschweig/ Foto: Daniela Nielsen

In Braunschweig ist das Handyparken als zusätzliche Bezahlmethode für das Parken auf öffentlichen, zuvor ausschließlich mit Parkscheinautomaten bewirtschafteten Stellplätzen verfügbar. Dafür kooperiert die Stadt Braunschweig mit der Initiative smartparking (Öffnet in einem neuen Tab). Neben dem komfortablen Verzicht auf die Bezahlung mit Kleingeld bietet die Technologie des Handyparkens die Möglichkeit, weitere attraktive Servicefunktionen zu nutzen. So kann beispielsweise eine automatische Erinnerung rechtzeitig vor Ablauf der Parkzeit auf das Smartphone der Nutzerin oder des Nutzers zugestellt werden oder die gebuchte Parkzeit aus der Ferne verlängert werden.

Folgende Parking-Apps sind in Braunschweig verfügbar:

VRB-App

© Philipp Ziebart

Im ÖPNV in der Region Braunschweig ist es mit einem Papierfahrschein bereits möglich, alle Angebote von Bahn, Stadtbahn und Bus in der Region zu nutzen. Diese Option soll um Angebote für Leihfahrräder und Carsharing, Parkhäuser und die Infrastruktur zum Aufladen von Elektrofahrzeugen erweitert werden. Damit einhergehend soll die Digitalisierung die praktische Nutzung der Angebote erleichtern und neue Bezahlsysteme ermöglichen. Mit Karte oder Mobiltelefon wird der Zugang zu den Fahrzeugen gewährt.

Das digitale Ticketing-System im Verkehrsverbund Großraum Braunschweig (VRB) ist mit Launch einer neuen App des VRB im Dezember 2020 in der 1. Ausbaustufe umgesetzt worden. Im Januar 2021 hat die BSVG ihre systemgleiche App MEINE BSVG an den Start gebracht. Apps und VRBTicketsystem werden fortlaufend aktualisiert und erweitert. Das Ticketsystem bietet seit Mai 2021 die 6er-Mehrfahrtenkarte an, seit Oktober auch die neue 8er-Mehrtageskarte. Im Herbst folgt noch ein Update der Zahlarten, so dass neben Lastschrift und Kreditkarte dann auch PayPal und Prepaid angeboten und damit insbesondere jungen Nutzern der eigenständige digitale Ticketkauf ermöglicht.

Es ist geplant, als nächstes neue Funktionen der Fahrplanauskunft wie Push-Meldungen und eine „Schutzengelfunktion“ (= Reisebegleitung für ausgewählte Fahrten) umzusetzen. Parallel wird weiter an der Optimierung für barrierefreie Nutzung gearbeitet. Künftig werden ein Single-Sign-On-System mit zentralem Login für den digitalen Vertrieb und das neue VRB Abo-Online folgen, das in seiner Grundfunktionalität perspektivisch die Integration weiterer Anbieter zulassen soll.

FAIRTIQ-App

© Verkehrsverbund Region Braunschweig GmbH

Mit der FAIRTIQ-App müssen sich Fahrgäste vor Fahrtantritt nicht mehr überlegen, durch welche Tarifzonen sie ihre Fahrt mit dem ÖPNV führen wird und welches Ticket sie benötigen. Nachdem der einmaligen Registrierung in der App und die Hinterlegung der Zahlungsinformationen, ermittelt die App die richtige Ticketkombination und somit den Preis für alle an einem Tag mit dem ÖPNV zurückgelegten Fahrten. Die Bezahlung erfolgt bargeldlos.

Radverkehrszählungen

© 2018 Stadt Braunschweig/ Daniela Nielsen

In Braunschweig gibt es an sechs Standorten dauerhafte und automatisierte Radverkehrs-Zählanlagen. Fünf der Anlagen sind verdeckt. Eine ist zusätzlich mit einem Display ausgestattet (Zählsäule), um die Radverkehrsstärken transparent und in Echtzeit in der Örtlichkeit darzustellen. Die Erfassung erfolgt durch elektromagnetische Induktion, bei der die Metallbauteile der Fahrräder erfasst werden. Die Daten geben eine Auskunft über beispielweise tages- und jahreszeitliche Veränderungen und Unterschiede im Radverkehrsaufkommen. Bürgerinnen und Bürger können die Echtzeitdaten über Online-Dashboards abrufen.

Innovationsprojekte

© Daniela Nielsen / Stadt Braunschweig

Allgemein ist die Region Braunschweig mit den ansässigen Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur prädestiniert, um ein bundesweit sichtbarer Leuchtturm für innovative Mobilität zu sein. Eine besondere Rolle spielt dabei das automatisierte und vernetzte Fahren. Zum einen stellt es einen Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in der Region dar, zum anderen kann die Automatisierung der Mobilität dazu beitragen, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Dazu zählen etwa die Anbindung des ländlichen Raums und der Erhalt eines funktionsfähigen öffentlichen Personennahverkehrs.

Der Fachbereich Feuerwehr wirkt in innovativen Forschungsprojekten für die Rettungsmobilität im städtischen Verkehr mit. Ein Schwerpunkt ist die Bevorrechtigung von Einsatzfahrzeugen an Lichtsignalanlagen, die im Projekt SIRENE entwickelt und getestet wurde. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass das SIRENE-System die Fahrtzeiten der Einsatzfahrzeuge deutlich reduzieren kann. Das Nachfolgeprojekt GAIA-X baut auf SIRENE auf. Es soll das Testfeld um weitere Elemente wie eine Rettungsdrohne, eine automatisierte Rettungsgasse oder ein verbessertes Routing erweitern.

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