Internationaler Tag der Jugend 2025

„Wenn wir regieren würden, sähe Zukunft anders aus!“

Jugend in Braunschweig fordert Zukunft zum Mitgestalten: 2.480 Wünsche an die Politik zum Internationalen Tag der Jugend 2025

Zum Internationalen Tag der Jugend wollten es über 1.000 junge Menschen aus Braunschweig genau wissen: Was würde ich verändern, wenn ich Bundeskanzler\*in wäre? Die Jugendsozialarbeit der Stadt hat sie gefragt – und wurde überrollt von Ideen, Sorgen und Forderungen. Fast 2.500 Rückmeldungen zeigen: Die Jugend hat nicht nur eine Meinung – sie hat Visionen für ein gerechteres, nachhaltigeres Zusammenleben.

Die Antworten wurden acht Themenfeldern zugeordnet. Deutlich an der Spitze: Gemeinwohl, Reform und Zukunft (753 Nennungen), gefolgt von Finanzen (555) und Bildung (367). Die Jugendlichen formulierten sowohl politische Aufgaben als auch ganz konkrete Vorstellungen für ihren Alltag – von günstigerem Wohnraum bis zum kostenlosen Nahverkehr.

„Gesetze anpassen, Teilhabe stärken, Klima schützen – die Jugend fordert echten Wandel.“

Gemeinwohl, Reform und Zukunft

Der meistgenannte Themenbereich zeigt deutlich: Jugendliche in Braunschweig denken weit über ihre eigene Lebenssituation hinaus. Sie setzen sich mit grundsätzlichen Fragen auseinander – mit Gerechtigkeit, politischen Strukturen und der Zukunft unseres Zusammenlebens.

Die meisten Stimmen entfallen auf den Wunsch, „viele gesetzliche Regelungen anzupassen“ (225 Nennungen). Das zeigt: Die Jugendlichen nehmen politische Prozesse wahr – und empfinden viele davon als nicht mehr zeitgemäß. Auch das Thema Flüchtlingspolitik und Grenzschutz wird differenziert angesprochen: Einige fordern menschlichere Lösungen, andere stärkere Kontrolle. Klar ist: Dieses Thema beschäftigt.

Knapp dahinter folgen Forderungen nach mehr Einsatz für Klima- und Artenschutz (101 Nennungen) sowie der Wunsch, soziale Projekte zu fördern und Teilhabe zu ermöglichen (77). Das zeigt, dass viele junge Menschen eine Gesellschaft wollen, in der niemand zurückgelassen wird – weder ökologisch noch sozial.

Auch Demokratie ist ein wichtiges Anliegen: „Faschistische Parteien verbieten“ (61 Nennungen) taucht häufig auf – ein deutliches Statement gegen Rechtsradikalismus.

„Nicht am Preis scheitern – Braunschweigs Jugend fordert echte Entlastung.“

Finanzielle Entlastung

Kaum ein Thema wurde so eindringlich formuliert wie dieses: Junge Menschen erleben die aktuelle Preisentwicklung als direkte Bedrohung für ihren Alltag. Mit Abstand am häufigsten genannt wurde der Wunsch, das „Leben bezahlbarer zu machen“ (460 Nennungen). Gemeint sind damit vor allem: Preise für Lebensmittel, Energie, Freizeit, Mobilität.

An zweiter Stelle steht der konkrete Wunsch, Wohnraum bezahlbarer zu machen (69 Nennungen) – ein Thema, das besonders viele junge Erwachsene betrifft, die ausziehen oder sich eine eigene Zukunft aufbauen wollen. Auch mehr finanzielle Unterstützung für Jugendliche selbst (26) wird gefordert – z. B. in Form von Zuschüssen, Rabatten oder einem Grundeinkommen für junge Menschen.

Die Botschaft ist klar: Wer jung ist, soll nicht von Anfang an mit Existenzängsten leben müssen.

„Bildung muss zu uns passen – nicht wir zur Schule.“

Bildung

Die Jugendlichen in Braunschweig haben eine klare Botschaft an die Bildungspolitik: Schule soll moderner, kürzer, gerechter und besser ausgestattet sein. Die Zeit starrer Systeme und überlasteter Schulen soll vorbei sein – Bildung soll endlich wieder Freude machen und auf das Leben vorbereiten.

