Vorschau
Stars ohne Glamour. Lette Valeska – eine Braunschweiger Fotografin in Hollywood
Lette Valeska wurde 1885 als Valeska Heinemann in Braunschweig geboren und wuchs in einer wohlhabenden säkularen jüdischen Familie auf. Bereits im Alter von zwölf Jahren begann Heinemann zu fotografieren, eine künstlerische Ausbildung erhielt sie aber nicht. Als eine moderne Frau der Zeit arbeitete sie mehrere Jahre als Sekretärin in Brüssel, bevor sie 1920 den Unternehmer Ernst Heymann, Besitzer einer Fabrik für chemisch-pharmazeutische Produkte in Frankfurt am Main, heiratete. 1932 zog das Paar mit seiner gemeinsamen Tochter nach Paris, um eine Unternehmensfiliale zu etablieren. Antisemitische Firmenangestellte verhinderten 1937 die Rückkehr der Familie nach Frankfurt, sodass sie sich im selben Jahr zur Emigration nach New York gezwungen sah.
Nachdem sich das Ehepaar Heymann 1938 getrennt hatte, zog die sich nunmehr Lette Valeska nennende Braunschweigerin auf Anregung ihrer Schulfreundin Galka Scheyer nach Los Angeles. Scheyer motivierte Lette Valeska, künstlerisch tätig zu werden und den Lebensunterhalt als Fotografin zu bestreiten. Die von ihr angefertigten Kinderportraits zogen die Aufmerksamkeit der Hollywood-Prominenz auf sich. Der Filmproduzent David Selznick beauftragte sie wenig später, Schauspieler zu fotografieren. Filmstars wie Gregory Peck, Joseph Cotten, Gene Kelly, Ingrid Bergman, Mickey Rooney, Doris Day, Rita Hayworth, Ava Gardner, James Stewart und Elizabeth Taylor standen vor Valeskas Kamera. Ihr Vorgehen, die Prominenten in ihren eigenen Häusern und in ohne Glamour alltäglichen Situationen darzustellen, sollte die Starfotografie grundlegend beeinflussen.
Im Zentrum der Ausstellung stehen Lette Valeskas Fotos von Hollywood-Stars, die sich im Besitz der Nachkommen der Künstlerin befinden. Das bewegte Leben der Künstlerin wird anhand persönlicher Dokumente und Gegenstände aus ihrem Nachlass vorgestellt. Ein dritter Ausstellungsteil präsentiert aus einer bedeutenden Kölner Privatsammlung ausgewählte Starfotos anderer, zeitgenössischer Hollywood-Fotografen, die die Einzigartigkeit von Lette Valeskas Kunst unterstreichen.
Vom 5.9.2023 bis 7.1.2024 im Haus am Löwenwall.
„…ein wahrer Schüler der Natur“. Pascha Weitsch zum 300. Geburtstag
Das Städtische Museum Braunschweig würdigt den 300. Geburtstag von Pascha Johann Friedrich Weitsch, einem bedeutenden Vertreter des kulturellen Lebens des 18. Jahrhunderts. Weitsch, der als Landschafts- und Porzellanmaler sowie als Leiter der Gemäldegalerie im Schloss Salzdahlum überregionalen Ruhm erlangte, wurde am 16. Oktober 1723 als Sohn eine Ziegeldeckers in Hessen geboren.
Im Rahmen eines Festmonats im Oktober 2023 wird Johann Friedrich Weitsch im Städtischen Museum Braunschweig mit einer Kabinettausstellung seiner Werke und einer begleitenden Publikation gewürdigt. Das Museum bietet Sonderführungen, museumspädagogische Programme und eine Vortragsreihe an, in der Experten einzelne Aspekte des facettenreichen Berufslebens von Weitsch beleuchten – als Maler, Künstler für die Porzellan- und Lackmanufaktur und als Direktor der Galerie Salzdahlum.
Weitsch war nicht nur als Künstler, sondern auch als Netzwerker bekannt und korrespondierte mit Gleim und Lessing. Berufungen an die Kunstakademien in Berlin und Düsseldorf zeugen von seiner überregionalen Wertschätzung.
Vom 4. Oktober bis 31. Dezember 2023 im Haus am Löwenwall.
Galka Scheyer und die Blaue Vier - Feininger, Jawlensky, Kandinsky, Klee
Das Städtische Museum Braunschweig plant eine große Sonderausstellung über die jüdische Kunstförderin Galka Scheyer und die revolutionäre Kunst der Blauen Vier. Zusammen mit dem Avantgardisten Alexej von Jawlensky und den Bauhaus-Visionären Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Paul Klee gründete die gebürtige Braunschweigerin 1924 die Verkaufsgemeinschaft „Die Blaue Vier“ mit dem Ziel, die Werke der Künstler in den USA zu vermarkten. Als eine der ersten übte Scheyer das neue Berufsbild der Kunstagentin aus und entwickelte innovative Marketingstrategien. Analog zu den Kunstförderinnen Katherine S. Dreier, Peggy Guggenheim und Hilla von Rebay leistete sie wichtige Pionierarbeit für die Rezeption moderner Kunst in den USA, wo sie bis zu ihrem Tod 1945 in Hollywood lebte. Das Ausstellungsprojekt erschließt ein wesentliches Forschungsdesiderat im Bereich der Gender- und Kunstmarktforschung und präsentiert das Thema erstmals in Scheyers Geburtsstadt Braunschweig.
Ab dem ersten Quartal 2024 im Haus am Löwenwall.