Haus der Musik
Der Wettbewerb
Die Familie Knapp und die Stadt Braunschweig planen die Errichtung eines Hauses der Musik auf dem Gelände des ehemaligen Karstadt-Gebäudes am Gewandhaus in der Braunschweiger Innenstadt. Es soll künftig Domizil der Städtischen Musikschule sein, zudem sollen dort ein Konzertsaal für unterschiedliche Konzertformate und ein Dritter Ort für kulturelle Begegnung entstehen.
Der Ende 2024 verstorbene Braunschweiger Unternehmer Friedrich Knapp hatte dafür mit Unterstützung der Stadt Braunschweig einen Architekturwettbewerb ausgelobt. Zehn Architekturbüros, von jungen bis zu renommierten, europaweit tätigen Unternehmen, waren eingeladen, Entwürfe für das Haus der Musik anzufertigen. Dabei war freigestellt, ob das bestehende Gebäude an der Poststraße, der ehemalige Karstadt am Gewandhaus, ganz oder teilweise erhalten bleibt oder ob ein Neubau vorgeschlagen wird.
Die Jury hat Anfang Mai getagt und einen Siegerentwurf ausgewählt.
Siegerentwurf aus Kopenhagen
Das Büro ADEPT aus Kopenhagen hat im Architekturwettbewerb den ersten Preis und damit ein Preisgeld von 35.000 Euro gewonnen. Bei dem von einer Jury um Prof. Tatjana Sabljo, Landesvorsitzende des Bundes der Architekten Niedersachsen, und Natascha Heinrichs, Abteilungsleiterin Architektur des Braunschweiger Unternehmens New Yorker ausgezeichneten Siegerentwurf würde das Bestandsgebäude großenteils erhalten und behutsam weiterentwickelt. Die Außenhaut ist eine Reminiszenz an die Fassade des früheren Karstadt-Gebäudes. Es setzt die charakteristische Struktur von aufgeklappten Dach- und Fassadenflächen aus Schiefer fort und entwickelt daraus eine fragile Konstruktion, nach Innen aus Holz, die Leichtigkeit ausstrahlt.
In der Kubatur des prämierten Entwurfs wird die Grundstruktur des bisherigen Gebäudes bis zum 3. Obergeschoss erhalten und darüber um zwei Staffelgeschosse aufgestockt. Das Erdgeschoss sowie das 1. und 2. Obergeschoss sind für die Städtische Musikschule vorgesehen, die autark betrieben werden kann. Die Haupteingänge zum Konzerthaus liegen zur Poststraße, ein großer Foyerbereich erweitert sich zum Konzertsaal der Musikschule. Der Konzertsaal mit 1.200 Plätzen findet sich im 3. und 4. Obergeschoss. Der Dritte Ort erstreckt sich über mehrere Etagen, ist flexibel und in verschiedenen Größen und Dimensionen nutzbar.
Die Jury würdigte in ihrer Bewertung, dass mit dem Gebäude ein kulturelles Wahrzeichen der Stadt weiterentwickelt wird. Der schwierige Balanceakt zwischen Erhalt, Transformation und Innovation gelinge überzeugend und weise hohes Identifikationspotential auf.
Der zweite Platz
Anerkennung für 2 weitere Wettbewerbsbeiträge
Den Architekturbüros GRAFT aus Berlin und Dorte Mandrup aus Kopenhagen wurden Anerkennungen ausgesprochen.
Teilnehmende Architekturbüros
ADEPT, Kopenhagen/ Hamburg
behet bondzio lin, Münster
Dorte Mandrup A/S, Kopenhagen
gmp & Giesler Architekten, Berlin/ Braunschweig
GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin
Gustav Düsing Architekt, Berlin
haas cook zemmrich STUDIO 2050, Stuttgart
Hadi Teherani Architects GmbH, Hamburg
Ottinger Architekten BDA, Braunschweig
Peter Haimerl Architektur, München
Die Jury
Die Jury setzte sich zusammen aus:
Fachpreisrichter
- Hannes Beinhoff, Architekt, Hamburg
- Prof. Dr. Volker Droste, Architekt, Juryvorsitzender, Oldenburg
- Roland Duda, Architekt, Berlin
- Dirk Franke, Architekt, Fachbereichsleiter Gebäudemanagement im städtischen Hochbaudezernat
- Alke Malzahn, Architektin, Braunschweig
- Stellv. Fachpreisrichterin Prof.in Tatjana Sabljo, Architektin, Hannover
Sachpreisrichter
- Lisa-Marie Jalyschko, Ratsfrau Bündnis 90 / Die Grünen
- Burim Mehmeti, Ratsherr SPD
- Gerrit Stühmeier, Ratsherr CDU
- Beate Wiedemann, Kulturmanagerin, Braunschweig
Sachverständige ohne Stimmrecht:
- Natascha Heinrichs, für das architektonische Konzept und die Gestaltungsqualität / Abteilungsleiterin Architekturabteilung New Yorker
- Prof. Dr. Anja Hesse, für den Dritten Ort/ Dezernentin Kultur und Wissenschaft Stadt Braunschweig
- Daniel Keding, für die Funktionalität der Musikschulräume/ Leiter Städtische Musikschule Braunschweig
- Sonja Keienburg / Inklusionsbeauftragte Stadt BS
- Jana Langenhan, für die verkehrlichen Belange/ Abteilung Verkehrsplanung und Verkehrsmanagement, Stadt Braunschweig
- Stephan Lemke, für das funktionale Konzept / Geschäftsführer Braunschweiger Veranstaltungsstätten GmbH
- Prof. Karlheinz Müller, für die Akustik, München
- Bernd Schmidbauer, für die städtebauliche Einordnung/ Leiter Fachbereich Stadtplanung und Geoinformation
- Natascha Wessling, für die Wirtschaftlichkeit & Fassade/ Geschäftsführerin Strukturförderung Braunschweig, Hochbausparte
- Frank Wiegand, für die Konstruktion und den Brandschutz/ Ingenieurbüro Horn + Horn
Nächste Schritte im Projekt Haus der Musik
Das Haus der Musik wollen die Familie Knapp und die Stadt Braunschweig gemeinsam über eine Stiftung finanzieren. Dafür ist der Abschluss des Architekturwettbewerbs ein wichtiger Meilenstein. Auf Basis der Wettbewerbsergebnisse können die Baukosten geschätzt werden, die wiederum eine wesentliche Grundlage für die Finanzplanung und die Erstellung der Stiftungssatzung sind. Ziel ist es, Finanzplanung und Stiftungssatzung bis Ende 2025 den politischen Gremien zur Entscheidung vorzulegen. Parallel dazu wird der siegreiche Entwurf mit dem Büro noch in einigen Punkten angepasst.