Mit 120 Nennungen steht die Forderung nach einer zeitgemäßeren, moderneren Bildung ganz oben. Gemeint sind neue Lernkonzepte, offene Unterrichtsformen, weniger Frontalunterricht und ein Bildungssystem, das auf individuelle Stärken eingeht.

„Verkürzte Unterrichtszeiten“ (97 Nennungen) – teils konkret als Wunsch nach einer 4-Tage-Schulwoche – zeigt, dass junge Menschen unter der aktuellen Belastung leiden. Sie wünschen sich mehr Raum für Freizeit, Erholung, aber auch für eigenständiges Lernen außerhalb der Schule.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Ausstattung von Schulen (49 Nennungen) – insbesondere digital. Die Jugendlichen wünschen sich moderne Technik, stabile Internetverbindungen, funktionierende Endgeräte – also Voraussetzungen, die längst Standard sein sollten.

Auch Wünsche zu Kultur-, Sport- und Sprachförderung, besserem Essen in Mensen und barrierefreier Teilhabe finden sich. Bildung soll ganzheitlich gedacht werden.

„Frieden im Alltag – und Gerechtigkeit für alle.“

Zusammenleben

Junge Menschen in Braunschweig fordern ein respektvolleres und sichereres Miteinander – im Kleinen wie im Großen. Dabei geht es nicht nur um persönliche Erfahrungen mit Konflikten oder Diskriminierung, sondern auch um den Wunsch nach gesellschaftlichem Zusammenhalt und aktiver Friedenspolitik.

Mit 127 Nennungen ist das Bedürfnis nach mehr Sicherheit vor Bedrohungen am stärksten vertreten. Viele junge Menschen fühlen sich im öffentlichen Raum, in Schulen oder auch im Netz nicht ausreichend geschützt – und wünschen sich entschlossene politische Maßnahmen gegen Gewalt, Extremismus und Ausgrenzung.

Fast ebenso oft wurde der Wunsch geäußert, dass unsere Gesellschaft „gewaltfreier agiert“ (100 Nennungen) – ein Statement, das auch international verstanden werden kann: Junge Menschen lehnen Waffenlieferungen, Kriegsrhetorik und Gewaltverherrlichung ab. Sie wollen Frieden, im Alltag wie in der Außenpolitik.

Unter dem Begriff „Gerechtigkeit herstellen“ (94 Nennungen) fassen viele Jugendliche Anliegen wie Gleichbehandlung, soziale Gerechtigkeit und faire Chancen zusammen. Hier wird besonders deutlich: Junge Menschen haben ein starkes Wertebewusstsein und erwarten, dass Politik diese Werte schützt.

„Mobil sein dürfen – auch ohne dickes Konto.“

Individual- und öffentlicher Nahverkehr

Für viele junge Menschen in Braunschweig ist Mobilität nicht nur eine Frage von Fortbewegung, sondern von Gleichberechtigung und Freiheit. Wer zur Ausbildung, in die Schule, zur Arbeit oder zu Freund*innen will, muss sich bewegen können – bezahlbar, sicher und klimafreundlich.

Die meistgenannte Forderung mit 87 Nennungen: die Preise im öffentlichen Nahverkehr senken. Oft verbunden mit konkreten Ideen wie einem kostenlosen Deutschlandticket für Schüler*innen, Azubis oder generell jungen Menschen. Gerade in einer Stadt wie Braunschweig, in der viele Wege mit Bus und Bahn zurückgelegt werden, ist das ein zentrales Thema.

Mit 46 Nennungen steht auch die Verbesserung der ÖPNV-Infrastruktur weit oben: Busse und Bahnen sollen verlässlicher, pünktlicher und besser getaktet sein – auch in den Abendstunden.

Viele Jugendliche (42) wünschen sich zudem, dass Führerscheine günstiger werden – ein Thema, das insbesondere diejenigen betrifft, die im ländlicheren Umland leben oder Schichtarbeit haben.

Auch der Wunsch nach besseren Fahrradwegen (17 Nennungen) wird geäußert – verbunden mit der Idee eines sichereren und nachhaltigeren Verkehrsnetzes für alle.

„Nicht nur klarkommen – sondern gut leben.“

Wohlbefinden

Für viele junge Menschen in Braunschweig reicht es nicht mehr, „einfach durchzukommen“. Sie wünschen sich mehr Lebensqualität, weniger Druck – und ein System, das ihnen hilft, den eigenen Weg zu finden. Dabei geht es sowohl um die mentale und körperliche Gesundheit als auch um langfristige Perspektiven.

Mit 57 Nennungen steht das Thema Suchtmittelregulierung auffällig weit oben. Jugendliche fordern nicht nur Aufklärung, sondern auch, dass der Verkauf von Alkohol, Nikotin oder Cannabis strenger oder klarer gesetzlich geregelt wird. Die Botschaft: Der Staat soll Verantwortung übernehmen – und den Schutz junger Menschen nicht den Märkten überlassen.

Auch die Gesundheitsversorgung ist vielen wichtig (44 Nennungen). Genannt werden z. B. kürzere Wartezeiten bei psychotherapeutischer Hilfe, kostenlose Vorsorgeangebote oder mehr Unterstützung in belastenden Lebenslagen. Gesundheit darf kein Luxus sein.

Insgesamt 16-mal wird der Wunsch nach konkreter Hilfe bei der Zukunftsplanung geäußert. Viele Jugendliche fühlen sich nach der Schule allein gelassen – mit der Frage: „Was kommt jetzt?“ Hier wünschen sie sich Begleitung und Orientierung.

„Kein Abschluss ohne Anschluss – faire Chancen für alle!“

Ausbildung und Beruf

Der Übergang von der Schule ins Berufsleben beschäftigt viele junge Menschen in Braunschweig. Dabei geht es nicht nur um den ersten Job, sondern vor allem um Orientierung, gerechte Chancen und faire Bedingungen.

Gleichauf an der Spitze: 33 Nennungen fordern bessere berufliche Beratung und Orientierung. Viele Jugendliche fühlen sich nach der Schule allein mit der Frage: „Was passt zu mir – und wie komme ich da hin?“ Hier wünschen sie sich mehr persönliche Begleitung, praxisnahe Einblicke und niedrigschwellige Angebote.

Ebenfalls 33-mal genannt: der Wunsch, Arbeits- und Ausbildungsbedingungen zu verbessern. Gemeint sind faire Bezahlung, mehr Anerkennung, bezahlte Praktika, Schutz vor Ausbeutung und Überforderung im Betrieb. Die Jugendlichen wollen, dass Ausbildung wieder attraktiv und sicher wird – nicht nur ein Sprung ins kalte Wasser.

Neun Jugendliche wünschen sich erleichterten Zugang zu Ausbildung und Beruf – etwa durch weniger bürokratische Hürden, flexiblere Einstiegsmöglichkeiten oder mehr Unterstützung beim Bewerbungsprozess.

„Braunschweig soll sich wie Zuhause anfühlen – für alle.“

Stadtentwicklung

Auch wenn Stadtentwicklung seltener genannt wurde als andere Themen, machen viele junge Menschen aus Braunschweig klare Vorschläge, wie ihre Stadt lebenswerter, lebendiger und jugendfreundlicher werden kann.

Mit 27 Nennungen liegt der Wunsch nach dem Ausbau von Sport- und Freizeiteinrichtungen vorn. Jugendliche wünschen sich Treffpunkte, Bewegungsangebote, offene Räume – Orte, an denen sie willkommen sind und ihre Freizeit selbst gestalten können.

Kommerzielle Angebote wie Cafés, Läden oder Jugendkultur-Orte (21 Nennungen) sind ebenfalls ein Thema. Es geht dabei nicht um Konsum, sondern um soziale Orte zum Dazugehören. Viele junge Menschen suchen Räume außerhalb von Schule oder Zuhause, wo sie sich selbstbestimmt aufhalten können.

Grünflächen und Parks (16 Nennungen) stehen für Erholung, Rückzug und Umweltbewusstsein. Der Wunsch: mehr gepflegte, sichere und nutzbare Natur in der Stadt – auch als Gegenpol zum stressigen Alltag.

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